Stockkarten für das Jahr 2021

Der Winter ist die ruhige Jahreszeit sowohl für die Bienen als auch die Imkerin und den Imker. Allerlei Tätigkeiten können in Ruhe geplant werden. Nicht zuletzt trägt auch der aktuelle Lockdown dazu bei, dass man vermehrt die Zeit im Keller beim Beuten- und Rähmchenbau verbring oder sich mit anderen Projekten in der Imkerei beschäftigt. Heute steht für mich als Thema die Stockkarte auf dem Plan. Die Karten müssen für das Jahr 2021 gedruckt werden.

Da ich ja erst im Frühjahr 2020 aktiv mit der Imkerei begonnen habe, nutzte ich eine Stockkarte, deren Inhalt ich aus vielen Quellen im Internet und aus Büchern zusammengetragen hatte. Nun ist ein Jahr vorbei und ich habe, so denke ich, ausreichend Erfahrung beim Eintragen und der Anwendung dieser Stockkarten und möchte jetzt diese Erfahrung mit Euch teilen.

Anhand der aktuellen Karte werde ich die einzelnen Felder durchgehen und näher beschreiben, welche Gedanken ich mir dabei selber gemacht habe und wie ich im letzten Jahr damit umgegangen bin.

Stockkarte

Damit Ihr diesen Gedanken auch folgen könnt, selbstverständlich auch hier meine aktuelle Karte als Download. Die genauen Beobachter unter Euch werden beim weiterlesen feststellen, dass zum Unterscheid der noch folgenden Beispiele aus dem Jahr 2020 sich das Layout geringfügig unterscheide. Aber ich habe einfach gesammelte Erfahrungen in die neue Karte einfließen lassen. In der nächsten Tabelle habe ich versucht alle Abkürzungen die ich verwende und so gängig sind zusammen zu fassen.

Legende zur Stockkarte

Im Kopfbereich der Karte finden sich die gängigsten Informationen über mich und meine Imkerei ein. Diese könnte man zwar weglassen, aber ich finde alleine schon aus der Überlegung heraus die Karte auch bei einer Überprüfung durch die Lebensmittelbehörde oder den Amtstierarzt vorweisen zu können, sind diese Informationen nicht unwichtig.
Dazu zählen eben der Name und die Kontaktdaten des Imkers genauso wie die gültige VIS Nummer.

Wesentlich wichtiger jedoch sind die Informationen in Bezug auf das eigentliche Volk. Hier darf auf keinen Fall die Volk-Nummer, der Standort (sofern man über mehrere Stände verfügt), das Jahr und vielleicht auch die Farbe bzw. die Nummer der Königin fehlen. Im konkreten Fall ist es bei der Beispielkarte das Volk Nummer 1 mit einer Königin aus dem letzten Jahr. Sie trägt die Nr. 21, wobei eine Nummerierung der Königin Geschmackssache ist. So mancher Imker verwendet Anstelle der Zahlenplättchen oft nur einen Stift zur Zeichnung, Ich werde zumindest 2021 mal Erfahrungen mit den Nummernplättchen sammeln, die ich auf die Königin kleben werde. Aktuell tragen alle meine Königinnen ein Plättchen zur Identifizierung und ich möchte dies beibehalten.

Zusätzlich zu diesen Informationen habe ich auch noch so einige wichtige Bezeichnungen im Kopfbereich der Karte vermerkt. Vor allem am Anfang hatte ich selber Probleme mit den unterschiedlichen Bezeichnungen und Werten in den Spalten, sodass ich sie einfach notieren wollte. Aber das kann ja jeder für sich selber entscheiden.

Datum
Kommen wir aber nun zu den eigentlichen Spalten und den Informationen in diesen. Die erste Spalte erklärt sich von selber, es handelt sich um das Datum des Tages, an dem ich beim Volk war und Tätigkeiten ausgeübt habe. Zu Beginn der Imkerei wird man vermutlich sehr oft eine Eintragung in die Karte durchführen, dies wird jedoch mit der Zeit etwas weniger und nur mehr die wesentlichen Tätigkeiten werden noch vermerkt. Da hat aber jeder freie Hand und kann selber entscheiden.

Allgemeiner Befund

In der Spaltengruppe Allgemeiner Befund werden die wichtigsten Informationen in Bezug auf das Verhalten und den Status des Volk zusammengefasst. Dazu gibt es die folgenden Spalten:

Belag Waben
In dieser Spalte vermerke ich die Anzahl der in der Beute befindlichen Rähmchen. Vielleicht denkt Ihr jetzt, dass dies nicht notwendig ist, aber ich habe die Erfahrungen gemacht, dass vor allem bei Jungvölkern und Ablegern wo die Beute noch nicht voll mit Rähmchen bestückt ist, die Vorbereitung für den Besuch am Bienenstand erleichtert wird. Auf einen Blick in die Karte kann ich feststellen, ob ich noch das eine oder andere Rähmchen ins Volk dazu hängen muss und brauche nicht zuerst aus den anderen Spalten zusammenzählen oder ermitteln wie viele es sind.

Brutwaben
Diese Spalte unterteilt sich in vier Bereiche mit den Unterüberschriften W, Ei, o und v. Diese Abkürzungen sind auch im Stockkartenkopf ersichtlich und stehen für den festgestellten Brutzustand auf den Waben im Volk, wobei die erste Spalte mit der Bezeichnung W für die Wabenanzahl mit vorhandener Brut steht. Die übrigen Spalten beschreiben dann den eigentlichen Status. Zu Beginn dachte ich, dass ich in diesen Spalten eine Zahl schreiben werde. Es hat sich aber gezeigt, dass nicht jeder Besuch am Bienenstand auch mit einem ziehen aller Rähmchen verbunden ist. Das Volk würde unnötig oft gestört werden. So habe ich kurzerhand oft nur einige Beispielrähmchen gezogen und anhand dieser den Brutstatus ermittelt. Schnell hat man herausgefunden wie dann der Zustand der benachbarten Rähmchen ist und davon die Anzahl bzw. die unterschiedlichen Brutstadien abgeleitet. In den Spalten für die Brutstadien trage ich lediglich nur mehr ein Kreuzchen ein. Also wenn ich zum Beispiel Zellen mit frisch gelegten Eiern gesehen habe, so vermerke ich dies mit einem Kreuz in dieser Spalte. Somit ist klar, ja es gibt das Stadium Ei vorhanden im Volk.

Sehen wir uns das aktuelle Beispiel Anhand der folgenden Abbildung und der Karte vom Volk Nr 1 an. Dieses Volk habe ich am 28.5 2020 bekommen. Es verfügte über insgesamt fünf Rähmchen, davon drei mit Brut in allen Stadien die es in der Brutphase gibt.

Stockkarte des Volk 1 aus dem Jahr 2020

Futter kg
In dieser Spalte vermerke ich den aktuellen Futterstatus. Auch im Sommer und Zeiter der Tracht ist es nicht unwichtig zu wissen, über wie viel Futter ein Volk verfügt. Eine längere Schlechtwetterperiode über mehrere Wochen kann oft verhindern, dass das Volk ausfliegen kann. So manches Volk ist dabei schon zu Grunde gegangen und verhungert. Vor allem bei Jungvölkern und Ablegern ist diese Kontrolle sehr sehr wichtig.

Daher vermerkte ich in dieser Spalte das Gewicht in Kilogramm aufgrund einer Schätzung bei der Durchsicht. Für ein zu beiden Seiten gefülltes Rähmchen im Zandermaß nehme ich ein Gewicht von 2 kg an.

Diese Spalte aber bitte nicht mit der vorletzten auf der Karte verwechseln, denn dort wird die Futtergabe vermerkt und nicht das Vorhandensein. Aber dazu noch ausführlicher etwas unten im zugehörigen Absatz.

Sa, Ws Sn
Diese Spaltenüberschriften stehen für das aktuelle Verhalten des Volks. Sie bezeichnen den Sanftmut (Sa), den Wabensitz (Ws) und das Schwarmverhalten(Sn). Um dieses auszudrücken, werden Ziffern zur Bewertung eingetragen. Diese findet Ihr auch in der unmittelbaren Legende auf der Stockkarte. So steht hier zum Beispiel für eine 4 in allen Spalten, dass es sich um ein sehr ruhige, sehr sanftmütiges Volk ohne Schwarmtrieb handelt. Dies bedeutet nichts anderes, dass die Bienen bei gezogenen Waben und der Manipulation auf dieser nicht auffliegen, also ruhig weiter auf der Wabe sitzen und sich beschäftigen, den Imker nicht anfliegen und versuchen zu stechen, bzw. keine Gedanken damit verschwenden die Beute zu verlassen um ein neues Volk zu bilden. Umgekehrt würde im Fall eines oder mehrerer Bienenstich in der Spalte Sa eine 1 vermerkt werden.

Die hier eingetragenen Informationen sind gerade dann wichtig, wenn es darum geht einen Ableger aus den Völkern zu entnehmen. Aus einem Volk wo der Imker regelmäßig gestochen wird und ohne Schleier ein Arbeiten keinen Spaß mehr macht, wird man kaum eine Nachzucht bilden. Auch die anderen Parameter wird man zur Entscheidungsfindung entsprechend heranziehen.

Manipulationen am Volk (gegeben +, genommen -)

Die nächsten sechs Spalten beziehen sich auf die Manipulationen im Volk und den darin befindlichen Waben. Was wurde entnommen und was wurde gegeben wird mit einer Zahl und einem +/- davor vermerkt.

Brut Wabe BW
Anhand dieser Spalte möchte ich kurz beschreiben, was es damit auf sich hat. Bei allen weiteren ist die Situation ähnlich gelagert und ich brauche daher nicht mehr ausführlich darauf eingehen.

Manipulationen im Volk

In dieser Spalte wird die Anzahl der gegebenen oder entnommenen Brutwaben vermerkt. Also im Konkreten Beispiel mit einer +3 bedeutet dies, dass dieses Volk mit drei Brutwaben erworben wurde. Deren Stadien finden sich ja schon im allgemeinen Befund. Würde man hier zum Beispiel -2 Eintragen, wäre darauf zu schließen, dass zwei Brutwaben für einen Ableger aus dem Volk entnommen worden sind.

Drohnenwabe DW
Hier wird die klassische Entnahme von Drohnenrähmchen vermerkt, also wenn Drohnenbrut zur natürlichen Varroa-Behandlung aus den Volk entnommen wird. In der Regel wird es in dieser Spalte keinen Zugang an Rähmchen geben. 😉

Futterwabe FW
Zugaben in dieser Spalte, wie auch im obigen Beispiel zu sehen, wird man meist nur bei Jungvölkern finden oder wenn ein Volk am Verhungern war um es entsprechend zu retten. Die Entnahme an Futterwaben wird man im Frühjahr bei bereits ausreichender Tracht in der Natur vermerken, wenn überzähliges Futter für eine spätere Verwendung, zum Beispiel bei der Bildung von Ablegern entnommen wird.

Mittelwände MW
Die Zugabe von Mittelwänden ist ein klassischer Fall in Bezug auf die Erweiterung von Völkern. Also wenn zum Beispiel im Frühjahr auf ein Jungvolk eine zweite Zarge aufgesetzt wird oder ein Ableger zur Erweiterung einzelne Rähmchen mit einer neu eingelöteten Mittelwand erhält.

Leerwabe LW
Dieser Fall tritt meist ein, wenn zum Beispiel „ausgeschleckte“ Honigwaben zur Erweiterung des Brutraums gegeben werden oder überhaupt zum Zwecke der Wabenhygien die Altwaben zum Einschmelzen getauscht werden und neue Leerwaben die zuletzt im Honigraum verwendet wurden diese ersetzen.

Honigwabe HW
Fehlt nur mehr die letzte Art an Waben: Die Honigwabe. Dies ist der klassische Fall bei der Honigernte, dem Ausschleudern. Hier wird vermerkt, wie viele Waben, die mit verdeckeltem Honig gefüllt sind, aus dem Volk entnommen wurden.

Mengenangaben

Somit bleibt lediglich nur mehr der letzte Bereich in Bezug auf die Mengenangaben zu Erklärung übrig.

Bienen Anzahl
Da ich vor allem bei Jungvölker vor dem Einwintern gerne eine Zählung der Bienen mit dem Schätzrähmchen durchführe, dazu gibt es auch einen entsprechenden Blog-Beitrag den ich bei dieser Gelegenheit nochmals in Erinnerung rufen darf, kann hier die ermittelte Anzahl vermerkt werden.

Honig kg
Eine Spalte die sich eigentlich von selber erklären sollte. In dieser vermerke ich das Gewicht des aus dem Volk geernteten Honigs.

Futter kg
Bei der Futterspalte handelt es sich um eine nicht unwichtige, wenn es um die Einfütterung im Zuge der Wintervorbereitung der Völker geht. Hier wird die Futtergabe eingetragen. Auf meiner ursprünglichen Karte hatte ich Liter als Einheit vermerkt, ich bin aber dazu übergegangen dies auf Kilogramm zu ändern. Mein Völker stehen aktuell auf Waagen und ich lese erst im Anschluss an die Futtergabe ab, wie viel genau ich jedem Volk gegeben habe. Auch wird die Berechnung des notwendigen Gewichts immer in Kilogramm durchgeführt und nicht in Litern.

Anmerkungen
Bei dieser Spalte muss ich zugeben, dass sie sehr schmal ausgefallen ist und ich selber habe mir schon des Öfteren ein Verbreiterung gewünscht. Da ich aber parallel zur Stockkarte auch noch ein kleines „Tagebuch“ für Notizen führe, vermerke ich hier nur die wichtigsten Dinge. Viele Eindrücke und Anmerkungen werden im Tagebuch vermerkt. Da finden sich zum Beispiel Angaben in Bezug auf die Witterung oder Temperaturen genauso wieder, wie eine Gewichtsentwicklung der Völker oder sonstige Beobachtungen und Verdachtsäußerungen.

Auszug aus einer typischen Anmerkungsspalte

Natürlich möchte ich Euch auch diese Anmerkungen nicht vorenthalten. Wir Ihr seht, finden sich etwa Anmerkungen über die Sichtung der Königin genauso darin wieder, als auch die Art und Weise der Futtergabe. Aber macht Euch selber ein Bild darüber, was ich so im letzten Jahr darin vermerkt habe.

Ich finde es wichtig, dass man die eine oder andere Beobachtung in Bezug auf die Arbeit am Bienenstand eigens notiert, um vielleicht danach den einen oder anderen Rückschluss ziehen zu können.

Vor allem wenn es darum geht zu hinterfragen warum ein Volk geschwärmt ist oder im Worst Case sogar verendet ist. Fragen nach der Futtergabe und dem Gesamtgewicht können damit genauso beantwortet werden, als wie die Beobachtungen im Zusammenhang mit der Varroa-Behandlung. So kann der eine oder andere Fehler leichter aufgedeckt werden, um zukünftig die eine oder andere Maßnahme und Tätigkeit besser umzusetzen.

Es bleibt aber natürlich jedem selber überlassen zu entscheiden wann, wie, was und wieso getan wurde. Gleiches gilt natürlich auch für den Entwurf der Stockkarte. Sicherlich könnte man die eine oder andere Spalte streichen. Auch ich habe nicht immer bei den einzelnen Kontrollen alles genau vermerkt. Aber es gehört zumindest ein Maß an Grundinformation schon alleine der „Guten imkerlichen Praxis“ geschuldet dazu, doch vermerket zu werden.

Wie immer würde ich mich auch an dieser Stelle für ein Feedback freuen. Ihr bekommt auf alle Fälle eine Rückmeldung von mir.

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