Melezitose – was ist das?

In diesem Beitrag möchte ich ein für mich neues Thema angehen. Es geht um den Melezitosehonig der in den letzten Wochen immer öfter bei den Imkern diskutiert wurde. Wie er entsteht, wer ihn entdeckt hat und welche Probleme es damit in der Imkerei gibt.

Wann spricht man von Melezitosehonig?
Melezitosehonig (Melecitose, Melizitose) ist eine spezielle Art von Honig, die eine hohe Konzentration an Melezitose enthält. Genauer gesagt müssen mindestens 10% Melezitose im Honig vorhanden sein.

Was ist Melezitose?

Melezitose ist eine Zuckerart, die etwa im Honigtau vorkommt, einem zuckerhaltigen Ausscheidungsprodukt unter anderem verschiedener Blattläuse. Diese Insekten synthetisieren den Zucker aus Saccharose und Glucose, verlieren dadurch weniger Wasser durch Osmose und locken zugleich Ameisen als Beschützer an.

Erstmals fand 1833 Bonastre Melezitose in einem Auszug der Lärche. Der Name wurde vom französischen Wort „mélèze“ für die Lärche abgeleitet. Später wies man den Zucker auch in anderen Pflanzen und 1917 im Honig nach.

Melezitose ist wie alle Zuckerarten ein Kohlenhydrat, genauer gesagt ein Dreifachzucker aus zwei Molekülen Glucose und einem Molekül Fructose.

Die nächste Abbildung zeigt die chemische Darstellung dieses Dreifachzuckers.

Quelle: Wikipedia

Im Vergleich zu anderen Zuckerarten ist die Löslichkeit sehr gering. Fructose hat einen Löslichkeitsfaktor von 790, Glucose einen Faktor von 470 und Melezitose nur 50 bei 20° C Umgebungstemperatur.

Waldhonig, den die Bienen aus Honigtau gewonnen haben, enthält einen großen Anteil an Melezitose. Überschreitet deren Konzentration etwa 10 %, so kann dieser Honig, als sogenannter Melezitose- oder umgangssprachlich auch Zementhonig genannt, schon im Honigraum des Bienenvolks vom Boden der Wabenzelle her kristallisieren. In dieser Form kann er nicht oder nur mehr sehr schwer ausgeschleudert werden.

Melezitosehonig ist niemals klar durchscheinend. Es gibt drei Arten von Melezitose. Er kann in grauer, rötlicher oder weißer Form auftreten und wird ab einem 10%igen Anteil bereits in den Zellen fest und kann dort auch identifiziert werden. Die letztgenannte weiße Art ist die härteste Form an Melezitosehonig. Hält man die Waben gegen das Sonnenlicht, leuchtet dieses nur mehr sehr schwer durch die Zelle durch. Ist eine Zelle bereits vollgetragen sind darin meist auch schon die Zuckerkristalle zu erkennen.

Warum tritt heuer dieses Jahr der Melezitosehonig in Bayern, der Oberpfalz, Schweiz, und großen Bereich von Österreich auf. Die letzten Monate waren sehr feucht und große Niederschlagsmengen führten dazu, dass sich Läuse sehr stark vermehren. Hierzu zählt vor allem die schwarze Fichtenrindenlaus (cinara piceae) oder die schwarzbraune Tannenrindenlaus (cinara confinis).

Viele Imker behaupten Honig in welcher Form auch immer kann nie ein Problem für die Bienen selber sein. Auch Melezitosehonig ist ja nur Waldhonig und wenn der Honig nicht ausgeschleudert werden kann, dann wird er als Winterfutter verwendet.

ACHTUNG: Das stimmt aber so nicht! Melezitosehonig ist als Winterfutter nicht geeignet. Auf diesem Honig werden die Bienen unweigerlich verhungern. Es wird dadurch die Energiezufuhr für die Bienen unterbrochen und sie schaffen es nicht mehr die fehlende Energie aufzubringen, um den Honig zu verflüssigen.

Der Melezitosehonig löst sich erst bei 60 ° C. Auch mit Wasser kann er nur schwer verflüssigt werden. Dazu wären zwischen 30 und 40 % Wasser notwendig um ihn dann bei ca 30 ° C zu verflüssigen. Im Winter ist das für die Bienen nicht mehr möglich diese Menge Wasser und diese Temperatur zu erzeugen. Somit würden sie am vollen Futterstock einfach verhungern.

Es ist auch für die Verarbeitung in der Imkerei kaum machbar diesen Honig, wenn er auch rechtzeitig ausgeschleudert wurde, so einfach zu verflüssigen. Wie ich bereits in einem älteren Beitrag geschrieben habe führen hohe Temperaturen beim Honig zu einem sehr hohen HMF Wert und somit zu minderwertigem Honig.

Bei der Verarbeitung mit großer Hitze oder Wasser ist es kein Qualitätshonig mehr sondern nur mehr Backhonig laut Österreichischen Honigverordnung.

Massentracht

Wer glaubt, dass große Rapsfelder zur Massentracht führen, der kennt noch keine Melezitosetracht. Gewöhnlich tragen die Bienen in der Trachthochsaison täglich ca. fünf Kilogramm Nektar ein. Die Lindenblüte oder der Raps kann bei starken Völkern schon mal sieben Kilogramm einbringen. Führt die Witterung so wie heuer jedoch zu einer vermehrten Melezitosetracht, so sind zehn Kilogramm täglich keine Seltenheit.

Wenn ihr bei der Durchsicht feststellt, dass aktuell sehr viel Nektar eingetragen wird und plötzlich sind die Waben drei Tage später bereits voll, kann es aber auch schon wieder zu spät sein, denn Melezitose kristallisiert sehr rasch und es kann euch passieren, dass ihr den Honig nicht mehr aus den Zellen ausgeschleudert bekommt. Oft schafft man es nur mehr 50% des Honigs auszuschleudern. Es handelt sich dabei um den Waldhoniganteil der in den Waben enthalten ist.

Melezitosehonig ist geschmacklich ein sehr guter Honig. Er wurde aber in der Vergangenheit durch die Unwissenheit der Konsumenten immer wieder als mit Zucker künstlicher verfälschter Honig bezeichnet. Durch das rasche kristallisieren des Honigs fühlt er sich beim Verzehr auf der Zunge wie feiner Kristallzucker an, hat aber mit Kristallzucker (Rübenzucker) nichts zu tun und schmeckt auch total anders.

Melezitosehonig der sich ausschleudern hat lassen, sieht im Glas gelblich trüb aus. Er wird auch bei Erwärmung nicht klar. Hier in einem von mir abgefüllten Glas mit Melezitosehonig. Das Glas wurde von der Seite mit einer Lampe angeleuchtet um den Effekt besser zu zeigen.

Sieht man sich die ausgeschleuderte Honigwabe an, so erkennt man deutlich, dass viele Zellen noch gefüllt sind bzw. das Gewicht ist deutlich höher als jene die einfach ausgeschleudert werden konnten. Hier einige Bilder derartiger Zellen. In den etwas helleren Zellen befindet sich noch sehr zäher nicht auskristallisierter Honig, der jedoch auch aufgrund seiner Konsistenz nicht aus den Zellen geschleudert werden konnte.

Zellen mit Melezitose die nicht ausgeschleudert werden konnten.
Wie erkennt man, dass die Bienen Melezitosehonig eingetragen?

Indizien für Melezitose sind:

  • Gute Tracht
  • frühe Tracht
  • Tracht auch bei leichtem Regen oder nach Regenperioden
  • oft bei leichtem Regen fliegen Bienen besser als in der trachtlosen Zeit
  • eine Stockwaage und die Beobachtung, dass sehr rasch sich das Gewicht erhöht

Bei ständigem Regen denkt man, dass keine Tracht zu finden ist. Die Blüten werden abgewaschen und der Nektar geht verloren. Gewöhnlich gibt es daher bei ständigen Niederschlägen nur sehr geringen Bienenflug. Sieht man bei leichtem Niesel oder Regen dennoch die Bienen stark fliegen, ist das ein typisches Zeichen für die Existenz von Melezitosehonig. Vor allem wenn zuvor große Trockenheit geherrscht hat und bereits kaum mehr Tracht vorhanden ist.

Was kann ich nun mit dem Melezitoshonig tun?

Es gibt einige Möglichkeiten.

  • Eine davon ist der Verkauf direkt in der Wabe. Es gibt Kunden die mögen dies. Auch in Hotels sieht man es öfters, dass am Frühstücksbuffet ganze Waben angeboten werden. Nicht immer handelt es sich um Melezitosehonig aber es wäre eine Möglichkeit, vor allem wenn der Anteil etwas geringer ist und es sich nicht bereits um den klassischen Zementhonig handelt.
  • Eine weitere Möglichkeit ist die Trennung mit einem sogenannten Deckelwachsschmelzer. Mit diesem Schmelzer werden der Anteil Waldhonig, Melezitose und Wachs getrennt und können so weiterverarbeitet werden.
  • Mit Melezitosehonig kann man Met, Honigzuckerl (Bonbon) erzeugen oder auch ihn für die Lebkuchenherstellung nutzen.

Als Honig im Glas wird man ihn jedoch nur sehr schwer weitervermarkten können. Er kann nur mehr schwer aus diesem heraus geholt und zum Beispiel auf das Gebäck gestrichen werden. Er ist allenfalls nur mehr als Backhonig für einen geringeren Preis zu vermarkten.

Wie kann man Melezitosehonig verhindern?

Tragen die Völker große Mengen an Melezitose ein, hilft nur mehr das Abwandern in ein anderes Trachtgebiet. Dabei müssen jedoch die Sammelbienen am alten Stand zurück bleiben. Es wird also bei sehr guten Flugwetter abgewandert. Nur so vergessen die Bienen welche letzte Tracht eingetragen wurde und suchen sich eine neue meist andere Trachtquelle. Wandert man mit den Völkern normal ab, so finden die Bienen erneut wieder Melezitosehonig und das Problem ist damit nicht gelöst.

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Erste Honigernte 2024 viel mau aus!

Das Jahr 2023 war vor allem in unserer Region beurteilt man es aufgrund des Honigertrages schon nicht das einfachste, es wird aber vermutlich das Jahr 2024 nicht viel besser. Ich führe ja in meiner Imkerei sehr gerne Buch und habe in den letzten Jahren sehr penibel den Ertrag erfasst. Diese Daten habe ich mir nun näher angesehen und den Honigertrag durch die Anzahl der Wirtschaftsvölker dividiert. Nicht mitgezählt habe ich jene Völker, die im Frühjahr geschwärmt waren. Bei diesen ist ja der Honigertrag ja beinahe Null und trotz aufgesetztem Honigraum nur das eine oder andere Rähmchen zum Ende der Honigsaison verdeckelt. Die Daten habe ich jetzt in der nächsten Grafik dargestellt.

Honigertrag je Wirtschaftsvolk im Jahresdurchschnitt

Wie ihr deutlich erkennen könnt, war bereits im Jahr 2023 mehr als ein Kilogramm weniger in den Waben eingetragen als die Jahre zuvor. Im Jahr 2024, in der Grafik ist nur die erste Honigernte eingerechnet, wird es vermutlich nicht mehr viel besser werden.

Waren es in meinem bisherigen Rekordjahr 2022 insgesamt drei Ernten, konnte ich 2023 nur zweimal Schleudern. 2024 werden es auch nicht mehr Ernten. Trotzdem die Natur rund drei Wochen vorne ist, war die erste Ernte 2024 gegenüber dem Jahr 2022 um 14 Tage später. Am 8.6.2024 habe ich erstmals geschleudert und hatte bereits Schwierigkeiten, dass der Honig noch aus den Zellen heraus geschleudert werden konnte. Einige Bereiche der Waben waren bereits in den Zellen kristallisiert. Auch 2023 war die erste Ernte am 1. Juli und drei Wochen später die zweite. Eine Dritte gab es nicht.

Vier meiner Völker stehen auf Stockwaagen und man kann bereits deutlich erkennen, dass auch die Lindenblüte nur einen kurzen Ausschlag im Ergebnis brachte. Es ist deutlich zu sehen, dass beim Aufblühen der Ertrag deutlich ansteigt und nach der Vollblüte genauso schnell wieder abnimmt.

Hier zwei typische Verläufe des Honigertrages.

Die erste Grafik zeigt den täglich Honigertrag eines durchschnittlichen Volkes. Am 12. Juni 2024 hat bei uns die Lindenblüte eingesetzt. Bist zur Vollblüte am 16. bzw. 17. Juni trugen die Völker bis zu 6 Kilogramm Nektar ein.

In der nächsten Grafik wird die Gewichtszunahme dargestellt. Hier wiederum sieht man deutlich, wie tagsüber der Nektar eingetragen wurde und während den Nachtstunden zu Honig verarbeitet wurde. Bei der Honigverarbeitung wird der Nektar von den Bienen mehrmals von Zelle zu Zelle umgelagert und dabei auch getrocknet. Der Verlauf zeigt deutlich wie das Wasser dabei dem Honig entzogen wurde.

Ganz Interessant ist auch, der kurze Einbruch am 16. und 20. Juni, durch einen Gewitterregen wurde die Ernte abrupt unterbrochen und somit der Tagesertrag mehr als halbiert.

Seit Sonnenwende am 21. Juni ist die Linde abgeblüht und es wird nur mehr die sogenannte Läpertracht eingetragen. Dies Zeigt auch die nachfolgende Grafik.

Waren es bis zu sechs Kilogramm während der Lindenblüte, so sind es seither nur mehr rund ein Kilogramm. Der in der Grafik am 29. Juni dargestellte Gewichtseinbruch wurde von mir selber manuell verursacht. Bei diesem Volk wurde der Drohnenrahmen vermutlich das letzte Mal in dieser Saison geschnitten. Zusätzlich habe ich das eine oder andere vollverdeckelte Honigrähmchen auf ein anderes Volk, in dem weniger vollverdeckelte enthalten waren, umgehängt. Mit dieser Maßnahme habe ich wegen Zeitmangels nur künstlich die nächste Honigernte etwas nach hinten verschoben. Ich entnehme grundsätzlich nur vollverdeckelte Rähmchen aus den Honigräumen um den Wassergehalt im Honig so gering als möglich zu halten. Die zweite und letzte Honigernte in diesem Jahr wird vermutlich in der zweiten Juli Woche stattfinden. Erst dann kann ich Bilanz ziehen, aber Rekord wird es keiner werden, soviel kann ich schon verraten. Auf alle Fälle kann man schon sagen, die Linde hat die Saison gerettet.

Lindenblüte kurz bevor sie abblüht
bereits abgelühte Lindenblüten
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Regelmäßiges Drohnenbrutausschneiden

Regelmäßiges Drohnenbrutausschneiden mindert die wachsende Varroa-Population deutlich. Wie ich auf meinem Blog schon beschrieben habe, wird der Drohnenrahmen bevorzugt von Varroamilben befallen. Die Zellen sind wesentlich größer und bleiben auch länger verdeckelt als jene der Arbeiterinnenbrut. Das gefällt auch den Varroamilben. Drei Wochen nach dem Einhängen des Drohnenrahmens ist dieser mit verdeckelter Drohnenbrut gefüllt.

wenige Tage nach dem Einhängen des leeren Rahmens sieht er so aus

Mit dem Ausscheiden der verdeckelten Brut entzieht man die darin eingedrungenen Milben den Wirschaftsvölkern. Wer dies nicht nutzt, vergibt eine der Chancen, die stark wachsende Milben-Population nachhaltig zu reduzieren.

Aber nicht nur die Milben-Population wird dadurch reduziert, sondern auch der Schwarmdurck im Volk. Wirtschaftsvölker müssen beschäftig werden! Haben Arbeiterinnen keine Arbeit mehr, beginnen sie eine „Revolte“ anzuzünden und bereiten das Schwärmen des Volkes vor. So wie das Drohnenbrutausschneiden reduziert auch die Ablegerbildung für Jungvölker den Schwarmtrieb des Volkes.

Als Abfallprodukt für das Drohnenbrutschneiden gibt es je nach Völkeranzahl dann auch mehr oder weniger zu 100% reines und sauberes Bienenwachs. Dieses wiederum eignet sich besonders für die Weiterverarbeitung in kosmetischen Produkten. Wer keine kosmetischen Produkte herstellen möchte, führt das so gesammelte Wachs dem eigenen Wachskreislauf zu oder verkauft es einfach um gutes Geld.

Von wenigen Einzelpersonen wird oft versucht, diese erfolgreiche Methode schlecht zu reden. Oft erfolgt dies ohne mit Argumenten wirklich zu überzeugen oder Alternativen aufzuzeigen, die sich je einer wissenschaftlichen Überprüfung gestellt haben. Dahinter verbirgt sich nicht zuletzt ein finanzieller Anreiz diverser Vertreter (Wanderimker) die dubiose Behandlungsmethoden gerne als die einzig richtige propagieren.

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Asiatische Hornisse ist in Österreich angekommen

Wie in einschlägigen Informationsmaterialien seit geraumer Zeit und ich auch an dieser Stelle bereits berichtet habe, ist die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) unter den Imkerinnen und Imkern ein aktuelle Thema. Nun ist sie auch in Österreich angekommen. Erstmals wurde sie am 9. April 2024 in der Stadt Salzburg gesichtet und auch gefangen. Nach derzeitiger Einschätzung handelte es sich aufgrund der Jahreszeit um einen Einzelfund, vermutlich einer Königin ohne etabliertes Nest.

Nachfolgend hier einige Bilder der Asiatischen Hornisse Vespa Velutina.

Asiatischen Hornisse Vespa Velutina (Quelle AGES)
Asiatischen Hornisse Vespa Velutina (Quelle AGES)
Asiatischen Hornisse Vespa Velutina (Quelle AGES)

Da die heimische Europäische Hornisse jedoch zu den geschützten Tierarten zählt ist es besonders wichtig die Asiatische Hornisse auch identifizieren zu können. Dazu hat die AGES auch eine Gegenüberstellung der beiden Hornissenarten und weiteres Informationsmaterial veröffentlich.

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Wie auch auf der AGES Seite nachzulesen ist, soll kein Tier gefangen oder getötet werden. Eine Verwechslung mit der geschützten Hornisse ist leicht möglich.

Wie dort ebenso zu lesen ist, ist der wissenschaftliche Beweis über die Auswirkungen der Asiatischen Hornisse auf die Bienenvölker in Österreich noch nicht erbracht.

Vespa velutina ist besonders für die Imker von Interesse, da sie bevorzugt soziale Hautflügler (Bienen, Wespen, Fliegen), Spinnen und Heuschrecken jagt, um ihre Brut zu versorgen. Die Frage, wie großen Schaden sie bei Bienenvölkern verursachen kann, wird unterschiedlich beurteilt. Vespa Velutina ist tagaktiv und jagt ihre Beute im Flug. Vor den Bienenstöcken lauert sie den heimkehrenden Bienen im Schwebflug auf. Bei hoher Dichte der Asiatischen Hornisse kann es zur Schwächung der Völker und sogar zu Völkerverlusten kommen. Eine Angabe besagt, dass im Spätherbst, wenn die Stärke anderer Insektenpopulationen zurückgeht, ungefähr 75 Bienen pro Tag erbeutet werden.

AGES

Weiter heißt es dort auch:

Die Asiatische Hornisse ist für gesunde Menschen genauso ungefährlich wie die heimische Hornisse, Vespa cabro (allergische Reaktionen sind möglich). Beide Arten verhalten sich friedlich und greifen Menschen normalerweise nur bei Bedrohung an. Besonders beunruhigend wirkt der geräuschvolle Flug.

AGES

Auf der Seite der AGES gibt es auch einen Download mit weiteren Informationen zur neu eingeschleppten Hornisse.

Unbeschadet aller Informationen zählt sie auf alle Fälle aktuell zum wichtigsten Stammtischthema unter den Imkerinnen und Imkern. Dadurch werden Themen wie aktuelle Winterverluste von Bienenvölkern in Österreich abgelenkt und geraten so in den Hintergrund. Es gibt zwar in Österreich noch keine konkreten ausgewertete Zahlen, die Online-Umfrage auf die ich auch hier gerne nochmals hinweisen möchte, läuft noch bis zum 20. Mai 2024. Alle Imkerinnen und Imker sind dazu eingeladen die Umfrage auszufüllen. Sie können selber damit einem wissenschaftlichen Beitrag leisten.

Quelle: http://bienenstand.at/winterverluste/

Sieht man sich aber die Zahlen aus den letzten Jahren an, liegen bis auf wenige Ausreißer die Verluste bei weit über 10%. Der langfristige Mittelwert der Wintersterblichkeit von Bienenvölkern liegt bei etwa 15%. Die genauen Jahresberichte können hier nachgelesen werden. Eine Hauptursache für die hohen Winterverluste sind zum Einen in der mangelhaften Varroabekämpfung und zum Anderen in der unzureichenden Auffütterung zu suchen. Alle anderen Effekte wie sonstige Bienenkrankheiten oder zu schwach eingewinterte Völker sind als eher unbedeutend einzuordnen.

Nun kommt jetzt aber die Asiatische Hornisse mit ins Rennen. Schnell wird ihr nun die Schuld für so manches Versagen zugeschrieben. Jene Völker die vermeintlich der Asiatischen Hornisse (zB in Frankreich, wo sie zuerst gesichtet wurde) zum Opfer gefallen sind, waren zuvor meist bereits geschwächt wegen des hohen Varroa Milbenbefalls und dadurch indirekt auch durch anderer Krankheiten (Viren). Damit ist es für die Hornisse (aber auch unserer heimischen Hornisse und der Wespe) ein leichtes den Rest des Volkes aufzuräumen. Es zählt zu den Naturgesetzen. Völker bzw. Tiere die bereits durch andere Ursachen geschwächt wurden, sind oft leichte Opfer für andere Fressfeinde.

Dennoch fühlen sich die Imkerin oder der Imker dadurch bestärkt, weil er einen vermeintlichen Schuldigen für sein eigenes Versagen gefunden hat. Da ich nicht viel von Stammtischsaga und sonstigen Ansagen – hast schon gehört – halte, sondern mehr der wissenschaftlichen Untersuchung glaube, möchte ich an dieser Stelle nicht mehr ins Detail eingehen. Auch wenn ich mir mit diesen Aussagen nicht besonders viele Freunde in der Imkerschaft machen werde, zuerst muss der Beweis wissenschaftlich erbracht werden.

Dennoch möchte ich aber darauf hinweisen, dass nun auch in Österreich für wissenschaftliche Zwecke eine Meldeplattform (Warnsystem) für die Vespa Velutina eingerichtet wurde. Ich möchte dazu einladen sich auf dieser Plattform bereits jetzt zu registrieren und etwas Zeit und Aufmerksamkeit der Asiatischen Hornisse im Rahmen der Beobachtungen am Bienenstand widmen und eigene Beobachtungen eventuell sogar mit Bildmaterial an den Ikwarndienst zu melden. Nur wenn es genügend belastbare Zahlen für die Wissenschaft gibt, können daraus auch Schlüsse gezogen und entsprechende zielführende Maßnahmen erarbeitet werden.

Ich werde weiter das Thema begleiten und gegebenenfalls darüber Euch am Laufenden halten.

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Auch Ableger können schwärmen!

In den letzten Jahren habe ich ja immer wieder über die einfachste Methode Völker zu vermehren berichtet. Mit einem oder zwei gut besetzten Bruträhmchen kann jede Imkerin oder Imker auf einfache Art und Weise ein Jungvolk bilden. Wer dies genauer nachlesen möchte, kann dies hier tun.

Das Jahr 2024 hat ja für die Bienen sehr zeitig begonnen, den wir hatten im April wieder einen Negativrekord in Bezug auf die Temperaturen verzeichnet. Es war der wärmste April seit es Aufzeichnungen gibt. Das bewegte auch die Natur sehr rasch dazu durchzustarten, nur die Bienen hatten noch nicht das Personal für das Nektarsammeln aufbauen können, wie sie es gerne hätten. So viel die Frühtracht in vielen Gebieten sehr spärlich aus und alle warten auf die Waldtracht mit Akazie und Linde. Rund um den 26. April kam dann der Wintereinbruch und wir hatten beinahe -3° C verzeichnet. Damit war auch endgültig das Ende der Obsternte besiegelt. So gut wie alle Marillen, Wallnüsse, Feigen, Kiwi usw. waren kaputt. Die bereits sehr stark ausgeprägten Früchte sind einfach am Baum erfroren. Nur neben der Donau in der Wachau kamen die Landwirte mit einem blauen Auge davon. Dort hielten sich die Schäden in in vielen Obstplantagen in Grenzen.

durch Frost zerstörte Marillen

Aber zurück zum eigentlichen Thema. Jungvölker sollten erstmalig nach dem ersten Drohnenrahmenschnitt gebildet werden. Sie dienen nicht nur um Völker zu vermehren, sondern auch dazu, um den Schwarmdruck aus den Völkern zu nehmen. Ich wählte dafür das Wochenende um den 27. April. Es war also jenes Wochenende wo wir zuvor den starken Frost hatten. Da ich sicherstellen wollte, dass auch genügend Pflegepersonal mit der Brut in die Ablegerkisten wandert, nahm ich neben zwei Bruträhmchen mit jüngster Brut auch noch etwas Bienenmasse abgeschüttelt vom Drohnenrahmen mit in den Ableger. Sie sollten ja genug Personal für das Wärmen der Brut haben.

Ablergervolk gebildet aus zwei Brutwaben, einer Mittelwand und einem Futterrähmchen

Wie sich jedoch dieses Wochenende herausstelle, war das vielleicht von mir etwas übertrieben. Ich war zufällig am Bienenstand in Arnsdorf in der Wachau und hatte gerade mit der Motorsense die Wiese gemäht. Nachdem ich damit fertig war, stand ich bei meinen Völkern um sie etwas zu beobachten, bevor ich wieder die Heimreise nach getaner Arbeit antrat. Dabei stellte ich fest, dass gegen 11:00 Uhr bei schönstem Wetter doch sehr reges Treiben am Flugloch bei einem meiner Völker zu beobachten war. Im ersten Moment dachte ich mir nichts besonderes dabei, denn bei diesem Wetter war es für mich verständlich, dass die Bienen eifrig am Sammeln sind. Plötzlich wurde die herausströmende Bienenmasse immer mehr, um nicht zu sagen, sie quillten regelrecht beim kleinen Flugloch heraus. Im ersten Moment dachte ich mir, dass wären vielleicht Begleitbienen die mit der Königin auf Hochzeitsflug gehen würden. Der Zeitpunkt und die Witterung war ja für einen Hochzeitsflug optimal gewesen. Tatsächlich handelte es sich jedoch um einen kleinen Ablegerschwarm einer frisch geschlüpften „zweiten Königin“.

Ein Ablegervolk schwärmt mit seiner Jungkönigin aus

Was war da nun passiert?

Leser meines Bienenblock werden ja sicherlich die Berechnungstabelle zur Ablegerbildung kennen (siehe Menü oben). Trägt man in dieser Tabelle den 27.4.2024 als Erstellungsdatum ein, so sieht man, dass am Samstag den 11.5.2024 der Zeitpunkt gekommen ist, wo der Schlupf der Königin prognostiziert werden kann. Herrscht schlechte Witterung zum Zeitpunkt des vor berechneten Zeitpunktes, kann sich dies einige Tage hinauszögern. Die Königinnen bleiben solange in ihrer Zelle und warten den richtigen Zeitpunkt ab, bevor sie den Zelldeckel aufbrechen.

Grundsätzlich ist es ja in einem Ableger so, dass die erste schlüpfende Königin das Recht hat, alle übrigen noch in ihren Zellen abzustechen. Erkennen kann man dies an der Art und Weise wie die übrigbleibenden „Weiselzellen“ auf der Wabe von der Imkerin oder dem Imker vorgefunden werden können, bevor diese endgültig von den Arbeiterinnen abgetragen werden. Sie sind auf der Seite aufgebissen und werden von den Arbeiterinnen ausgeräumt. Schlüpft eine Königin normal, so ist bei dieser Weiselzelle der Zelldeckel sauber geöffnet.

Ist nun in einem Wirtschaftsvolk die Bienenmasse extrem groß, schwärmt nicht nur die Altkönigin vor dem Schlupf der ersten Jungkönigin, sondern auch die eine oder andere noch unbegattete Jungkönigin. Dieser Nachscharm wird auch in der Imkerfachsprache auch als Singerschwarm bezeichnet. Dies geschieht auch meist wenn es während des prognostizierten Königinnenschlupf zu temperaturbedingten Verzögerungen kommt. Meist schlüpfen dann alle Königinnen gleichzeitig und es gelingt der ersten geschlüpften Königin nicht rechtzeitig die anderen abzustechen.

Gleiches gilt natürlich auch für einen zu gut gebildeten Bienenableger. Sind zu viele Bienen in der Ablegerkiste und vernachlässigt der Imker die Erweiterung, so kann es schon vorkommen, dass durch zu stark eingetragene Tracht zu wenig Platz in der Kiste herrscht und eine der neu geschlüpften Königinnen mit einem Teil des Volkes in Form eines Schwarm (Singerschwarm) abgeht. Zurück bleibt eine andere Königin die nun einige Tage später den Hochzeitsflug absolviert und mit der Volksbildung fortsetzt.

So ist es leider auch bei mir geschehen und ich hatte das Glück durch reinen Zufall Zeuge dieses Schauspiels zu sein. Dieses Schauspiel zeigt wieder einmal, dass man auch nach einigen Jahren Imkerei nicht auslernt und immer wieder neue Erfahrungen sammelt. Daher mein Rat: Es reicht, so wie von Dr. Pia Aumeier und Dr. Gerhard Liebig auch immer wieder erklärt wird, mit einer einzigen zu sechs bis sieben Achtel besetzten Brutwabe einen Ableger zu bilden. Herrschen noch kalte Temperaturen im April sollte man nur eine weitere Wabe in den Ableger abschütteln, um das Wärmen der Brut zu unterstützen. Diese Bienen würden dann jedoch nicht mehr schwärmen, da sie aufgrund ihres Alters ohnedies schön langsam vom Volk, vor dem Schlupf der neuen Arbeiterinnen abgehen.

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