Hygieneseminar als online Praxiskurs – Teil 2

Im ersten Teil dieses Artikels ging es um Hygieneanforderungen, Empfehlungen und die Leitlinie für Imkereibetriebe als Lebensmittelerzeuger. Im zweiten Teil stehen die Produkte, die die Bienen produzieren und was wir selber produzieren im Mittelpunkt. Es werden fragen geklärt wie Honig aussehen sollte und was bei der Erzeugung alles zu beachten ist.

Der erste Eindruck gilt so wie beim Menschen auch für unsere Produkte. Zum Beispiel soll Cremehonig eine einwandfrei glatte Oberfläche und keinen Schwamm haben. Er soll sich nicht bewegen, er soll stichfest und streichfähig sein und sich am Gaumen und vom Mundgefühl soll er geschmeidig sein und sich wie Schokolade wunderbar anfühlen. Dann steigen die vielen Aromen auf und der Kunde hat einen wunderbaren Genuss. Hat das Produkt noch ein sauberes, interessante und wunderschönes Etikett ist das Produkt perfekt. Gleiches gilt für traditionellen Blütenpollen, Bienenwachs oder Kosmetik mit Bienenprodukte, bis zu Wachstücher hin. Hat der Kunde Einblick auch hinter die Kulissen und besucht Eure Imkerei, wird er nicht von den Produkten geleitet, sondern vom Umfeld in welches Ihr ihm Einblick gewährt.

Die Rolle der Imkerinnen und Imker in der Honigvermarkung stellt eine Vertrauensperson dar und steht als Synonym für Naturprodukte & Qualität. Der Imker ist Produzent, Vermarkter von Honig und erster Ansprechpartner für Konsumenten. Der Konsument stellt sich den Imker im Schutzanzug mit Bienenschleier vor, obwohl diese Zeiten schon lange vorbei sind. Er erwartet jedoch, dass wir ausschließlich mit Naturprodukten arbeiten und das die Produkte unverfälscht sind und ein klassisches Lebensmittel herstellen.

Die Bioimkerei ist kein finanzieller Anreiz sondern eine reine Einstellungssache. Der Wille naturnahe zu imkern und der Natur etwas gutes zu tun steht im Vordergrund. Vor allem für Neueinsteiger ist es eine Lebenseinstellung. Da spielt es keine Rolle für eine Kontrolle 130,- € zu bezahlen oder etwas teureres biologisch hergestelltes Bienenfutter zu kaufen. Es liegt bei jedem selber wie er vom Konsumenten gesehen wird und wie er sich selber sieht. Es gilt damit das Vertrauen des Kunden zu gewinnen.

Der Pro Kopfverbrauch von Honig ist in Österreich auf 1 kg im Jahr gesunken. Der Markt ist zwar sehr stabil, jedoch sinkt er in den letzten Jahren doch konstant. Es ist also unsere Aufgabe den Kunden wieder zurück zu gewinnen.

Pro-Kopf-Konsum von Honig in Österreich in den Jahren 2006/7 bis 2018/19 (Quelle: Statista.com)

Jeder muss sich vor Augen halten: wir sind „Honigvermarkter“, wird sind „Inverkehrbringer von Lebensmittel“ und wir tragen Verantwortung! Die lebensmittelrechtliche Verantwortung besteht unabhängig von der Größe des Betriebes. Davon ausgenommen ist nur die Herstellung für den eigenen Bedarf.

Was ist der eigene Bedarf?
Aber was versteht man unter eigener Bedarf! Er ist definiert als: „Bedarf an etwas für sich selbst„. Dazu zählen vermutlich noch die engsten Personen im eigenen Haushalt und vielleicht noch die eigenen Kinder, die schon auswärts wohnen. Sobald man aber ein Kilogramm Honig verkauft ist man schon Produzent von Lebensmittel. Naturgemäß wird man auch ab einer gewissen Anzahl an Völkern in einen Erklärungsnotstand kommen und nicht mehr nur für den eigenen Bedarf produzieren.

Daher ist es für Neueinsteiger zu Beginn schon besonders wichtig die Hygieneregeln zu beachten. Denn sind wir ehrlich, wer will schon auch in seiner Familie ein Produkt weiter geben, das nicht den höchsten Qualitätsansprüchen entspricht.

Welche Mikroorganismen gibt es?

Bakterien
Die Bakterien (Bacteria) bilden eine der drei grundlegenden Domänen, in die alle Lebewesen eingeteilt werden. Bakterien können sowohl positiv als auch negativ in der Lebensmittelproduktion eingesetzt werden. Denken wir dabei zum Beispiel an Schimmelkäse. Hier werden gezielt Bakterien eingebracht um Schimmel, der für den Verzehr geeignet ist, als Geschmacksveränderung zu verwenden. Aber Schimmel kann uns auch Krank machen.

Fakultativ anaerob ist die Bezeichnung für Bakterien, die optimal in Gegenwart von Sauerstoff wachsen, aber auch in Abwesenheit von Sauerstoff leben können und ihren Stoffwechsel auf Gärung oder anaerobe Atmung umschalten (z.B. Escherichia coli). Wir sehen schon alleine an dieser Begriffsdefinition, dass sie nur sehr schwer zu beseitigen sein werden. Bekämpft werden können Bakterien nur durch die Umsetzung von Hygienemaßnahmen.

Clostridium Botulinum (Quelle: Wikipedia)

Ein Beispiel für ein Bakterium: Clostridium Botulinum ist ein grampositives, stäbchenförmiges Bakterium aus der endosporenbildenden Familie der Clostridiaceae.
Obwohl es sich um ein anaerobes Bakterium handelt, ist es relativ unempfindlich gegenüber Luftsauerstoff. Die Isolierung aus Wurst (lat. botulus) und der erstmals nachgewiesene Zusammenhang mit dem bereits bekannten Krankheitsbild Botulismus war namensgebend. Botulismus ist eine seltene Vergiftung, die durch das Bakterium Clostridium botulinum hervorgerufen wird. Die Keime vermehren sich vor allem in eiweißreicher Umgebung unter Luftabschluss, beispielsweise in Konserven oder verpackten Wurstwaren.
Die Übertragung erfolgt mittels Sporen und darunter fällt auch die Bienenkrankheit der Faulbrut.

Staphylococcus aureus (Quelle: Wikipedia)

Staphylococcus aureus ist ein kugelförmiges, grampositives Bakterium welches sich nicht aktiv bewegt und es bildet keine Sporen. Staphylococcus aureus ist weit verbreitet, kommt in vielen Habitaten vor, lebt meistens als harmloser, beim Menschen zur normalen Besiedlungsflora der Haut und Schleimhaut gehörender Saprobiont und Kommensale, kann aber auch neben Haut- und Weichgewebsinfektionen auch Lungenentzündung, Hirnhautentzündung und sogar ein toxisches Schocksyndrom und Sepsis verursachen.

Es ist immer dann im Spiel, wenn es um Wunden und Wundsekrete geht. Meist wird es auch durch Niesen oder Husten übertragen.

Pilze
Pilze (Hefen, Schimmel,…) verursachen Mykosen als Krankheitsbild und bilden Toxine (z.B. Aflatoxin mit stark karzinogener Wirkung). Sie sind in Blütenpollen, Gelee Royale, Nüssen, Gewürzen und sonstigen Zutaten allgegenwärtig. Schon durch den Griff mit einem Finger in ein Glas genügt und es kann Hefe ins Glas eingebracht werden. Der Honig wird dies vermutlich aushalten, aber unabhängig davon macht es ein unschönes Bild, wenn Fingerabdrücke an der Glas- oder Deckelinnenseite oder auch an der Honigoberfläche sichtbar sind und darüber hinaus ist es auch unhygienisch.

Anmerkung: Wusstest Du, dass Honig auch eine große Rolle in der Wundheilung spielt? Er entzieht den Bakterien die Lebensgrundlage Feuchtigkeit und tötet diese dadurch ab.

Warum ist der Honig so stabil?
Man sagt ja, dass Honig der als Grabbeigabe im alten Ägypten gefunden wurde auch noch heute genießbar sei. Dafür ist der Zuckeranteil im Honig verantwortlich. Er hat ein Spektrum von 75 bis 85% Zuckeranteil. Sirup im Handel hat maximal 63% Zucker und ist mit diesem Wert schon stabil bzw. dauerhaft haltbar.

Welche Rolle spielt der PH Wert beim Honig?
Zusätzlich zum hohen Zuckeranteil spielt auch noch der PH Wert im Honig eine große Rolle für die Haltbarkeit. Der PH Wert ist ein Messwert für die Säure. Honig hat einen PH Wert von 3,5 bis 3,8 und unter einem PH Wert von 4,5 können keine Keime mehr existieren. Man möchte es nicht glauben, aber er hat also mehr Säure als wenn man einen Salat mit Essigdressing isst und dies obwohl er süß schmeckt. Das alles produzieren die Bienen durch Zugabe von Enzymen und Fermenten. Das ist das Geheimnis warum Honig als Produkt so einzigartig ist.

Warum beginnt Honig oft dennoch zu gären?
Ist der Wassergehalt im Honig zu hoch, kann der Honig zu gären beginnen. Dazu genügt es, dass an der Oberfläche des Honig sich ein dünner Film mit Wasser bildet. Begünstigt wird dieser Vorgang durch ständige Wärme. In diesem Zustand trennt sich der Honig vom Wasser leichter und in der so entstandenen Oberfläche bilden sich dann die Keime und ermöglichen den Gärvorgang. Besonders problematisch wird es wenn Produkte wie Nüsse oder Früchte beigefügt werden. Dann können sich zusätzlich Toxine bilden und das ist besonders gefährlich. Dies ist auch der Grund warum durch die Vermengung mit sonstigen Zutaten das Ablaufdatum des Honig angepasst werden muss.

Der Grenzwert von Wasser im Honig muss daher sorgfältig gemessen werden. Es dürfen nicht mehr als 17% Wasseranteil im Honig enthalten sein. Es spielen zwar 20% auch kein Problem, aber vom Imkereiverband werden 17% vorgegeben. Offener Honig nimmt sehr schnell die Feuchtigkeit und Gerüche an und der Schwellwert wird daher sehr rasch überschritten.

Viren
Viren wachsen nicht eigenständig, können sich nicht vermehren und dringen in Wirtszellen ein. Als Bakteriophagen oder kurz Phagen, bezeichnet man verschiedene Gruppen von Viren, die auf Bakterien als Wirtszellen spezialisiert sind. Aber dazu braucht man nicht mehr viel erklären, denn das hören wir täglich in den Medien und wie man sich davor schützen kann auch. Stichwort: Händewachen, Maske, Abstand halten.

Wie vermehren sich Keime und Bakterien?
Die Vermehrung erfolgt im günstigsten Fall durch Verdoppelung. Bestimmte Bakterienstämme vermehren sich bei optimalen Bedingungen durchschnittlich alle 20 bis 30 Minuten! Die optimalen Vermehrungsbedingungen herrschen bei:

  • Wärme (z.B. Raumtemperatur bis Köprertemperatur)
  • Feuchtigkeit (hohe Wasserverfügbarkeit)
  • guten Nährböden (Eiweiß, Kohlehydrate z.B. Schmutz)
  • langem Zeitabschnitt – Dauer der rasanten Keimvermehrung

Die Erkrankungsschwelle oder Krankheitsschwelle ist je nach Menge und Keimart bzw. Personenkreis unterschiedlich hoch. In Bezug auf den Honig und den imkerlichen Bereichen, sollte es aber weniger Probleme damit geben. Es sollten ja in der Regel vom Menschen keine Keime in die Produkte direkt gelangen können.

Toxine
Ein Toxin ist ein Gift, das von einem Lebewesen synthetisiert wird. Meist sind sie auch hitzestabil und ein Abkochen ist in diesen Fällen unwirksam. Durch Toxine können Nerven angegriffen werden! Es zählt zu den stärksten Nervengiften und führt in der Regel zur Atemlähmungsgefahr. Bei Erwachsenen ist dies eher gefahrlos. Bei Kleinkindern unter einem Jahr kann dies jedoch tödlich enden. Sie können diese Gifte im Magen- / Darmtrakt nicht vernichten und dadurch können die dort auskeimen.

Zusammenfassung
Sporen von Pilzen und Bakterien, sowie Viren können im Lebensmittelbereich großen Schaden anrichten. Einziges Mittel dagegen ist sauberes Arbeiten und die Hygiene.

Hier noch ein abschließendes Beispiel wie sich in der Mikrobiologie Keime und Bakterien vermehren:

Gegenüberstellung zweier Keimzahlen

Die Krankheitsschwelle kann bereits ab einer Million Keime erreicht werden. Sieht man sich nun das Rechenbeispiel in der Tabelle an, so erkennt man schnell die Bedeutung der Reinigungsmaßnahmen. Wird mit einer Keimzahl von 10.000 bei der Arbeit wegen mangelnder Hygiene begonnen, so wird der Krankheitsschwellwert bereit nach vier Stunden erreicht. Werden jedoch entsprechende Reinigungsmaßnahmen umgesetzt und startet man angenommen mit einer Keimzahl von 1600, so erreicht man den kritischen Wert erst nach 5 Stunden. Das bedeutet: Nur geringe Keimbelastung bewirkt Sicherheit bei der Verarbeitung von Lebensmittel.

Wenn ich sauber arbeite und Wert darauf lege, dass mein Werkzeug sauber ist, dann geht keine Gefahr aus!

Oberstes Gebot ist somit die Sauberkeit bei der Verarbeitung. Hier noch Tipps für das richtige Händewachen.

Eine große Rolle für das Wachstum der Keimzelle spielen auch die Temperaturbedingungen. Mikroorganismen vermehren sich bei niedrigen Temperaturen langsamer, sodass dadurch der Verderb oder auch die Vermehrung krankmachender Bakterien verzögert wird. Daher lagern wir ja unsere Lebensmittel auch im Kühlschrank. Allgemein gilt, dass der Bereich, in dem sich Bakterien besonders gut vermehren (zwischen + 10°C und + 75°C) möglichst schnell durchschritten werden muss. Bei einer Temperatur von über 100 °C werden die meisten Bakterien zerstört und über 120 °C alle.

Keime sterben jedoch nicht ab, wenn diese eingefroren werden, denn sie schlafen lediglich!

Primärproduktion

Der Begriff Primärproduktion bezeichnet in der Ökologie die Produktion von Biomasse durch die Produzenten, also Pflanzen, Algen, Cyanobakterien und andere autotrophe Bakterien, mithilfe von Licht oder chemischer Energie aus anorganischen Substanzen. (Quelle: Wikipedia)

Dies bedeutet für die Produktion unserer Produkte, dass nicht nur Werkzeuge und Arbeitsflächen für Verunreinigungen sorgen können, sondern auch Wasser und der Mensch selber dazu beitragen können.

Wasserqualität
Daher müssen wir bei der Honigproduktion auch die Wasserversorgung (Trinkwasserqualität sicherstellen) mit in Betracht ziehen. Es dient ja vorwiegend zur Reinigung von Werkzeugen und Behältern. Wird das Wasser aus einem eigenen Hausbrunnen entnommen, so muss auch dieser einer regelmäßigen jährlichen Überprüfung unterzogen werden. Bei öffentlichen Wasserversorgungen übernimmt dies der Betreiber der Anlage. In der Regel schickt dieser entsprechende Informationen an seine Abnehmer zu. Kann eine saubere Wasserversorgung nicht gewährleistet werden, muss notfalls aus sauberen Transportbehältern das Wasser entnommen werden. Behältnisse oder Kanister die dafür verwendet werden müssen auch als solche beschriftet werden.

Personal
Eine wesentliche Rolle spielt auch die Gesundheit des Menschen. Bei der Lebensmittelproduktion muss sicher gestellt sein, dass auch vom Menschen keine Gefahr droht. Krankheit am Arbeitsplatz hat daher nichts in der Lebensmittelproduktion verloren. Dies gilt nicht nur für den Imker selber, sondern auch für alle seine Helfer. Egal ob diese unentgeltlich oder gegen Bezahlung unterstützen.

Kontaminationen und sonstige Verunreinigungen

In diesem Abschnitt werden Stichwortartig einige Verunreinigungsmöglichkeiten angeführt. Diese können aber beliebig erweitert werden und dienen daher nur beispielhaft um Ideen zu bekommen, welche Risiken in der Lebensmittelproduktion auftreten können.

Hygienisches Arbeiten gemäß „Guter Herstellungspraxis“ bedeutet auch zum Beispiel, dass keine alten Brutwaben verwendet werden. Die Erneuerung muss alle 3 Jahre erfolgen.

Genauso wichtig sind saubere Räume, Geräte und Lagerbehälter. Oberflächen sollten leicht zu reinigen sein. Aber nicht nur die Oberfläche ist wichtig, auch eventuelle „Mängel“ durch Schädlinge müssen verhindert werden.

Eine weitere Ursache stellen mangelhafte Beschichtungen dar. So führen Lackabsplitterungen bei Honigschleudern genauso zu Verunreinigungen wie der Abrieb von Behältnissen beim Cremehonigrühren. Dabei werden Beschichtung in einem Kunststoffbehälter von ungeeignete Rührgeräte abgerieben oder Verschmutzungen von Bohrmaschinen in das Lebensmittel Honig eingebracht. Stellt man fest, dass die Kübelinnenseite bereits aufgeraut wurde, ist es längst zu spät. Das Produkt darf nicht mehr in Verkehr gebracht werden.

Korrosion (z.B.: Rost) von Behältern und Werkzeugen führen zu Kontamination in Lebensmittel. Auch hier muss dafür gesorgt werden, dass solche Geräte in Stand gesetzt werden. Ähnliche Probleme gibt es auch bei Transportmaterialien.

Leicht können auch von Beuten- oder dem Rähmchenholz Splitter in den Honig gelangen. Beschädigungen müssen daher beseitigt und vermieden werden. Wichtig ist auch hier die Sauberkeit und Lagerung (keine Behandlungs- oder Reinigungsmittelrückstände, Edelstahldraht statt Eisendraht – Korrosion, schimmeliges und schadhaftes Holz ausschneiden, Abfaserungen, …) von allen Geräten.

Transportkisten für Waben müssen glatt, sauber und dicht sein. Eine leichte Reinigung der Oberfläche inkl. Deckel muss sichergestellt werden.

Honigschleuder, Siebe, Honigbehälter müssen auf eventuelle Korrosion, Beschädigungen und Dichtheit kontrollieren werden. Restwasser von der letzten Reinigung vermeiden. Dichtungen und Verschraubungen stellen oft erhöhtes Gefahrenpotenzial für Verunreinigungen dar. Spröde Dichtungen müssen ausgetauscht werden. Als Imker-Neueinsteiger sollte man auf keinen Fall gebrauchtes Gerät kaufen und schon gar keines das viele Jahre alt ist. Die Gefahr diverse Krankheiten für die Bienen einzuschleppen ist stets gegeben.

Die Kontamination durch eine Varroa-Behandlung muss unter allen Umständen vermieden werden! Daher ist eine Varroa-Behandlung nur außerhalb der trachtfreien Zeit zulässig und darf erst außerhalb der Lebensmittelproduktion angewendet werden. Wird Bienenwachs wieder zu Mittelwänden verarbeitet, so soll dies möglichst ohne Rückstände erfolgen. Dazu wird am einfachsten ein eigener Wachskreislauf sichergestellt.

Tipp: Dazu trennt man am besten das Entdeckelungs- und Honigwabenwachs von dem Wachs der Brutwaben beim Einschmelzen! Das Brutwabenwachs ist schon älter und wurde nicht nur durch Umweltgifte bereits verunreinigt, sondern auch durch die Varroa-Behandlung. Aus diesem Wachs werden Kerzen hergestellt oder als Bastelmaterial weiter verkauft. Für diese Zwecke ist es noch bestens geeignet und wegen der Verunreinigungen absolut unbedenklich.

Bei der Wachsrückgewinnung sollte das Rohwachs mehrmals geklärt werden. Auf alle Fälle müssen beim Einschmelzen Metallbehälter vermieden werden. Eisen verursacht ansonsten eine starke Verfärbung des Wachs.

Bei der Honigernte sollte stets auf Personalhygiene geachtet werden. Nicht nur Krankheiten des Personals führen zu Probleme, sondern auch:

  • verschmutzte Arbeitskleidung inkl. Schuhe
  • mangelhafte oder fehlende Kopfbedeckung (Haarnetz)
  • verschmutzte Hände (Einweghandschuhe wenn möglich)
  • Uhren, Schmuck oder Freundschaftsbänder

Lagerung
Für die Honigeinlagerung sollten Behälter die auch leicht gereinigt werden können, verwendet werden. Es dürfen nur geprüfte Lagerbehälter (Konformitätserklärung) zur Anwendung gelangen. Verschlüsse müssen 100% dicht sein!

Stellflächen und Regale müssen ebenfalls leicht gereinigt werden können. Keine rohen Holzflächen einsetzen. Schnell bildet sich durch Feuchtigkeit Schimmel der nur schwer zu beseitigen ist.

Nur einwandfreie und saubere Siebe (Doppelsieb) verwenden. Vor dem Einsatz sind diese auf Roststellen und brüchige Teile zu prüfen.

Honig sollte gefiltert werden
Der Abseihvorgang verhindert nicht kleinere Wachsteilchen und andere Fremdkörper. Vor allem tierische Verunreinigungen wie Insekten, Spinnen, Mücken usw. werden schnell zum Problem. Hier verschafft der Seihvorgang mit einem Seihtuch, Spitzsieb oder einem „Melitherm“ die notwendige Sicherheit. Der Melitherm verfügt über eine Heizspirale, die durch kurzfristiges Erwärmen der Honigkristalle diese zum Schmelzen bringt und so der flüssige Honig leichter fließen kann. Dabei wird er durch das innenliegende Seihtuch nochmals gereinigt.

Der Honig sollte nicht nur gefiltert, sondern auch geklärt werden. Beim Ab- oder Umfüllen durch ein Seihtuch oder Spitzsieb wird Luft mitgenommen und diese steigt in den Stunden danach an die Oberfläche und bildet ein unschönes Schaumhäubchen. Dabei werden auch oft noch verbliebene kleinere Wachs, Pollen oder verbliebene Verunreinigungen an die Oberfläche transportiert. Durch die sehr hellen Schaumstrukturen werden diese dann besonders gut sichtbar. Gefilterter Honig sollte ein bis zwei Tage nach dem Filtervorgang abgeschöpft werden. Hierzu eignet sich am besten eine Teigspachtel mit der dieser Schaum von der Oberfläche abgehoben werden kann. Frisch gefilterter Honig darf daher niemals sofort in Gläser für den Endkunden gefüllt werden. Oft wird der Schaum vom Kunden als Qualitätsmangel gesehen und führt zu böser Nachrede. Der Kunde wird dies vielleicht nicht reklamieren, aber kein zweites Mal einen Honig kaufen.

Verwenden von Wärmeschrank oder Wasserbad
Beim Wärmeschrank dauert die Temperatureinwirkung wesentlich länger, sie ist aber leicht unter 40 Grad Celsius zu halten. Besondere Vorsicht ist auch bei selbstgebauten Wärmeschränken geboten. Oft bauen Imker einen alten Kühlschrank zu einem Wärmeschrank um. Dabei kommt eine kleine Heizspirale mit einer Temperaturdifferenzschaltung zum Einsatz. Billige Heizspiralen erwärmen sich schnell und oft zu stark, sodass punktuell und kurzfristig hohe Temperaturen entstehen. Dabei werden die in unmittelbarer Nähe stehenden Honiggläser oder Behälter stark und auch ungleichmäßig erhitzt und der Honig kann dadurch Schaden nehmen.

Durch die bessere Wärmeleitfähigkeit eines Wasserbades kann die Temperatureinstellung sehr exakt vorgenommen werden. Dadurch verkürzt sich der Zeitraum der Verflüssigung im Vergleich zum Wärmeschrank deutlich.

HMF (Hydroxymethylfurfural) in Honig
Eine geringe Menge an HMF im Honig ist ein Indikator für dessen Frische und Naturbelassenheit. HMF ist ein Abspaltungsprodukt von Glykose beim Honig durch Wärmeeinwirkung. Ein hoher HMF-Wert weist auf länger anhaltende Erwärmung (maximal 45 °C) oder Lagerung hin. Wenn Honig erhitzt wird, bildet sich aus Fruchtzucker HMF. Der HMF-Gehalt in frisch geschleudertem Honig ist sehr gering und steigt bei korrekter Lagerung, je nach pH-Wert und Lagertemperatur um ca. 2–3 mg/kg pro Jahr an. Lagerung bei Zimmertemperatur (21 °C) kann den HMF-Gehalt in einem Jahr bereits auf 20 mg/kg erhöhen. Die EU hat einen HMF-Grenzwert von maximal 40 mg/kg für Honig, der unter europäischen Bedingungen produziert wurde, festgelegt. Der HNF Wert wird auch bei der Lebensmitteluntersuchung verpflichtend gemessen.

Pollenprodukte
Frischer Pollen ist sehr feucht und schmiert. Dies sind optimale Bedingungen für Schimmelbildung. Schimmelbildung ist ein Hygienerisiko und muss vermieden werden. Daher gehört frisch gesammelter Pollen sofort gereinigt und rasch getrocknet. Das bedeutet, dass sofort nach der täglichen Entnahme aus der Pollenfalle eine optisch Prüfung auf Verschmutzung und eventueller Schimmelbildung vorgenommen werden muss. Wenn man Schimmel bereits sieht (Fäden oder Sporen) ist es bereits längst zu spät und er muss vernichtet werden. Im Anschluss wird der Pollen getrocknet. Wurde er richtig getrocknet, dann zerbröselt er bei leichtem Druck und darf nicht mehr schmieren.

Der getrocknete Pollen muss anschließend dicht in Gläser abgefüllt werden und zwei bis drei Tage tiefgefroren werden. Im Pollen befinden sich sehr oft auch die Eier der Wachsmotte. Wird der Pollen nicht lange genug eingefroren, so findet die Wachsmotte optimale Bedingungen vor und das Produkt wird durch das Schlüpfen der Motte vernichtet. Nicht vorzustellen wenn der Kunde die durch die Wachsmotte versponnenen und so verunreinigten Produkte öffnet. Nur durch Einfrieren werden die Eier abgetötet und eine Weiterentwicklung verhindert.

Propolis
Propolis wird als Vorprodukt zur Herstellung von Propolis-Tinkturen oder Tropfen verwendet. Propolis kann aber auch in Pulverform verkauft werden. Der Imker verwendet dafür oft ein sogenanntes Propolis-Gitter. Dieses wird unterhalb der obersten Folie in der Beute eingelegt und die Bienen beginnen diesen Fremdkörper mit Kittharz zuzubauen. Wenn genügend Propolis am Gitter von den Bienen aufgetragen wurde, wird dieses tiefgefroren. So wird das Propolis brüchig und lässt sich leicht vom Gitter bröseln. Dabei ist darauf zu achten, dass keine Kunststoffteile vom Gitter in das Propolis eingebracht werden. Auch hier muss eine Grobreinigung durch Handverlese durchgeführt werden.

Um den Aromaverlust zu verhindern wird auch Propolis lichtgeschützt und dicht verschlossen aufbewahrt.

Ihr seht also, Hygiene spielt in der Imkerei eine bedeutende Rolle und ist die Grundvoraussetzung für eine gute imkerliche Praxis!

Hier könnt ihr den Teil 1 nachlesen.

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Frohe Weihnachten

Alle Jahre wieder kann man schon sagen. Auch heute den 24. Dezember 2020 am Heiligen Abend gibt es keine weiße Weihnacht und bei 10 Grad warmen Wetter nützen auch meine Bienen die Gelegenheit für einen Reinigungsflug.

Ich wünsche allen meinen Besuchern Frohe Weihnachten und besinnliche Tage. Sie werden zu jenen Weihnachten gehören, die unsere Generation vermutlich nicht so schnell vergessen wird. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass wir im Jahr 2021 auf bessere Zeiten zusteuern.

In diesem Sinne nochmals alles Gute
Euer Imker Michael

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Varroa Winterbehandlung Teil 3

Am 22. Dezember, wie schon alle Jahre vor dem Heiligen Abend, war es soweit und es kam zu einem Föhneinbruch. Die Temperaturen klettern in die Höhe und so hatte es gegen 12:00 Uhr Mittags bereits 6,5 Grad Celsius und um 14:00 Uhr bereits 8 Grad. Die optimale Temperatur die Winterbehandlung durchzuführen.

Wie im Teil 1 beschrieben gibt es zwei Möglichkeiten die Behandlung vorzunehmen. Es besteht die Möglichkeit einer Sprühbehandlung und die der Träufelmethode. Kommt bei der Sprühbehandlung Oxuvar zum Einsatz, so wird für die Träufelmethode Oxalsäurelösung mit einem Saccharosezusatz verwendet. Das Problem beim Sprühen ist jedoch die Außentemperatur. Man kann bei relativ niedrigen Temperaturen nicht jedes Rähmchen ziehen um alle Bienen zu besprühen. Aber auf diese Unterschiede bin ich ja im Teil 1 genau eingegangen.

Kurzfristig habe ich mich daher auch dazu entschlossen, die Träufelmethode vorzuziehen. Sie geht auch wesentlich schneller und ich muss nicht die Wintertraube unnötig stören. Darüber hinaus wäre ansonsten ohnedies meine bereits eingekaufte Träufellösung „Dany’s Bienen Wohl“ mit Mai 2021 abgelaufen und die nächste Behandlung wäre ja erst im Dezember 2021 fällig.

Die Vorbereitung

Damit die Träufellösung gebrauchsfertig wird, wird die flüssige Oxalsäure mit der beigepackten Saccharose gut vermischt. Haben sich die Zuckerkristalle aufgelöst, ist es wichtig die Flüssigkeit in einem Wasserbad auf 30 bis 35 Grad Celsius zu erwärmen. So wie wir es nicht besonders gerne haben kalt zu duschen, wollen auch die Bienen dies nicht.

Einwegspritzen mit Verschlusskappe werden im 30-35 Grad warmen Wasserbad gewärmt.
Transportbehälter mit warmen Wasser verhindert das auskühlen.

Wie das Bild oben zeigt, habe ich die fertige Lösung in Einwegspritzen zu je 20ml aufgesogen und im Wasserbad aufgewärmt. Optimalerweise werden hier Einwegspritzen mit einer Verschlusskappe verwendet. So brauchte man keine Sorgen über ausfließende Oxalsäure machen.

Nach etwa 10 Minuten wechselte ich nochmals das Wasser und ging mit dem Geschirr und den befüllten Einwegspritzen zum Bienenstand.

Die Behandlung

Da ich noch keine Erfahrung mit der Träufelmethode hatte, begann ich mit den beiden kleineren auf lediglich einer Zarge sitzenden Völkern. Die Bienen saßen bei beiden Völkern im vorderen Bereich in 5 bis 6 Wabengassen verteilt.

Volk Nr. 4
Volk Nr. 3

Die Wintertraube

Wie die Bilder zeigen, dürften sie doch den nach oben isolierten Innendeckel benutzen um die Wintertraube besser warm halten zu können. Sie drängten sich unter der Folie dich zusammen. Nach dem Entfernen der Folie blieben sie ruhig beisammen. Die wenigen Bienen die mit der Folie aus der Traube gezogen wurden, schüttelte oder besser gesagt, klopfte ich zurück ins Volk.

ruhig sitzen die Bienen in der Wintertraube

Die eigentliche Behandlung ging sehr rasch. für jedes Volk verwendete ich 1 1/2 Einwegspritzen, also insgesamt genau 30 ml. Die Flüssigkeit verteilte ich, so wie am nächsten Video zu sehen ist, gleichmäßig auf die einzelnen Wabengassen auf.

mit der Einwegspritze werden die 30ml in die Wabengasse geträufelt

Die Bienen nahmen die Behandlung gelassen hin und es kam auch zu keiner besonderen Unruhe im Volk. Nach wenigen Minuten war die Beute wieder verschlossen und die Behandlung abgeschlossen.

Bei den Völkern, die auf zwei Zargen sitzen, kontrollierte ich zuerst, wo sich die Bienentraube genau befindet. Auch hier bot sich das gleiche Bild. Bei beiden Völkern befand sich die Traube auch im vorderen Teil der unteren Zarge. Ich nahm also die obere Zarge ab, stellte sie aufgekippt neben die Beute auf den Innendeckel und führte die Behandlung so wie bei den beiden kleinen Völkern durch. Lediglich die Menge habe ich etwas aufgrund der Volksstärke erhöht. Ich benötigte 35 ml Anstelle der 30 ml.

wenige Bienen befinden sich in der oberen Zarge der Beute

Die wenigen Bienen, die in der oberen Zarge zurück blieben, habe ich nicht extra einer Behandlung unterzogen. Da sich diese ohnedies mit den anderen Bienen vermischen werden, spielt es keine besondere Rolle, wenn nicht alle Bienen beträufelt werden. Da die Traube ja sehr eng sitzt, bekommen die tiefer sitzenden Bienen auch erst später etwas von der Behandlung mit.

Ist es für die Wirksamkeit nötig dass der Diagnoseboden eingeschoben wird?

Nein, ist nicht notwendig. Die Lösung wird nicht verdunstet, sondern von den Bienen im Volk vertragen und so auf alle Bienen verteilt.

Was mache ich jetzt mit der restlichen Zuckerwasser-Oxalsäure-Lösung?

Zucker und Säure reagieren chemisch bei entsprechender Umgebungstemperatur langsam, aber unaufhaltsam zu HMF (Hydroxymethylfurfural). Dadurch verfärbt sich auch die Flüssigkeit gelblich bis braun. HMF ist bereits in niedrigen Dosierungen, wie sie in einer gelblichen Lösung vorkommen, giftig für Bienen. Bei tiefen Temperaturen verlangsamt sich die Reaktion. Friert man die Lösung ein, lässt sie sich wieder auftauen und mischen, ohne dass sich ihre Eigenschaft ändert. Allerdings kann ich davor nur abraten eine für den Menschen giftige Substanz zusammen mit Lebensmitteln in der Gefriertruhe zu lagern. Das Risiko ist nicht zu unterschätzen. In der Standardzulassung ist die Verlängerung der Haltbarkeit des angemischten Produktes durch Lagerung im Tiefkühler nicht vorgesehen. Somit macht man dies auf eigenes Risiko.

Milbenfall im Winter

Kurz nochmals eine Zusammenfassung betreffend des Milbenfalls im Winter. Vor jeder Behandlung sollte man auch im Winter eine Diagnose mit der eingeschobenen Windel durchführen. Ein Milbenfall von einer Milbe je Tag, bedeutet im Winter 500 Milben sind im Volk. Im Sommer ist der Faktor 1:250. Dies bedeutet, dass jede fünfte Biene eine Milbe trägt. Das ist zu viel für den Winter und es muss behandelt werden.

Nach der Behandlung müssen 80% der Milben fallen. Das heißt bei einem Milbenfall von 2 pro Tag müssen nach 7 Tagen ca 800 Milben gefallen sein. Ansonsten ist bei der Behandlung etwas schief gelaufen und es muss die Behandlung nochmals durchgeführt werden.

In ein oder zwei Wochen werde ich mit dem Diagnoseboden den Milbenfall nochmals kontrollieren. Bin schon bespannt auf das Ergebnis.

Zum Nachlesen der Teile 1 und Teil 2

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Hygieneseminar als Online Praxiskurs – Teil 1

Wie schon das ganze Jahr über wurde auch der Praxiskurs bzw. das Hygieneseminar der Pandemie geschuldet online von der NÖ Imkerschule in Warth organisiert und von IM Josef Niklas gehalten. Gleich vorweg, es waren tolle Inhalte und Josef hat die Inhalte perfekt, nicht zuletzt aufgrund seiner langen Berufserfahrung als Lebensmittelinspektor den Teilnehmern vermittelt. Josef Niklas war 43 Jahre lang Lebensmittelaufsichtsorgan und kümmert sich darum, dass auch bei der Abhofmesse in Wieselburg die Imker entsprechend platziert werden und fördert den Nachwuchs bzw. organisiert Prämierungen verschiedener Imkerprodukte. Hat ein Imker in Bezug auf eine Lebensmitteluntersuchung ein Problem, organisiert er entsprechende Unterstützung, um vielleicht die eine oder andere Strafe in Bezug auf diverse Gesetze zu vermeiden.

Im ersten Block dieser Hygieneschulung geht es um die Ziele der Hygieneanforderungen, die Definition von Mikrobiologie und Anforderungen an die Primärproduktion. Also um die gute Herstellungspraxis von Honig, Blütenpollen, Propolis und Gelee Royale. Dieser Teil bezieht sich vorwiegend auf jene Betriebe die unter 20 Völker besitzen und lediglich Honig und sonstige primäre Bienenprodukte herstellen.

Der zweite Block den ich vielleicht in einem weiteren Artikel zusammenfassen werde, behandelt den Bereich der Verarbeitenden Betriebe. Also jene Imker die mehr als 20 Völker ihr Eigentum nennen. Auch Produzenten von Mischprodukten zählen hier dazu. Wer also einen Honig zum Beispiel mit Nüssen oder Erdbeeren vermischt, braucht diese Hygieneschulung. Gleiches gilt für Hersteller von Propolis-Tropfen oder Cremen.

Ich möchte hier die wichtigsten Inhalte ansprechen und gleichzeitig für mich und natürlich auch Euch eine Zusammenfassung geben. Es würde mich freuen, wenn der eine oder andere Kommentar zu diesem Thema hinterlassen könnte.

Der Imker ist ein Lebensmittelproduzent und Hygiene spielt dabei eine große Rolle. Imker sind die einzigen in der Lebensmittelbranche, die von sich behaupten dürfen, dass sie ein „Naturprodukt“ produzieren und dürfen auf ihre Produkte „naturbelassen“ schreiben.

Wer braucht einen Hygienekurs und was bringt mir die Teilnahme?

Mit dem Hygienekurs wird der Zugang zu Förderprogrammen ermöglicht. Wer derartige Kurse nachweisen kann, gibt es zusätzlich 5% mehr Förderung. Vor allem in Bezug auf biologische Bienenhaltung. Zusätzlich wird auch die Vorlage einer Honigprobe gefördert. Eingereichte Honigproben werden im Labor untersucht und die Honigart und -qualität festgestellt. Damit wird die Teilnahme am Qualitätsprogramm garantiert. Als Anreiz werden die Laborkosten von 65,- € auf 28,- € reduziert und vom Verband getragen.

Der Gesetzgeber sagt:

Werbung mit Selbstverständlichkeiten ist Verboten!

Jeder der etwas Verkauft hat für die Eigenkontrolle zu sorgen

Was bedeutet Eigenkontrolle?

Ein Befund einer Laboruntersuchung ersetzt die Eigenkontrolle nicht! Das ist nur eine Momentaufnahme und bezieht sich nicht auf die gesamte Ware. Die Eigenkontrolle betrifft den gesamten Produktionszyklus.

Was ist eine Risikoanalyse? Was ist ein Risiko?

Das stellt sich für jeden die Frage nach welchem Risiko soll ich bei mir im Betrieb suchen? Ach ja, da befindet sich eine Spinne im Lagerraum oder da habe ich einen „Weberknecht“ an der Wand zuletzt gesehen. Könnte das nun ein Risiko werden?

Plötzlich geht bei der Honigabfüllung ein Glas zu Bruch und es stellt sich die Frage: Wo sind jetzt die Splitter alle hin? Habe ich alle gefunden oder befindet sich ein Splitter in einem der noch offenen Gläser.

Jeder sollte sich dabei die Frage stellen: Wo lagere ich meine Gläser, wo befinden sich die Deckel. Sind all diese Teile richtig verschlossen. Wie kann ich Glassplitter in Gläsern verhindern? Arbeite ich richtig? Betreibe ich eine wirksame Risikoanalyse und setze ich Maßnahme derartige Probleme zu vermeiden.

Das bedeutet jetzt jedoch nicht, dass man es übertreiben muss. So braucht man Gläser für die Abfüllung die im Werk mit 600 Grad produziert werden, bei 300 Grad auf den Karton und die Palette gestellt und mit 70 Grad foliert werden, nicht nochmals reinigen. Werden Gläser von dieser Palette entnommen, ist sie danach wieder zu verschließen. Das genügt für den Imker. Für das Verpackungsmaterial das gekauft wurde, genügt die Konformitätserklärung des Herstellers. Dort ist beschrieben wie mit der Verpackung umzugehen ist und was genau damit abgefüllt werden darf. Auch dieses Dokument zählt als Nachweis für den Kontrolleur.

Gleiches gilt für Verschlüsse der Gläser. Probleme können da schnell entstehen mit Produkten aus dem Ausland. Schnell kann hier eine nicht in Österreich zugelassene Imprägnierung oder Beschichtung des Deckels zum Problem werden.

Was sind Kontrollpunkte und wo werden sie platziert?

Risikoanalyse und Kontrollpunkte gehören zusammen. Jeder sollte eine Liste führen, mit der er ein System erstellt und gewisse Kontrollpunkte setzt die regelmäßig abgearbeitet werden. Dazu zählt auch die Kontrolle der Helfer und welche Risiken können von denen ausgehen.

Imker die weniger als 20 Völker besitzen werden vermutlich nicht nach derartigen Aufzeichnungen gefragt werden, es wird jedoch empfohlen auch schon in diesem Bereich darüber nachzudenken. Es gibt keinen besseren Nachweis der Kontrolle für den Lebensmittelkontrolleur, als schriftliche Aufzeichnungen über die wichtigsten Praktiken im Betrieb.

Jene die mehr als 20 Völker ihr Eigentum nennen, sind jedoch verpflichtet derartige Nachweise zu erbringen.

Was ist zu dokumentieren?

Die Dokumentation stellt die Grundlage für jede behördliche Kontrolle dar und muss auch vorgewiesen werden. Zur Dokumentation zählt zum Beispiel der Nachweis über besuchte Kurse. Also die Kursbestätigung einer Hygieneschulung in Bezug auf die Lebensmittelproduktion. Der Imker muss als Lebensmittelproduzent nachweisen können, dass er sich mit diesem Thema auseinander gesetzt hat.

Können Kontrolllisten, Ablaufbeschreibungen und darin aufgezählte Kontrollpunkte vorgelegt werden, so kann der Imker nachweisen, dass er entsprechende Maßnahmen zur Vermeidung von Verunreinigungen gesetzt hat.

Selbst wenn man glaubt, dass man den Honig ohnedies nur an Freunde und Bekannt verkauft, könnte vielleicht einem Irrtum unterliegen und von eventuell Folgen überrascht werden. Spätestens wenn ein Freund durch einen Glassplitter im Mund oder Rachen verletzt wird oder sich einen Zahn oder Plombe ausbeißt, kann es zu Problemen kommen und die Freundschaft wird schnell mal vergessen.

In diesem Zusammenhang hat das Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz eine Leitlinie für Imkereibetriebe herausgegeben.

Das bedeutet jetzt nicht, dass alle Betriebe eine Leitlinie zur Hygiene im Betrieb implementieren müssen, sondern es genügt der Nachweis, dass sich nach der „guten Herstellungspraxis“ handeln. Was genau eine „gute Herstellungspraxis“ ist, wird in einer Empfehlung vom Ministerium beschrieben.

Gesetzliche Rahmenbedingungen

Die Leitlinie oder die Empfehlung sind eine Hilfestellung für den Verantwortlichen des Imkers oder der Imkerin. Dabei ist auf sämtlichen Stufen der Produktion, der Verarbeitung und des Vertriebes sicherzustellen, dass die Lebensmittel nicht verunreinigt werden können und eine Rückverfolgung möglich ist. Es bedarf aber keiner Aufzeichnung darüber wer ein Produkt erhalten hat.

Rechtsgrundlagen Europäisches Lebensmittelrecht EGVO 178/02

Art. 14 Abs. 1 Lebensmittel die nicht sicher sind, dürfen nicht in Verkehr gebracht werden.
Abs. 2 Lebensmittel gelten als nicht sicher, wenn davon auszugehen ist, dass sie
a) gesundheitsschädlich sind,
b) für den Verzehr durch den Menschen ungeeignet sind. (z.B. ekelige, verdorbene Lebensmittel, Honig mit Fremdkörper, vergorener Honig, Antibiotika-/ und andere Rückstände,...)

Rechtsgrundlagen Österr. Lebensmittelrecht – Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz

Gemäß § 21 LMSVG 2006 haben Unternehmer im Sinne des Art. 17 der Verordnung (EG) Nr. 178/2002 die lebensmittelrechtlichen Vorschriften einzuhalten.
Deren Einhaltung ist durch Eigenkontrollen zu überprüfen. Gegebenenfalls sind erforderliche Maßnahmen zur Mängelbehebung oder Risikominderung zu setzen.
Die Verordnung (EG) Nr. 852/2004 bildet die Grundlage zur Errichtung eines Eigenkontrollsystems nach den HACCP-Grundsätzen
. Ausgenommen davon ist die Primärproduktion unter 20 Völker.

HACCP steht für Hazard Analysis Critical Control Point und bedeutet „Gefährdungsanalyse kritischer Kontrollpunkt“. Warum benötigt man spezifische Vorgaben für die Lebensmittelsicherheit? Warum gibt es Hygienemanagementsysteme und das HACCP Konzept, den Codex Alimentarius und Standards, wie IFS Food oder BRC? Weil wir unsere Konsumenten und uns selbst schützen müssen. Um den Schutz des Verbrauchers sicherzustellen, sorgt die Gesetzgebung durch die EU-Verordnung (EG) Nr. 852/2004 über Lebensmittelhygiene dafür, dass jeder, der Lebensmittel behandelt oder in Verkehr bringt, zur Einrichtung eines HACCP Konzeptes verpflichtet ist.

Kein Imker kann sich aussuchen, ob der Lebensmittelinspektor ins Haus kommt. Auch kleine Betriebe sind davon nicht ausgeschlossen. Es reicht ein Hinweis aus der Bevölkerung oder Schild am Gartenzaun „Honig aus eigener Imkerei“ und der Kontrolleur könnte vor der Tür stehen. Man sollte auf alle Fälle auf solche Überraschungen vorbereitet sein.

Welche Anforderungen an Räume/Maschinen und Geräte sowie der Arbeitsweise gibt es?

MNS

Zur allgemeinen Hygiene zählt, das braucht man in Zeiten von COVID nicht mehr näher erläutern, Händewaschen und der richtige Mund- und Nasenschutz. Lange Haare sind mit einem Haarnetz zu bedecken. Es wird auch empfohlen ohne Schmuck, Uhr und sogenannte Freundschaftsbänder zu arbeiten oder noch besser Einweghandschuhe zu verwenden.

Wichtig ist auch bei der Verarbeitung von Honig, dass der Kontakt mit Toiletten, Wasserhähnen und Türklinken vermieden wird.

Ein kleiner Imker braucht keine eigenen Räume für die Abfüllung oder das Honig Ausschleudern. Das kann durchaus auch in der Küche gemacht werden und ist so auch erlaubt. Haustiere wie Hunde oder Katzen sind dabei tabu. Tierhaare oder Tierflüssigkeiten dürfen nicht in die Produkte kommen.

Notwendig sind dafür eben bestimmte Vorgangsweisen, wie die zu vorgehende Desinfektion der Arbeitsfläche und Schaffung der notwendigen Freiräume. Gleichzeitiges Kochen eines „Schweinebratens“ in der Küche neben dem Honigabfüllen zählt dabei nicht zur „guten Herstellungspraxis“. Honig nimmt sehr leicht Gerüche der Umgebung an und schnell sind ganze Honigchargen verunreinigt und können nicht mehr vertrieben werden. Ein einziges Glas eines nach „Schweinebraten“ riechenden Honig reicht aus um den eigenen Ruf zu ruinieren. Kunden werden oft nicht direkt ein Feedback geben, aber über Bekannte macht dies schnell die Runde und zerstört das Geschäft. Danach ist es schwieriger den guten Ruf wieder herzustellen als sofort und immer die Sorgfaltspflicht zu beachten.

Rechtsgrundlagen Hygienerecht: EG VO 852/04

1.) Primärproduktion:
hier gelten nur einfache Hygienevorgaben: Honiggewinnung, Umgang mit Bienenvolk, Transport zum Schleuderraum bis zum Schleudervorgang inkl. Sieben und Verwahren in Behältern, inkl. Verkauf.
2.) Verarbeitung:
hier sind HACCP-ähnliche Verfahren erforderlich: Beginnend vom Wareneingang, von der Be- und Verarbeitung, Behandlung, Verpackung, Lagerung, Transport bis zum Verkauf sind einschlägige Bestimmungen einzuhalten.

Wichtig ist auch die Aufzeichnung über bestimmte Arbeitsabläufe für den Lebensmittelinspektor. Da könnte zum Beispiel darin stehen: Wo wird der Honig abgefüllt, wo wird er gelagert, wo wird geschleudert und mit welchen Werkzeugen verarbeitet. Wie sieht die Honigschleuder aus, wie erfolgt das Entdeckeln oder wo werden die Siebe aufbewahrt und mit welchen Mitteln gereinigt? Wie schauen die einzelnen Arbeitsschritte aus? Welches Reinigungskonzept gibt es?

Mit derartigen Beschreibungen oder Handlungsempfehlung kann gezeigt werden, dass man sich mit diesem Thema beschäftigt hat. Das schafft beim Lebensmittelinspektor Eindruck, vor allem wenn man noch zeigen kann, dass auch die Schädlingsbekämpfung, Reinigungs- und Desinfektionspläne beinhaltet sind.

Zusammenfassung

Hygieneanforderungen umfassen die Empfehlungen des Ministeriums:
– die Haltung von Bienen,
– die Gewinnung von Honig und Bienenprodukten (sogenannte Primärprodukte)
– die Lagerung und Bearbeitung von Bienenprodukten
– sowie deren Verkauf

Die Leitlinie für Imkereibetriebe gilt über die Primärproduktion hinaus für Betriebe die mit Lebensmittel umgehen, unabhängig von deren Größe.

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Varroa Winterbehandlung Teil 2

Wie ich Ende November in einem eigenen Blogeintrag geschrieben hatte, wollte ich eigentlich dieses Wochenende die Winterbehandlung durchführen und somit das Imkerjahr 2020 beenden. Es hätte auch das Wetter entsprechend mit gespielt, soweit man den Wetterberichten glauben konnte, aber leider hat im Osten der Hochnebel dem Ganzen einen Riegel vorgeschoben.

Seit Tagen klettert das Thermometer nicht über 2 bis 3 Grad Plus und erreicht somit nicht die Temperaturen die eine Behandlung ermöglichen würde. Seit 26. November herrschen fast zwei Wochen lange frostige Nächte, an denen die Königin ihre Eilagetätigkeit einstellt und ihr Volk eine schützende Wintertraube um sie bildet. 21 Tage später ist das Volk brutfrei und bietet die ideale Voraussetzung, um die letzten ansässigen Varroamilben mittels Oxalsäure zu entfernen. Dies nennt man auch die „Restentmilbung“! Ich kann daher nur noch warten, bis sich vielleicht die Sonne doch ein paar Stunden zeigt und die Bedingungen verbessert.

Hier noch ein Hinweis den die NÖ Imkerschule als Newsletter an Kursabsolventen in den letzten Tagen verschickt hat:

Die NÖ Imkerschule empfiehlt bei Temperaturen über +5° Grad die leicht erwärmte Oxalsäure im Träufelverfahren anzuwenden. Dazu wird der Deckel kurz aufgekippt, der Sitz der Bienentraube lokalisiert und die Flüssigkeit in die besetzten Wabengassen eingebracht. Mit Hilfe des Schwanenhalses lassen sich die 5ml pro Wabengasse rasch und effektiv verteilen. Sollte man zu einem weiter entfernten Bienenstand anreisen müssen, kann man die Flasche mit dem Behandlungsmittel in einen verschließbaren Kübel mit Warmwasser hineinstellen, um ein Auskühlen der Säure zu verhindern.

Jedes Behandlungsverfahren birgt Risiken und sollte vom Imker nicht leichtfertig durchgeführt werden. Die stetige Kontrolle der Milbenbelastung mittels Varroadiagnoselade (Stockwindel), die ganzjährigen Einträge in die Stockkarten und die Aufzeichnung der Varroabehandlungen verschaffen nicht nur einen klaren Überblick, sondern helfen bei der Erstellung eines/einer Behandlungskonzeptes/Bekämpfungsstrategie.

Für alle die es Interessiert, hier nochmals der Link zum Teil 1.

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