Hygieneseminar als online Praxiskurs – Teil 2

Im ersten Teil dieses Artikels ging es um Hygieneanforderungen, Empfehlungen und die Leitlinie für Imkereibetriebe als Lebensmittelerzeuger. Im zweiten Teil stehen die Produkte, die die Bienen produzieren und was wir selber produzieren im Mittelpunkt. Es werden fragen geklärt wie Honig aussehen sollte und was bei der Erzeugung alles zu beachten ist.

Der erste Eindruck gilt so wie beim Menschen auch für unsere Produkte. Zum Beispiel soll Cremehonig eine einwandfrei glatte Oberfläche und keinen Schwamm haben. Er soll sich nicht bewegen, er soll stichfest und streichfähig sein und sich am Gaumen und vom Mundgefühl soll er geschmeidig sein und sich wie Schokolade wunderbar anfühlen. Dann steigen die vielen Aromen auf und der Kunde hat einen wunderbaren Genuss. Hat das Produkt noch ein sauberes, interessante und wunderschönes Etikett ist das Produkt perfekt. Gleiches gilt für traditionellen Blütenpollen, Bienenwachs oder Kosmetik mit Bienenprodukte, bis zu Wachstücher hin. Hat der Kunde Einblick auch hinter die Kulissen und besucht Eure Imkerei, wird er nicht von den Produkten geleitet, sondern vom Umfeld in welches Ihr ihm Einblick gewährt.

Die Rolle der Imkerinnen und Imker in der Honigvermarkung stellt eine Vertrauensperson dar und steht als Synonym für Naturprodukte & Qualität. Der Imker ist Produzent, Vermarkter von Honig und erster Ansprechpartner für Konsumenten. Der Konsument stellt sich den Imker im Schutzanzug mit Bienenschleier vor, obwohl diese Zeiten schon lange vorbei sind. Er erwartet jedoch, dass wir ausschließlich mit Naturprodukten arbeiten und das die Produkte unverfälscht sind und ein klassisches Lebensmittel herstellen.

Die Bioimkerei ist kein finanzieller Anreiz sondern eine reine Einstellungssache. Der Wille naturnahe zu imkern und der Natur etwas gutes zu tun steht im Vordergrund. Vor allem für Neueinsteiger ist es eine Lebenseinstellung. Da spielt es keine Rolle für eine Kontrolle 130,- € zu bezahlen oder etwas teureres biologisch hergestelltes Bienenfutter zu kaufen. Es liegt bei jedem selber wie er vom Konsumenten gesehen wird und wie er sich selber sieht. Es gilt damit das Vertrauen des Kunden zu gewinnen.

Der Pro Kopfverbrauch von Honig ist in Österreich auf 1 kg im Jahr gesunken. Der Markt ist zwar sehr stabil, jedoch sinkt er in den letzten Jahren doch konstant. Es ist also unsere Aufgabe den Kunden wieder zurück zu gewinnen.

Pro-Kopf-Konsum von Honig in Österreich in den Jahren 2006/7 bis 2018/19 (Quelle: Statista.com)

Jeder muss sich vor Augen halten: wir sind „Honigvermarkter“, wird sind „Inverkehrbringer von Lebensmittel“ und wir tragen Verantwortung! Die lebensmittelrechtliche Verantwortung besteht unabhängig von der Größe des Betriebes. Davon ausgenommen ist nur die Herstellung für den eigenen Bedarf.

Was ist der eigene Bedarf?
Aber was versteht man unter eigener Bedarf! Er ist definiert als: „Bedarf an etwas für sich selbst„. Dazu zählen vermutlich noch die engsten Personen im eigenen Haushalt und vielleicht noch die eigenen Kinder, die schon auswärts wohnen. Sobald man aber ein Kilogramm Honig verkauft ist man schon Produzent von Lebensmittel. Naturgemäß wird man auch ab einer gewissen Anzahl an Völkern in einen Erklärungsnotstand kommen und nicht mehr nur für den eigenen Bedarf produzieren.

Daher ist es für Neueinsteiger zu Beginn schon besonders wichtig die Hygieneregeln zu beachten. Denn sind wir ehrlich, wer will schon auch in seiner Familie ein Produkt weiter geben, das nicht den höchsten Qualitätsansprüchen entspricht.

Welche Mikroorganismen gibt es?

Bakterien
Die Bakterien (Bacteria) bilden eine der drei grundlegenden Domänen, in die alle Lebewesen eingeteilt werden. Bakterien können sowohl positiv als auch negativ in der Lebensmittelproduktion eingesetzt werden. Denken wir dabei zum Beispiel an Schimmelkäse. Hier werden gezielt Bakterien eingebracht um Schimmel, der für den Verzehr geeignet ist, als Geschmacksveränderung zu verwenden. Aber Schimmel kann uns auch Krank machen.

Fakultativ anaerob ist die Bezeichnung für Bakterien, die optimal in Gegenwart von Sauerstoff wachsen, aber auch in Abwesenheit von Sauerstoff leben können und ihren Stoffwechsel auf Gärung oder anaerobe Atmung umschalten (z.B. Escherichia coli). Wir sehen schon alleine an dieser Begriffsdefinition, dass sie nur sehr schwer zu beseitigen sein werden. Bekämpft werden können Bakterien nur durch die Umsetzung von Hygienemaßnahmen.

Clostridium Botulinum (Quelle: Wikipedia)

Ein Beispiel für ein Bakterium: Clostridium Botulinum ist ein grampositives, stäbchenförmiges Bakterium aus der endosporenbildenden Familie der Clostridiaceae.
Obwohl es sich um ein anaerobes Bakterium handelt, ist es relativ unempfindlich gegenüber Luftsauerstoff. Die Isolierung aus Wurst (lat. botulus) und der erstmals nachgewiesene Zusammenhang mit dem bereits bekannten Krankheitsbild Botulismus war namensgebend. Botulismus ist eine seltene Vergiftung, die durch das Bakterium Clostridium botulinum hervorgerufen wird. Die Keime vermehren sich vor allem in eiweißreicher Umgebung unter Luftabschluss, beispielsweise in Konserven oder verpackten Wurstwaren.
Die Übertragung erfolgt mittels Sporen und darunter fällt auch die Bienenkrankheit der Faulbrut.

Staphylococcus aureus (Quelle: Wikipedia)

Staphylococcus aureus ist ein kugelförmiges, grampositives Bakterium welches sich nicht aktiv bewegt und es bildet keine Sporen. Staphylococcus aureus ist weit verbreitet, kommt in vielen Habitaten vor, lebt meistens als harmloser, beim Menschen zur normalen Besiedlungsflora der Haut und Schleimhaut gehörender Saprobiont und Kommensale, kann aber auch neben Haut- und Weichgewebsinfektionen auch Lungenentzündung, Hirnhautentzündung und sogar ein toxisches Schocksyndrom und Sepsis verursachen.

Es ist immer dann im Spiel, wenn es um Wunden und Wundsekrete geht. Meist wird es auch durch Niesen oder Husten übertragen.

Pilze
Pilze (Hefen, Schimmel,…) verursachen Mykosen als Krankheitsbild und bilden Toxine (z.B. Aflatoxin mit stark karzinogener Wirkung). Sie sind in Blütenpollen, Gelee Royale, Nüssen, Gewürzen und sonstigen Zutaten allgegenwärtig. Schon durch den Griff mit einem Finger in ein Glas genügt und es kann Hefe ins Glas eingebracht werden. Der Honig wird dies vermutlich aushalten, aber unabhängig davon macht es ein unschönes Bild, wenn Fingerabdrücke an der Glas- oder Deckelinnenseite oder auch an der Honigoberfläche sichtbar sind und darüber hinaus ist es auch unhygienisch.

Anmerkung: Wusstest Du, dass Honig auch eine große Rolle in der Wundheilung spielt? Er entzieht den Bakterien die Lebensgrundlage Feuchtigkeit und tötet diese dadurch ab.

Warum ist der Honig so stabil?
Man sagt ja, dass Honig der als Grabbeigabe im alten Ägypten gefunden wurde auch noch heute genießbar sei. Dafür ist der Zuckeranteil im Honig verantwortlich. Er hat ein Spektrum von 75 bis 85% Zuckeranteil. Sirup im Handel hat maximal 63% Zucker und ist mit diesem Wert schon stabil bzw. dauerhaft haltbar.

Welche Rolle spielt der PH Wert beim Honig?
Zusätzlich zum hohen Zuckeranteil spielt auch noch der PH Wert im Honig eine große Rolle für die Haltbarkeit. Der PH Wert ist ein Messwert für die Säure. Honig hat einen PH Wert von 3,5 bis 3,8 und unter einem PH Wert von 4,5 können keine Keime mehr existieren. Man möchte es nicht glauben, aber er hat also mehr Säure als wenn man einen Salat mit Essigdressing isst und dies obwohl er süß schmeckt. Das alles produzieren die Bienen durch Zugabe von Enzymen und Fermenten. Das ist das Geheimnis warum Honig als Produkt so einzigartig ist.

Warum beginnt Honig oft dennoch zu gären?
Ist der Wassergehalt im Honig zu hoch, kann der Honig zu gären beginnen. Dazu genügt es, dass an der Oberfläche des Honig sich ein dünner Film mit Wasser bildet. Begünstigt wird dieser Vorgang durch ständige Wärme. In diesem Zustand trennt sich der Honig vom Wasser leichter und in der so entstandenen Oberfläche bilden sich dann die Keime und ermöglichen den Gärvorgang. Besonders problematisch wird es wenn Produkte wie Nüsse oder Früchte beigefügt werden. Dann können sich zusätzlich Toxine bilden und das ist besonders gefährlich. Dies ist auch der Grund warum durch die Vermengung mit sonstigen Zutaten das Ablaufdatum des Honig angepasst werden muss.

Der Grenzwert von Wasser im Honig muss daher sorgfältig gemessen werden. Es dürfen nicht mehr als 17% Wasseranteil im Honig enthalten sein. Es spielen zwar 20% auch kein Problem, aber vom Imkereiverband werden 17% vorgegeben. Offener Honig nimmt sehr schnell die Feuchtigkeit und Gerüche an und der Schwellwert wird daher sehr rasch überschritten.

Viren
Viren wachsen nicht eigenständig, können sich nicht vermehren und dringen in Wirtszellen ein. Als Bakteriophagen oder kurz Phagen, bezeichnet man verschiedene Gruppen von Viren, die auf Bakterien als Wirtszellen spezialisiert sind. Aber dazu braucht man nicht mehr viel erklären, denn das hören wir täglich in den Medien und wie man sich davor schützen kann auch. Stichwort: Händewachen, Maske, Abstand halten.

Wie vermehren sich Keime und Bakterien?
Die Vermehrung erfolgt im günstigsten Fall durch Verdoppelung. Bestimmte Bakterienstämme vermehren sich bei optimalen Bedingungen durchschnittlich alle 20 bis 30 Minuten! Die optimalen Vermehrungsbedingungen herrschen bei:

  • Wärme (z.B. Raumtemperatur bis Köprertemperatur)
  • Feuchtigkeit (hohe Wasserverfügbarkeit)
  • guten Nährböden (Eiweiß, Kohlehydrate z.B. Schmutz)
  • langem Zeitabschnitt – Dauer der rasanten Keimvermehrung

Die Erkrankungsschwelle oder Krankheitsschwelle ist je nach Menge und Keimart bzw. Personenkreis unterschiedlich hoch. In Bezug auf den Honig und den imkerlichen Bereichen, sollte es aber weniger Probleme damit geben. Es sollten ja in der Regel vom Menschen keine Keime in die Produkte direkt gelangen können.

Toxine
Ein Toxin ist ein Gift, das von einem Lebewesen synthetisiert wird. Meist sind sie auch hitzestabil und ein Abkochen ist in diesen Fällen unwirksam. Durch Toxine können Nerven angegriffen werden! Es zählt zu den stärksten Nervengiften und führt in der Regel zur Atemlähmungsgefahr. Bei Erwachsenen ist dies eher gefahrlos. Bei Kleinkindern unter einem Jahr kann dies jedoch tödlich enden. Sie können diese Gifte im Magen- / Darmtrakt nicht vernichten und dadurch können die dort auskeimen.

Zusammenfassung
Sporen von Pilzen und Bakterien, sowie Viren können im Lebensmittelbereich großen Schaden anrichten. Einziges Mittel dagegen ist sauberes Arbeiten und die Hygiene.

Hier noch ein abschließendes Beispiel wie sich in der Mikrobiologie Keime und Bakterien vermehren:

Gegenüberstellung zweier Keimzahlen

Die Krankheitsschwelle kann bereits ab einer Million Keime erreicht werden. Sieht man sich nun das Rechenbeispiel in der Tabelle an, so erkennt man schnell die Bedeutung der Reinigungsmaßnahmen. Wird mit einer Keimzahl von 10.000 bei der Arbeit wegen mangelnder Hygiene begonnen, so wird der Krankheitsschwellwert bereit nach vier Stunden erreicht. Werden jedoch entsprechende Reinigungsmaßnahmen umgesetzt und startet man angenommen mit einer Keimzahl von 1600, so erreicht man den kritischen Wert erst nach 5 Stunden. Das bedeutet: Nur geringe Keimbelastung bewirkt Sicherheit bei der Verarbeitung von Lebensmittel.

Wenn ich sauber arbeite und Wert darauf lege, dass mein Werkzeug sauber ist, dann geht keine Gefahr aus!

Oberstes Gebot ist somit die Sauberkeit bei der Verarbeitung. Hier noch Tipps für das richtige Händewachen.

Eine große Rolle für das Wachstum der Keimzelle spielen auch die Temperaturbedingungen. Mikroorganismen vermehren sich bei niedrigen Temperaturen langsamer, sodass dadurch der Verderb oder auch die Vermehrung krankmachender Bakterien verzögert wird. Daher lagern wir ja unsere Lebensmittel auch im Kühlschrank. Allgemein gilt, dass der Bereich, in dem sich Bakterien besonders gut vermehren (zwischen + 10°C und + 75°C) möglichst schnell durchschritten werden muss. Bei einer Temperatur von über 100 °C werden die meisten Bakterien zerstört und über 120 °C alle.

Keime sterben jedoch nicht ab, wenn diese eingefroren werden, denn sie schlafen lediglich!

Primärproduktion

Der Begriff Primärproduktion bezeichnet in der Ökologie die Produktion von Biomasse durch die Produzenten, also Pflanzen, Algen, Cyanobakterien und andere autotrophe Bakterien, mithilfe von Licht oder chemischer Energie aus anorganischen Substanzen. (Quelle: Wikipedia)

Dies bedeutet für die Produktion unserer Produkte, dass nicht nur Werkzeuge und Arbeitsflächen für Verunreinigungen sorgen können, sondern auch Wasser und der Mensch selber dazu beitragen können.

Wasserqualität
Daher müssen wir bei der Honigproduktion auch die Wasserversorgung (Trinkwasserqualität sicherstellen) mit in Betracht ziehen. Es dient ja vorwiegend zur Reinigung von Werkzeugen und Behältern. Wird das Wasser aus einem eigenen Hausbrunnen entnommen, so muss auch dieser einer regelmäßigen jährlichen Überprüfung unterzogen werden. Bei öffentlichen Wasserversorgungen übernimmt dies der Betreiber der Anlage. In der Regel schickt dieser entsprechende Informationen an seine Abnehmer zu. Kann eine saubere Wasserversorgung nicht gewährleistet werden, muss notfalls aus sauberen Transportbehältern das Wasser entnommen werden. Behältnisse oder Kanister die dafür verwendet werden müssen auch als solche beschriftet werden.

Personal
Eine wesentliche Rolle spielt auch die Gesundheit des Menschen. Bei der Lebensmittelproduktion muss sicher gestellt sein, dass auch vom Menschen keine Gefahr droht. Krankheit am Arbeitsplatz hat daher nichts in der Lebensmittelproduktion verloren. Dies gilt nicht nur für den Imker selber, sondern auch für alle seine Helfer. Egal ob diese unentgeltlich oder gegen Bezahlung unterstützen.

Kontaminationen und sonstige Verunreinigungen

In diesem Abschnitt werden Stichwortartig einige Verunreinigungsmöglichkeiten angeführt. Diese können aber beliebig erweitert werden und dienen daher nur beispielhaft um Ideen zu bekommen, welche Risiken in der Lebensmittelproduktion auftreten können.

Hygienisches Arbeiten gemäß „Guter Herstellungspraxis“ bedeutet auch zum Beispiel, dass keine alten Brutwaben verwendet werden. Die Erneuerung muss alle 3 Jahre erfolgen.

Genauso wichtig sind saubere Räume, Geräte und Lagerbehälter. Oberflächen sollten leicht zu reinigen sein. Aber nicht nur die Oberfläche ist wichtig, auch eventuelle „Mängel“ durch Schädlinge müssen verhindert werden.

Eine weitere Ursache stellen mangelhafte Beschichtungen dar. So führen Lackabsplitterungen bei Honigschleudern genauso zu Verunreinigungen wie der Abrieb von Behältnissen beim Cremehonigrühren. Dabei werden Beschichtung in einem Kunststoffbehälter von ungeeignete Rührgeräte abgerieben oder Verschmutzungen von Bohrmaschinen in das Lebensmittel Honig eingebracht. Stellt man fest, dass die Kübelinnenseite bereits aufgeraut wurde, ist es längst zu spät. Das Produkt darf nicht mehr in Verkehr gebracht werden.

Korrosion (z.B.: Rost) von Behältern und Werkzeugen führen zu Kontamination in Lebensmittel. Auch hier muss dafür gesorgt werden, dass solche Geräte in Stand gesetzt werden. Ähnliche Probleme gibt es auch bei Transportmaterialien.

Leicht können auch von Beuten- oder dem Rähmchenholz Splitter in den Honig gelangen. Beschädigungen müssen daher beseitigt und vermieden werden. Wichtig ist auch hier die Sauberkeit und Lagerung (keine Behandlungs- oder Reinigungsmittelrückstände, Edelstahldraht statt Eisendraht – Korrosion, schimmeliges und schadhaftes Holz ausschneiden, Abfaserungen, …) von allen Geräten.

Transportkisten für Waben müssen glatt, sauber und dicht sein. Eine leichte Reinigung der Oberfläche inkl. Deckel muss sichergestellt werden.

Honigschleuder, Siebe, Honigbehälter müssen auf eventuelle Korrosion, Beschädigungen und Dichtheit kontrollieren werden. Restwasser von der letzten Reinigung vermeiden. Dichtungen und Verschraubungen stellen oft erhöhtes Gefahrenpotenzial für Verunreinigungen dar. Spröde Dichtungen müssen ausgetauscht werden. Als Imker-Neueinsteiger sollte man auf keinen Fall gebrauchtes Gerät kaufen und schon gar keines das viele Jahre alt ist. Die Gefahr diverse Krankheiten für die Bienen einzuschleppen ist stets gegeben.

Die Kontamination durch eine Varroa-Behandlung muss unter allen Umständen vermieden werden! Daher ist eine Varroa-Behandlung nur außerhalb der trachtfreien Zeit zulässig und darf erst außerhalb der Lebensmittelproduktion angewendet werden. Wird Bienenwachs wieder zu Mittelwänden verarbeitet, so soll dies möglichst ohne Rückstände erfolgen. Dazu wird am einfachsten ein eigener Wachskreislauf sichergestellt.

Tipp: Dazu trennt man am besten das Entdeckelungs- und Honigwabenwachs von dem Wachs der Brutwaben beim Einschmelzen! Das Brutwabenwachs ist schon älter und wurde nicht nur durch Umweltgifte bereits verunreinigt, sondern auch durch die Varroa-Behandlung. Aus diesem Wachs werden Kerzen hergestellt oder als Bastelmaterial weiter verkauft. Für diese Zwecke ist es noch bestens geeignet und wegen der Verunreinigungen absolut unbedenklich.

Bei der Wachsrückgewinnung sollte das Rohwachs mehrmals geklärt werden. Auf alle Fälle müssen beim Einschmelzen Metallbehälter vermieden werden. Eisen verursacht ansonsten eine starke Verfärbung des Wachs.

Bei der Honigernte sollte stets auf Personalhygiene geachtet werden. Nicht nur Krankheiten des Personals führen zu Probleme, sondern auch:

  • verschmutzte Arbeitskleidung inkl. Schuhe
  • mangelhafte oder fehlende Kopfbedeckung (Haarnetz)
  • verschmutzte Hände (Einweghandschuhe wenn möglich)
  • Uhren, Schmuck oder Freundschaftsbänder

Lagerung
Für die Honigeinlagerung sollten Behälter die auch leicht gereinigt werden können, verwendet werden. Es dürfen nur geprüfte Lagerbehälter (Konformitätserklärung) zur Anwendung gelangen. Verschlüsse müssen 100% dicht sein!

Stellflächen und Regale müssen ebenfalls leicht gereinigt werden können. Keine rohen Holzflächen einsetzen. Schnell bildet sich durch Feuchtigkeit Schimmel der nur schwer zu beseitigen ist.

Nur einwandfreie und saubere Siebe (Doppelsieb) verwenden. Vor dem Einsatz sind diese auf Roststellen und brüchige Teile zu prüfen.

Honig sollte gefiltert werden
Der Abseihvorgang verhindert nicht kleinere Wachsteilchen und andere Fremdkörper. Vor allem tierische Verunreinigungen wie Insekten, Spinnen, Mücken usw. werden schnell zum Problem. Hier verschafft der Seihvorgang mit einem Seihtuch, Spitzsieb oder einem „Melitherm“ die notwendige Sicherheit. Der Melitherm verfügt über eine Heizspirale, die durch kurzfristiges Erwärmen der Honigkristalle diese zum Schmelzen bringt und so der flüssige Honig leichter fließen kann. Dabei wird er durch das innenliegende Seihtuch nochmals gereinigt.

Der Honig sollte nicht nur gefiltert, sondern auch geklärt werden. Beim Ab- oder Umfüllen durch ein Seihtuch oder Spitzsieb wird Luft mitgenommen und diese steigt in den Stunden danach an die Oberfläche und bildet ein unschönes Schaumhäubchen. Dabei werden auch oft noch verbliebene kleinere Wachs, Pollen oder verbliebene Verunreinigungen an die Oberfläche transportiert. Durch die sehr hellen Schaumstrukturen werden diese dann besonders gut sichtbar. Gefilterter Honig sollte ein bis zwei Tage nach dem Filtervorgang abgeschöpft werden. Hierzu eignet sich am besten eine Teigspachtel mit der dieser Schaum von der Oberfläche abgehoben werden kann. Frisch gefilterter Honig darf daher niemals sofort in Gläser für den Endkunden gefüllt werden. Oft wird der Schaum vom Kunden als Qualitätsmangel gesehen und führt zu böser Nachrede. Der Kunde wird dies vielleicht nicht reklamieren, aber kein zweites Mal einen Honig kaufen.

Verwenden von Wärmeschrank oder Wasserbad
Beim Wärmeschrank dauert die Temperatureinwirkung wesentlich länger, sie ist aber leicht unter 40 Grad Celsius zu halten. Besondere Vorsicht ist auch bei selbstgebauten Wärmeschränken geboten. Oft bauen Imker einen alten Kühlschrank zu einem Wärmeschrank um. Dabei kommt eine kleine Heizspirale mit einer Temperaturdifferenzschaltung zum Einsatz. Billige Heizspiralen erwärmen sich schnell und oft zu stark, sodass punktuell und kurzfristig hohe Temperaturen entstehen. Dabei werden die in unmittelbarer Nähe stehenden Honiggläser oder Behälter stark und auch ungleichmäßig erhitzt und der Honig kann dadurch Schaden nehmen.

Durch die bessere Wärmeleitfähigkeit eines Wasserbades kann die Temperatureinstellung sehr exakt vorgenommen werden. Dadurch verkürzt sich der Zeitraum der Verflüssigung im Vergleich zum Wärmeschrank deutlich.

HMF (Hydroxymethylfurfural) in Honig
Eine geringe Menge an HMF im Honig ist ein Indikator für dessen Frische und Naturbelassenheit. HMF ist ein Abspaltungsprodukt von Glykose beim Honig durch Wärmeeinwirkung. Ein hoher HMF-Wert weist auf länger anhaltende Erwärmung (maximal 45 °C) oder Lagerung hin. Wenn Honig erhitzt wird, bildet sich aus Fruchtzucker HMF. Der HMF-Gehalt in frisch geschleudertem Honig ist sehr gering und steigt bei korrekter Lagerung, je nach pH-Wert und Lagertemperatur um ca. 2–3 mg/kg pro Jahr an. Lagerung bei Zimmertemperatur (21 °C) kann den HMF-Gehalt in einem Jahr bereits auf 20 mg/kg erhöhen. Die EU hat einen HMF-Grenzwert von maximal 40 mg/kg für Honig, der unter europäischen Bedingungen produziert wurde, festgelegt. Der HNF Wert wird auch bei der Lebensmitteluntersuchung verpflichtend gemessen.

Pollenprodukte
Frischer Pollen ist sehr feucht und schmiert. Dies sind optimale Bedingungen für Schimmelbildung. Schimmelbildung ist ein Hygienerisiko und muss vermieden werden. Daher gehört frisch gesammelter Pollen sofort gereinigt und rasch getrocknet. Das bedeutet, dass sofort nach der täglichen Entnahme aus der Pollenfalle eine optisch Prüfung auf Verschmutzung und eventueller Schimmelbildung vorgenommen werden muss. Wenn man Schimmel bereits sieht (Fäden oder Sporen) ist es bereits längst zu spät und er muss vernichtet werden. Im Anschluss wird der Pollen getrocknet. Wurde er richtig getrocknet, dann zerbröselt er bei leichtem Druck und darf nicht mehr schmieren.

Der getrocknete Pollen muss anschließend dicht in Gläser abgefüllt werden und zwei bis drei Tage tiefgefroren werden. Im Pollen befinden sich sehr oft auch die Eier der Wachsmotte. Wird der Pollen nicht lange genug eingefroren, so findet die Wachsmotte optimale Bedingungen vor und das Produkt wird durch das Schlüpfen der Motte vernichtet. Nicht vorzustellen wenn der Kunde die durch die Wachsmotte versponnenen und so verunreinigten Produkte öffnet. Nur durch Einfrieren werden die Eier abgetötet und eine Weiterentwicklung verhindert.

Propolis
Propolis wird als Vorprodukt zur Herstellung von Propolis-Tinkturen oder Tropfen verwendet. Propolis kann aber auch in Pulverform verkauft werden. Der Imker verwendet dafür oft ein sogenanntes Propolis-Gitter. Dieses wird unterhalb der obersten Folie in der Beute eingelegt und die Bienen beginnen diesen Fremdkörper mit Kittharz zuzubauen. Wenn genügend Propolis am Gitter von den Bienen aufgetragen wurde, wird dieses tiefgefroren. So wird das Propolis brüchig und lässt sich leicht vom Gitter bröseln. Dabei ist darauf zu achten, dass keine Kunststoffteile vom Gitter in das Propolis eingebracht werden. Auch hier muss eine Grobreinigung durch Handverlese durchgeführt werden.

Um den Aromaverlust zu verhindern wird auch Propolis lichtgeschützt und dicht verschlossen aufbewahrt.

Ihr seht also, Hygiene spielt in der Imkerei eine bedeutende Rolle und ist die Grundvoraussetzung für eine gute imkerliche Praxis!

Hier könnt ihr den Teil 1 nachlesen.

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