Abschluss der Spätsommerpflege

Nach sehr warmen September Wochen merken wir jetzt jedoch auch aufgrund der Außentemperaturen, dass der Herbst ins Land gezogen ist. Höchste Zeit auch das Ende der Spätsommerpflege einzuläuten.

Es stellt sich daher die Frage: Was ist an den Bienenständen noch alles zu tun?

Ende August bzw. Anfang September, das hängt ja auch von der Witterung ab, wurde nach dem A+Plus Konzpet die Ameisensäurebehandlung durchgeführt oder vielleicht wurden die Völker nach der Honigernte mit TuB entmilbt. Zwei Wochen nach der Behandlung mit AS oder OS ist es Zeit neuerlich den natürlichen Milbenfall zu überprüfen. Bei dieser Überprüfung ist zu unterscheiden ob es sich um ein Jungvolk oder ein Wirtschaftsvolk handelt. Dabei zählen zu den Jungvölkern nicht nur die Ableger die im Laufe der Saison gebildet werden, sondern auch jene Völker die nach dem TuB Konzept (Teilen und Behandeln) in Flugling und Brutling aufgeteilt wurden. Beide Teile sitzen ja aktuell nur auf einer Zarge.

Jungvölker sollten Ende September einen natürlichen Milbenfall von nicht mehr als einer Milbe aufweisen. Bei Wirtschaftsvölkern und jenen Völkern die nicht geteilt wurden, sollte der natürliche Milbenfall bei nicht mehr als fünf Milben je Tag liegen. Werden diese Werte überschritten, dann muss jetzt eine neuerliche Behandlung durchgeführt werden, denn die Wirkung der Behandlung war zu gering.

Es kann nicht oft genug betont werden, dass bei der Behandlung mit 95%iger AS auf alle Fälle darauf zu achten ist, dass die Mindestmenge von 50ml bei Jungvölkern und 100ml bei Wirtschaftsvölkern innerhalb des dreitägigen Behandlungszeitraumes auch tatsächlich verdunstet. Besteht die Gefahr, dass aufgrund der prognostizierten Witterung die AS nur sehr schwer verdunsten wird, dann empfehle ich die vorgesehene Menge an Ameisensäure auf zwei Dispenser mit voller Dochtgröße aufzuteilen, um so die Verdunstungsfläche zu verdoppeln.

Umgekehrt muss das Dochtpapier verkleinert werden, wenn höhere Temperaturen angekündigt wurden oder die Beuten in der prallen Sonne aufgestellt sind.

War die Diagnose nach der Entmilbung vielversprechend, können die Völker in aller Ruhe fertig aufgefüttert werden. Hier gilt es auch zu beachten, dass Jungvölker nicht zu rasch auf die notwendige Futtermenge gebracht werden. Tragen die Arbeiterinnen zu schnell das Winterfutter ein, wird schnell das Brutnestes verhonigt. Die Königin findet keine freien Brutzelln mehr für das Bestiften und dies wiederum führt zur Reduktion der so wichtigen Winterbienenmasse. Hier gilt also: Auffüttern in aller Ruhe und mit kleineren Mengen.

Bei Wirtschaftsvölker, die zweizargig geführt werden, spielt dies weniger eine Rolle. Hier kann in ein bis zwei Futtergaben die gesamte Futtermenge sofort gegeben werden.

manuelle Stockwaage

Ein guter Tipp am Ende der Spätsommerpflege ist auch noch: Legt Euch eine Tabelle mit den Gewichten aller Eurer Völker zu! Am besten verwendet man für die Gewichtsermittlung am Ender der Auffütterung eine günstige Federwaage, wie sie im Imkereizubehör zu kaufen ist. Rund 20,- € sind hier eine gute Investition. Dabei genügt es die Beute von der Rückseite zu wiegen, denn dort ist auch fern ab vom Flugloch das meiste Futter eingetragen. Das Ergebnis der Wiegung wird verdoppelt und in die Tabelle eingetragen. Jede Imkerin und jeder Imker besucht auch regelmäßig seine Völker im Winter. Mit einer solchen Waage und der Tabelle ausgerüstet, behält man sehr einfach den Überblick über das Restfutter in seinen Völkern und kann gegebenenfalls im Frühjahr schneller auf Futtermangel reagieren.

Wurden diese Tipps alle beachtet, dann spricht nichts mehr dagegen für die Imkerin oder den Imker selber auch in die Winterpause zu gehen. Oder war da noch etwas anderes?

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Soziale Medien und die Imkerei

Ich verfolge seit einigen Monaten in den sozialen Medien so manche Imker Gruppe und bin oft erstaunt welche Ratschläge dort jungen unerfahrenen Imkerkolleginnen und Kollegen erteilt werden. Da ich ja aufgrund meines Brotberufes genau weiß, welche Gefahren von sozialen Medien ausgehen, die COVID Pandemie und zuvor der Auftritt des US Präsidenten auf Twitter haben es ja genau gezeigt, möchte ich hier mal zu einem brandaktuellen Thema Stellung beziehen und meine Einstellung dazu kund tun.

So wie in der modernen Landwirtschaft, jeder kann sich sicherlich noch daran erinnern, stehen heute ja Rinder nicht mehr im finsteren Stall und warten auf den Tag x wo es zum Schlachthof geht, sondern in sogenannten Freilaufställen und auf der Weide und sie können selber entscheiden wo sie sich gerne aufhalten. Schlagworte von glücklichen Hühnern mit Freilandhaltung zieren die Regale der Supermärkte und das Schlagwort „BIO-Landwirtschaft“ und „Nahversorger mit regionalen Produkten“ boomt wie nie zuvor. Jeder kennt die Bilder von Massentierhaltung und Szenen die von Tierschützern in den Medien verteilt werden. Im Mittelpunkt steht also „das Wohl der Tiere!“ Genau so sollte es auch in der Imkerei gehalten werden.

Wir sollten nicht mehr nach dem Hörensagen imkern, sondern dürfen gerne auch hinterfragen was es denn mit den unterschiedlichen Betriebsweisen und Behandlungen auf sich hat. Ich empfehle dabei doch etwas mehr sich auf wissenschaftlich belegte Methoden zu verlassen, als so manches Thema in der Imkerschaft vom Stammtisch aufzugreifen und weiter zu verbreiten. So nach dem Motto:

„Das hat die letzten hundert Jahre so funktioniert, warum soll es jetzt nicht heute auch so funktionieren!“

Stammtischinfo!

Das mag ja durchaus stimmen, aber schon wie eingangs beschrieben handelt es sich um Methoden die heute nicht mehr angewendet werden sollten, denn damit wird in vielen Bereichen dem Tier unnötig Schaden und Leid zugefügt. Es ist jedem sicherlich selber überlassen, zu entscheiden welche Methoden er anwendet. Aber man darf nicht vergessen, dass es da auch noch das Tierschutzgesetzt gibt und schnell mal in den Bereich des strafbaren Handelns abrutscht. Das sollte jeder im Hinterkopf behalten bevor er eine bestimmte Methode anwendet.

Jetzt aber zu meinem eigentlichen Inhalt dieses Beitrags. Oft werden Fragen von Neueinsteigern in den diversen Foren und eben den sozialen Medien gestellt und damit wird eine Fülle an Antworten ausgelöst und der Neueinsteiger ist damit wieder bei seiner Entscheidungsfindung überfordert. Er stellt sich die Frage: Was ist jetzt ein guter Ratschlag und welcher ist „Oldschool“!

In die Richtung der Neueinsteiger, die glauben sich schnell mal ein paar Bienen in den Garten stellen zu können, gleich einmal der Hinweis: Es handelt sich um Tierhaltung und da ist es genauso wie bei dem Kleintierzoo. Eltern schenken den Kinder zu Ostern junge Zwerghasen oder zu Weihnachten ein junges Kätzchen weil sie so süß und kuschelig sind und vergessen dabei, dass sie damit auch Pflichten eingehen und es sich dabei um Tierhaltung mit echten Lebewesen handelt. Wochen später landen derartige Tiere im Tierheim oder auf der Straße. So ist es auch bei Bienen! Bienen benötigen Zeit und in der Hauptsaison im Sommer noch mehr davon. Da muss schon zum Beispiel der Familienurlaub genau geplant werden und im Juni oder Juli werden 3 Wochen Strandurlaub am Meer nicht mehr so einfach gestaltet werden können. Da muss echt geplant werden.

Ein weiteres „No-Go“ sollte sein, in die Imkerei einfach zu starten ohne einen Anfängerkurs besucht zu haben oder ein ganzes Bienenjahr mal in einem Imkerverein begleitet zu haben. Erst dann kann man wirklich auch entscheiden ob das für die nächsten Jahre für einen etwas ist oder es sich doch herausstellt, dass es doch etwas zu Anstrengend ist und vielleicht ein Wildbienenhotel im Garten anstelle von Honigbienen besser geeignet ist. Unabhängig davon ist die Imkerei ein Handwerkszeug das erlernt werden muss. Es kann auch nicht jeder einfach in die Rinderzucht einsteigen ohne entsprechende Kurse oder eine Ausbildung absolviert zu haben um dabei Erfahrungen zu sammeln..

Kommen wir aber nun zu einigen sehr wichtigen Fragen in Bezug auf aktuell kursierende und saisonbedingten Themen in den sozialen Medien. Hier wird darüber oft diskutiert ob Ameisensäure für die Bienen zuträglich ist und wie sie angewendet werden soll. Fragen zu unterschiedlichen Behandlungsmethoden werden gestellt und auch diverse Säuren und Medikamente werden ins Rennen geworfen. Ich möchte hier einige Beispiele anhand derer ich näher in die Materie einsteigen möchte abhandeln. Aber gleich vorweg, ich habe mir die Antworten nicht aus der Nase gezogen und vom Imkerstammtisch zusammengetragen, sondern sie basieren auf den aktuellsten Studien von diversen renommierten Bieneninstituten wie zum Beispiel der Universität Hohenheim oder dem Bieneninstitut Celle. Alle Antworten basieren auf Langzeitstudien und umfangreichen Versuchen an abertausenden Bienenvölkern in den unterschiedlichsten Regionen in Europa. Begleitet wurden diese Studien von Wissenschaftlern wie Dr. Pia Aumeier, Dr. Gerhard Liebig oder Dr. Otto Boecking, um nur einige von ihnen zu nennen.

Was haltet Ihr von der Ameisensäure (AS) Behandlung und wäre nicht die totale Brutentnahme (TBE) und Behandlung mit Oxalsäure (OS) wesentlich bienenschonender?

Die AS Behandlung, wenn sie falsch angewendet wird, und da spreche ich von einer Langzeitbehandlung, kann zu sehr hohen Bienenverlusten und umfangreichen Brutschäden führen!

Richtig und schonend wird die AS Behandlung in Form der Kurzzeitmethode eingesetzt. Dabei werden je nach Betriebsweise und Bienenmasse (Ein-Zargig oder Zwei-Zargig) eine gewisse Menge an AS in der Beute zur Verdunstung gebracht. Genau genommen handelt es sich bei Jungvölkern um 50 ml 95%iger AS und bei Wirtschaftsvölkern 100 ml die in drei Tagen verdunstet werden müssen. Verdunstet die AS aufgrund zu niedriger Temperaturen nicht in dieser Zeit, muss die Behandlung abgebrochen werden. Gleiches gilt für zu schnelles Verdunsten. Die Schwammtuchmethode und so manche andere Vorgangsweisen die hier in den sozialen Medien diskutiert werden sind nicht mehr zeitgemäß. Vieles um nicht sagen zu müssen alles was es zu diesem Thema zu berichten gibt, findet ihr in einem ausführlich Beitrag auf meinem Blog.

Die TBE Methode ist für mich Tierquälerei und als Standardmethode zur Behandlung der Völker gegen die Varroamilbe absolut abzulehnen. Es gibt nur wenige Ausnahmen wo TBE angewendet werden sollte. Eine dieser Ausnahmen ist im Fall der Völkersanierung beim Verdacht auf Faulbrut.

Warum bin ich dieser Ansicht: Aktuell Ende September bilden die Völker die sogenannten Winterbienen. Also jene Bienen die zur Erhaltung des Volkes über den Winter dringend benötigt werden und länger als die Sommerbienen leben. Wird um diese Jahreszeit die Bienenbrut wegen der darin sitzenden Milben entnommen um danach mit OS zu behandeln, verliert man tausende von wichtigen Bienen und es dauert über 21 Tage bis dieses Loch geschlossen werden kann. Damit befinden sich das Volk Mitten im Oktober und gleichzeitig am Beginn der kalten Jahreszeit. Die Bruttätigkeit wird aufgrund der Kälte stark eingeschränkt und die Völker können nicht mehr die notwendige Bienenmasse nachschaffen, die für eine starke Überwinterung erforderlich ist. Wir erinnern uns, zu Überwinterung sind notwendig:

  • ausreichend Bienen (mindestens 5000 bis 6000 Bienen je Volk),
  • junges Wabenmaterial (dunkle oder schwarze Brutwaben die schon mehr als 2 Jahre verwendet werden),
  • eine junge Königin,
  • ausreichend Winterfutter und
  • eine niedrige Milbenbelastung.

Für mich ist die TBE ein totaler Unfug und sollte eigentlich gesetzlich untersagt werden, wenn es sich dabei ohnedies nicht um Tierquälerei handelt.

Kommen wir zu Oxalsäure. Ja es stimmt, es handelt sich bei der OS Behandlung (Sprühen oder Träufeln) um die wirkungsvollste Methode Völker gegen die Milbe zu behandeln. Jeder weiß aber, dass dazu es auch notwendig ist, die Völker brutfrei zu bekommen. Auf natürlichem Weg ist dies nur in der sehr kalten Jahreszeit der Fall und da auch in unseren Breitengraden oft nur mehr wenige Wochen Ende Dezember und Anfang Jänner. Es gibt sogar Regionen in Europa, wo Bienenvölker im Winter nicht mehr brutfrei werden.
Wir wissen, OS wirkt nicht in die verdeckelte Brutzelle hinein und auch wenn die Brut noch offen ist, ist die Wirkung von OS nicht so gut, wie wenn das Volk absolut ohne Brut (keine Stifte, Eier und Larven) ist. Die Ursache dürfte vermutlich bei den höheren Temperaturen im Brutnest zu suchen sein und dafür sorgen, dass die OS schneller verdunstet.

Wie funktioniert das nun im Sommer? Auf natürliche Art und Weise werden die Völker im Sommer nicht brutfrei. Realisiert werden kann die ganz einfach nach der Honigernte durc die TuB Methode. Bei Teilen und Behandeln, dieses Konzept ist oft im Internet beschrieben und kann auch hier in meinem Blog nachgelesen werden. Dabei wird auf einfache und schonende Art und Weise das Volk, ohne eine einzige Brutzelle dabei opfern zu müssen, brutfrei gemacht, um es danach mit OS behandeln zu können. Weitere Vorteile der TuB Methode, wie zum Beispiel gleichzeitige Bildung einer neuen Königin, Vergrößerung der Volksstärke, habe ich ja ausführlich im Beitrag beschrieben. Es gibt daher absolut keinen Grund unnötig Brut mit TBE zu vernichten, um anschließend auch im Spätsommer die Völker mit OS behandeln zu können.

Ist nicht Drohnenbrutschneiden genauso Tierquälerei und abzulehnen?

Abschließend möchte ich noch auf die Gegner des „Drohnenbrutschneidens“ eingehen, vor allem wenn dabei das Konzept von TBE mit ins Rennen geworfen wird. Wo ist der Unterschied, wenn ich während der Schwarmzeit Drohnenbrutschneid, um gleichzeitig den Schwarmtrieb der Völker künstlich niedrig zu halten und auch damit die einzige natürliche Varroabehandlung anwenden kann. Werden nicht mit TBE im Herbst tausende wichtige Arbeiterinnen die zur Erhaltung des Volkes dienen vernichtet. Wo ist hier der Unterschied? Frau Dr. Pia Aumeier gibt dazu folgende Antwort:

„Männer sterben für einen guten Zweck und es dient der Volksgesundheit!“

Dr. Pia Aumeier

Das mag jetzt zwar in unserer Welt etwas männerfeindlich klingen, in der Bienenwelt dient es jedoch einem guten Zweck und zwar der Volksgesundheit! Die Völker erleiden dabei keinen Schaden. Es stehen ausreichend Drohnen für die Befruchtung der Jungköniginnen zur Verfügung.

In diesem Sinne hoffe ich, dass ich doch den einen oder anderen Ratschlag geben konnte und rufe dazu auf mehr selber darüber nachzudenken und nicht immer nur in sozialen Medien Themen zu recherchieren, sondern auch bei Bieneninstituten und anderen Organisation nachzulesen. Ein gutes Beispiel ist hier das Bieneninstitut Celle mit seinen Informationen.

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Ameisensäurebehandlung richtig angewendet

Viele Fragen werden oft zum Thema „Behandlung mit Ameisensäure“ gestellt. Ich möchte mit diesem Artikel etwas Klarheit in dieses Kapitel bringen.

Damit mit Ameisensäure auch ein hoher Erfolg erzielt werden kann, muss in einer gewissen Zeit eine bestimmte Menge an Ameisensäure zur Verdunstung gebracht werden. Dabei ist die Verdunstungsleistung von der Außentemperatur, der Position der Beuten, ob Schatten oder pralle Sonne und der eigentlichen Dochtgröße (Verdunstereinheit) abhängig. Die Verdunstungsmenge richtet sich dabei nach der Volksstärke und es gilt auch die Konzentration der Ameisensäure zu berücksichtigen. Ist in Deutschland nur 60%ige AS zugelassen, kann in Österreich auch die 85%ige verwendet werden.

Für eine erfolgreiche Behandlung von 2-Zargen-Völkern sollte es tagsüber deutlich wärmer als 20° C werden, jedoch bei sehr hohen Tagestemperaturen (>30 ° C) muss die Dochtfläche verkleinert werden. Dies gilt auch für 1-Zargen-Völker. Auch bei diesen wird in der Regel eine kleinere Dochtgröße als bei 2-Zargen-Völker eingesetzt.

Ameisensäure sollte auch niemals gekühlt eingesetzt werden! Abgefüllt im Dispenser dehnt sich die gekühlte Flüssigkeit in der Flasche durch die plötzliche Stockwärme stark aus und der Docht kann diese nicht mehr aufnehmen. Die Säure tropft oder fließt über die Rähmchen und verursacht im Volk entsprechende Schäden. Oft endet die Kombination Hitze mit kleinem Docht und gekühlter Ameisensäure in einer Katastrophe.

Universalverdunster

Derartige Überdosierungen treten auch sehr oft bei „Schockbehandlungen“ auf. Dazu zählt zum Beispiel die Schwammtuchbehandlung oder auch die Behandlung mit dem „Universalverdunster“, bei der die AS zu Beginn schlagartig verdunstet und damit meist auch zu viel auf einmal verdunstet. Die Bienen brausen auf, geraten in Panik und versuchen den Säuredämpfen auszuweichen. In vielen Fällen verlassen sie dabei die Brut und ziehen auch (vorübergehend) aus der Beute aus. In großen Trauben hängen sie dann außen an der Beute. Die Brut bleibt ungeschützt zurück und die Folgen sind nicht nur sterbende Milben, sondern auch verändernde offene Brut und während der Behandlung schlüpfende Bienen. Diagnostizieren kann man dass später anhand des Totenfalls am Gitterboden oder auch am Flugloch.

Bei der Schockbehandlung muss der Beutentyp genauso wie die Volksstärke und auch die Witterung beachtet werden. Die „Schockwirkung kann reduziert werden, indem man die AS verdünnt oder niedriger dosiert. Dabei kann es jedoch leicht zu Unterdosierungen kommen. Wer jetzt glaubt durch mehrfache Wiederholung der Behandlung das Problem zu lösen, liegt falsch, denn viele schlechte Behandlungen machen daraus noch lange keine gute.

Wesentlich besser geeignet zur Behandlung mit Ameisensäure sind sogenannte „Vakuumverdunster“, mit denen ein höherer Wirkungsgrad erzielt werden kann. Ähnlich wie bei einer Tiertränke gelangt nur soviel Flüssigkeit aus der auf den Kopf gestellten Flasche, wie auch abgenommen wird, also auch verdunsten kann. Der dabei entstehende Unterdruck in der Flasche verhindert dabei das Auslaufen der Flüssigkeit.

Nassenheider professional

Zu den Vakuumverdunstern zählen unter anderem der „Nassenheider vertikal“, der „Nassenheider horizontal“ und der „Nassenheider professional“ sowie die Medizinflasche mit Tropfauslauf, die entweder mit oder ohne Teller existiert. Die Medizinflasche als Vakuumverdunster kann variabel eingesetzt werden, entweder als Kurzzeitbehandlung, in Form eines Tellerverdunster (TV) oder als Langzeitbehandlung in Form von Medizinflaschen ohne Teller (MoT).

Nassenheider horizontal

Für die TV kurz-Behandlung wird die Flasche bei 2-Zargen-Völkern mit 100 ml und bei 1-Zargen-Völkern mit 50 ml 85%iger Ameisensäure gefüllt. Bei sommerlichen Temperaturen ist die Flasche nach 3-4 Tagen geleert. Der Wirkungsgrad liegt dann in der Regel deutlich über 90%. Bei der MoT-Behandlung wird auf den Teller verzichtet. Der Docht wird auf das Bienenvolk gelegt und auf ihn der gebohrte Holzklotz als Flaschenhalter gestellt. Auf den Docht wird die Medizinflasche gestülpt. Die Ameisensäure tropft beständig aus der Flasche und breitet sich im Docht langsam aus. Wenn als Docht eine 2 mm dünne Weichfaserplatte verwendet wird, ist die mit 50 ml Ameisensäure gefüllte Flasche nach etwa 3 Stunden leer. Der Docht ist dann feucht. Nach etwa 1 Tag ist die meiste Ameisensäure verdunstet. Eine gute Wirkung wird nur erreicht, wenn es in den ersten Stunden nach Behandlungsbeginn wärmer als 15° C ist. Deshalb sollte die MoT- Behandlung bevorzugt am frühen Vormittag durchgeführt werden. (Quelle: Uni Hohenheim)

Liebig Dispenser

Vakuumverdunster werden ausschließlich von oben in einer Leerzarge eingesetzt.  Eine „Mit-Teller-Variante“ ist der in der Schweiz hergestellte „Liebig-Dispenser“. Er ist sehr einfach in der Anwendung und die Verdunstung der Ameisensäure kann dabei über die Dochtgröße genau gesteuert werden.

Die Entwicklungsgeschichte des „Nassenheiders“ von „vertikal“ über „horizontal“ zu „professional“ zeigt, dass auch hier der Hersteller die Erkenntnis gewonnen hat, dass die Behandlung von oben besser wirkt als die Behandlung von der Seite anstelle eines Rähmchen, das an den Rand des Brutnestes gehängt wird.

Alle Vakuumverdunster sind für AS 60% oder auch mit AS 85% zugelassen. 2014 wurde in Österreich AS 85% unter der Bezeichnung „AMO Varroxal 85%“ zugelassen. Die Abgabe erfolgt dort rezeptfrei über Apotheken, Drogerien und den Imkereifachhandel.

Da Ameisensäure auch in die verdeckelte Brut hinein wirkt, werden auch dort die Milben getötet. Deswegen genügt eine Kurzzeitbehandlung von wenigen Tagen. Eine wochenlangen Dauerbehandlung führt dazu, dass die Königin leicht aus der Eilage geht. Die Folge sind weniger Bienen die jedoch für starke Überwinterungsvölker notwendig sind.

Den Erfolg der Behandlung erkennt man erst wenn die Brut schlüpft und damit auch die getötete Milbe aus der Zeller ausgeräumt wird. Der durch eine 1-3 Tage dauernde Ameisensäurebehandlung ausgelöste Milbenfall hält nach Abschluss der Behandlung fast 14 Tage an. Erst danach stellt sich wieder natürlicher Milbenfall ein.

Dieser Umstand muss beachtet werden, wenn die Kontrolle des Behandlungserfolges über die Gemülldiagnose erfolgt. Dabei wird der natürliche Milbenfall vor der Behandlung mit dem natürlichen Milbenfall nach der Behandlung verglichen.

Wer sich nun fragt, wo ich diese Erkenntnisse her habe wird fündig bei der Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim und dem Institut für Bienenkunde in Celle (Dr. Peter Rosenkranz, Dr. Otto Boecking, Dr. Gerhard Liebig und Dr. Pia Aumeier). Wie ich bereits im letzten Beitrag beschrieben habe, bevorzuge ich den Liebig Dispenser. Er ist für mich in der praktischen Anwendung als auch in der Wirkung jener mit dem ich die besten Erfolge erzielen konnte.

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Das A+Plus Konzept

Hat die Milbendiagnose Ende Juli einen geringen Milbenbefall ergeben, dann findet Anfang September die Hauptentmilbung statt.

Wie schon in anderen Beiträgen erwähnt, gibt es mehrere Behandlungsmethoden, um den Milbendruck in den Völkern so gering als möglich zu halten. Die schonendste Methode ist Teilen und Behandeln. Wer diese Option nicht gewählt hat, aus welchem Grund auch immer, der kann auf das A+Plus Konzept zurückgreifen. Dabei werden die Völker mit 85%iger Ameisensäure behandelt. Ameisensäure wirkt in die verdeckelte Brutzelle hinein und tötet dort die sich fortpflanzenden Milben ab. Der Nachteil der Ameisensäure ist jedoch auch, dass bei zu hoher Dosis und unsachgemäßer Anwendung auch Brutschäden möglich sind. Es ist daher notwendig für die Behandlung den richtigen Zeitpunkt zu wählen. Der ist dann gekommen, wenn laut Wetterbericht mindestens drei Tage schönes Wetter mit mehr als 20 Grad angekündigt werden. Da wir jedoch Mitten im September sind, braucht man da schon etwas Geduld und auch die entsprechende Zeit, um an den Völkern zu arbeiten. Ist es zu kalt, kann die notwendige Ameisensäure nicht verdunsten und die Behandlung wirkt nicht. Eine Verlängerung der Behandlungszeit führt jedoch zu erhöhten Brutschäden. Es hat eben nicht jeder Herbst auch einen „Altweibersommer“!

Liebig Dispenser

Für die Behandlung empfehle ich den Liebig Dispenser. Der wurde ausführlich wissenschaftlich getestet und mit ihm konnten unter allen Verdunstern die besten Ergebnisse erzielt werden. Er wurde auch nicht umsonst nach seinem Erfinder dem Bienenforscher Dr. Gerhard Liebig der Universität Hohenheim benannt, zumal er selber das A+Plus Konzept nicht mehr anwendet und schon seit Jahren ausschließlich nur mehr auf Teilen und Behandeln schwört.

Für die Behandlung werden bei einzargigen Völkern 50 ml und bei zweizargigen 100 ml Ameisensäure (85%) in einem Zeitraum von maximal drei Tagen zur Verdunstung gebracht. Verdunstet die angegebene Menge zu schnell, wird die Belastung für die Bienen und Brut zu hoch und es kommt zu Verlusten. Umgekehrt verdunstet die Säue zu langsam, bleibt der angestrebte Erfolg aus und zu viele Milben überleben.

Laut abgedruckten Angaben auf dem Tochtpapier des Dispensers, kann auch das Risiko des zu raschen Verdunstens durch verkleinern der Tochtfläche minimiert werden. Die besten Erfolge habe ich jedoch erzielen bei Temperaturen höher als 20 Grad und voller Größe des Tochtpapier.

Tochtpapier für den Liebig Dispenser

Die entsprechenden Anweisungen für die Anpassung sind direkt am Papier abgedruckt, aber aufpassen, dort findet sich auch die Anleitung für den Einsatz der 60%igen Ameisensäure (grüner Aufdruck). Die rote Seite ist die richtige. Ich empfehle nicht die 60% Ameisensäure einzusetzen. Mit dieser können nicht die optimalsten Ergebnisse erzielt werden. Diese Angaben findet man auf dem Dispenser da die 85% AS nicht in allen Ländern zugelassen ist und daher auch nicht verwendet werden darf.

Vorbereitung der Dispenser

Bewaffnet mit dem Smoker, dem Stockmeisel und den befüllten Dispensern kann die Behandlung gestartet werden. Dazu wird auf die oberste Zarge eine Leerzarge aufgesetzt. Wer ohne Futterzarge und anstelle dessen mit einem gewöhnlichen Futtergeschirr und einer Leerzarge einfüttert, ist nun deutlich im Vorteil. Aus der Leerzarge wird der Futterbehälter entnommen. Ebenso wird die Folie, auf der der Futterbehälter gestanden hat, entfernt.

Futtergeschirr und Folie sind vor der Behandlung zu entfernen.

Achtung: Darauf achten, dass nach dem Auffüllen des Dispenserbehälters auch der Verschlusstopfen wieder auf die Flasche gegeben wird. Mit diesem Stopfen wird verhindert, dass die Säure zu schnell aus der Flasche fließt und sich über die Bienenvölker vergießt.

Der Verdunster wird nun direkt auf die Rähmchen der Beute gestellt. Hier ist es auch wichtig, dass die Beute waagrecht steht. Allfällige Neigungen müssen ausgeglichen werden, ansonsten würde man Gefahr laufen, dass die Ameisensäure ausläuft und über die Waben ins Volk fließt. Damit die Verschlusskappe für den Flüssigkeitsbehälter nicht verloren geht, wird sie einfach auf den Dispenser gelegt.

Der Dispenser wird direkt auf die Oberträger der Waben gestellt.

Wenige Sekunden nachdem der Dispenser positioniert wurde, sollte man bereits die ersten Spuren der Ameisensäure auf dem Dochtpapier erkennen können. Die Ameisensäurebehandlung wurde gestartet. Die Beute wird nun mit dem Innendeckel verschlossen. Die Folie wird während der Behandlung nicht benötigt und kann unter dem Blechdeckel verstaut werden.

Wurde mit der Behandlung gestartet, sollte man sich bereits einen Tag später zumindest stichprobenartig davon überzeugen, dass die Ameisensäure auch in ausreichender Menge verdunstet ist. Ein Kontrollblick in die obere Zarge, in der man auch kaum mehr Bienen vorfinden wird, genügt. Die Bienen haben sich längst aufgrund des stechenden Geruchs der Ameisensäure in den unteren Beutenbereich zurückgezogen und es ist auch kein Smoker für diese Kontrolle mehr notwendig. Verdunstet die Säure zu wenig, muss kontrolliert werden, ob der Dispenser auch richtig aufgesetzt ist.

Liegt die Ursache bei der zu geringen Außentemperatur, besteht auch die Möglichkeit die gleiche Füllmenge auf zwei Dispenser aufzuteilen, um damit die doppelte Verdunstungsfläche zu erzielen. Dabei müssen jedoch die Witterungsverhältnisse genau beobachtet werden. Werden die Völker plötzlich starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt und steigen die Außentemperaturen rasch an, verdunstet eine zu hohe Menge an Säure und führt wiederum zu unerwünschten Brutschäden.

Am dritten Tag ist die Behandlung abgeschlossen, der Dispenser sollte leer sein und wird aus der Beute entnommen. Wurde nicht bereits zu Beginn die Kontrollwindel in den Boden eingeschoben, ist das ein guter Zeitpunkt dies nachzuholen. So kann in den kommenden beiden Wochen auch der Erfolg und die Wirkung der Behandlung kontrolliert werden. Es sollte je nach diagnostizierter Belastung eine große Menge an Milben nachzuweisen sein. Da sich viele tote Milben noch in der verdeckelten Brut befinden, müssen zuerst alle Bienen schlüpfen, damit auch die toten Milben durch den Gitterboden auf die Windel fallen können. Dies bedeutet auch, dass der Totenfall nach Abschluss der Behandlung mindestens zwei Wochen anhalten wird und erst danach eine neuerliche Falldiagnose durchgeführt werden kann. Bevor man diese jedoch startet, ist die Windel entsprechend zu säubern!

Mein Tipp: Drei Wochen nach der Behandlung sollte auf alle Fälle eine neuerliche Überprüfung des natürlichen Milbentotenfalls durchgeführt werden. Liegt die Anzahl höher als täglich drei Milben, sollte eine neuerliche Behandlung mit Ameisensäure durchgeführt werden.

An der Komplexität der Behandlung kann man schnell erkennen, wie aufwendig es ist mit Ameisensäure zu behandeln. Nicht immer kann schon im Vorfeld der genaue Zeitpunkt für die Behandlung geplant werden. Die Abhängigkeit in Bezug auf die Witterung ist zu groß, denn im Mittelpunkt muss immer das Wohl der Tiere stehen. Nur wer die Witterung mit einbezieht verhindert auch unnötige Bienen- und Brutverluste.

Für mich steht jedoch fest, ich werde so wie Dr. Liebig nur mehr in Ausnahmesituationen von der A+plus Behandlung gebrauch machen und meine Betriebsweise auf TuB umstellen. Mich haben die Vorteile der Methode eindeutig überzeugt:

  • Behandlung mit totaler Brutentnahme ohne Brut abzutöten
  • bei Wiedervereinigung der geteilten Völker mit einer jungen Königin und einem sehr starken Wirtschaftsvolk durch den Winter
  • ohne Wiedervereinigung im optimalen Verlauf automatisch ein weiteres Jungvolk ohne einen über einen zweiten Bienenstand außerhalb des Flugradius zu besitzen
  • Wabenhygiene wird im Rahmen der Behandlung durchgeführt
  • schonende Behandlung mit der weniger belastenden Oxalsäure für die Bienen
  • keine Abhängigkeit von der Witterung
  • unmittelbar nach der Honigernte Ende Juli kann schon die Behandlung durchgeführt werden
  • sehr hoher Wirkungsgrade, denn es muss nur mehr die auf der Biene sitzende Milbe bekämpft werden

Mit der Ameisensäurebehandlung wird nun die Spätsommerpflege abgeschlossen. Die Völker können nun bis Ende September fertig aufgefüttert werden und somit geht auch das Jahr für den Imker zu Ende. Stimmt nicht ganz, denn im Oktober folgt noch eine Abschlusskontrolle der Völker, schwache Völker werden vereinigt und zumindest das Mäusegitter muss noch montiert werden. Aber nach der doch intensiven Sommerarbeit an den Völkern freut sich jeder Imker im Jahresausklang nochmals zu seinen Völkern zu gehen um nochmals zu kontrollieren, bevor es in den langen und hoffentlich kalten Winter geht.

Zum Nachlesen:

Teilen und Behandeln (TuB) Teil 1
Teilen und Behandeln (TuB) Teil 2
Fragen und Antworten zu Teilen und Behandeln (FAQ)
Varroa Winterbehandlung Teil 1
Varroa Winterbehandlung Teil 2
Varroa Winterbehandlung Teil 3

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Die Auffütterung (Teil 2)

Nachdem wir uns nun im klaren sind, wie viel jedes Volk abhängig von der Volksstärke erhält, geht es nun an die eigentliche Auffütterung. Wer noch nicht weiß, wie viel Futter er für einzagrig oder zweizargig geführte Völker benötigt, der kann diese im Teil 1 nachlesen.

Wie füttert man nun die Völker richtig auf.

Wichtig ist auf alle Fälle zuvor das bereits eingetragene Futter zu schätzen. Für die Futterschätzung verwende ich die Schätzmethode, die ich schon in einem Artikel im August 2020 ausführlich beschrieben habe. Nochmals zur Erinnerung, das Rähmchen wird in Achtel unterteilt und die Anzahl der Achtel aller Futterwaben zusammengezählt und mit 125 Gramm multipliziert. Daraus errechnet sich dann das bereits von den Bienen selber eingetragene Futter. Für die Auffütterung braucht dann nur mehr der Restanteil eingefüttert werden. Zur Unterstützung bei der Futterschätzung verwende ich gerne ein eigenes Schätzprotokoll.

Schaetzprotokoll-Futter

Die Futterschätzung vor der Einfütterung ist besonders wichtig, denn wenn die Bienen selber noch Zugang zu großen Trachtmengen in der Nähe des Bienenstands haben, ist eine Überfütterung (verhonigen des Brutnestes) oft die Ursache für einen Zusammenbruch der Völker. Die Bienen können in diesem Fall nicht ausreichend Winterbienen produzieren und brechen dann bei Einbruch der kalten Jahreszeit zusammen. Ursache für eine große Trachtquelle ist oft die Nähe von Springkrautfeldern in Feuchtgebieten.

Drüsiges Springkraut

Haben die Bienen Zugang zu derartigem Trachtvorkommen, erkennt man dies sehr einfach am Flugloch. Viele Bienen kehren mit einem weißen Rücken, auch Rally-Streifen genannt, zur Beute zurück. Sieht man sich die Blüte genau an, kann man den Kelch erkennen, in den die Bienen tief hineinklettern müssen um an den Nektar zu gelangen. Dabei streifen sie mit dem Rücken den Pollen vom Staubblatt der Blüte ab, der dann als heller Streifen am Rücken der Biene zu erkennen ist.

Drüsiges Springkraut
Biene mit einem sogenanntenRally-Streifen am Rücken vom Springkraut

Hat man eine Futterschätzung und die Berechnung der Restmenge durchgeführt, kann mit der Auffütterung begonnen werden. Wie schon im ersten Teil beschrieben muss auch hier unterschieden werden, ob das Volk über den Winter auf einer oder zwei Zargen geführt wird. Einzargige Völker müssen sehr langsam aufgefüttert werden, denn ansonsten schränkt man das Brutnest zu sehr ein und die Königin hat keine Zellen zum Bestiften. Dies ist im September und Oktober aber sehr wichtig, denn es gilt für die Völker die Winterbienen zu erzeugen. Bei zweizarig geführten Völkern spielt dies eigentlich keine Rolle. Diese können in einem Durchgang aufgefüttert werden. Das kommt ganz auf das verwendete Futtergefäß und dessen Größe an.

In meinem ersten Imkerjahr, habe ich zwei Futterzargen für die Auffütterung verwendet. Das Resultat waren zum einen sehr viele ertrunkene Bienen und zum anderen undichte Stellen, sodass es zwar nicht zur Räuberei gekommen ist, aber doch zu einer großen Kleckerei in den Zargen darunter. Aus diesem Grund habe ich mein System auf die einfachere Variante umgestellt.

Bei der einzargigen Auffütterung bediene ich mich einer Futtertasche. Die gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. Vom Material werden die Futtertaschen sowohl in Holz, als auch in Kunststoff angeboten und auch in unterschiedlichen Größen. Es gibt sie in der Breite von einem Rähmchenmaß, als auch in doppelter Breite (zwei Rähmchen). Aktuell verwende ich die Kunststoffausführung in einfacher Rähmchenbreite, denke aber darüber nach die nächsten in doppelter Breite zu kaufen. Bei breiteren ist die Befüllung der Futtertasche wesentlich einfacher und es passt auch die doppelte Menge hinein. In eine einfache Tasche passen rund 2,2 Liter und dies ist etwas wenig. Von der Holzausführung würde ich auf alle Fälle abraten, denn die werden genauso undicht wie die Futterzargen.

Die Futtertasche wird bei mir nur für die Auffütterung von Jungvölkern eingesetzt. Bei diesen Völkern ist es notwendig, wie bereits eingangs erwähnt, in kleinen Futtergaben aufzufüttern. Sitzen die Bienen noch auf nicht allen zehn Rähmchen, hänge ich anstelle des zehnten Rähmchens am dem Flugloch gegenüberliegenden Zargenrand die Futtertasche ein. In die Futtertasche wird eine Aufstiegshilfe (kleine Zweige aus Büschen oder Gras) gestopft, damit die Bienen auch wieder aus ihr hochsteigen können und nicht ertrinken. Danach wird die Futtertasche bis zum Rand mit Zuckerwasser in Verhältnis 3:2 (Zucker / Wasser) aufgefüllt.

Eingehängte Futtertasche (kleine Äste als Aufstiegshilfe fehlt hier noch)

Bei Völkern die bereits auf allen zehn Rähmchen sitzen und ein Randrähmchen nicht mehr gezogen werden kann, bzw. bei Völkern die bereits auf zwei Zargen geführt werden, verwende ich eine aufgesetzte Leerzarge. Dabei wird zuvor die Folie mit einem ca. 2 cm großen Spalt an der Rückseite der Beute aufgelegt und danach die Leerzarge aufgesetzt. Über den an der Rückseite geschaffenen Spalt gelangen die Bienen in den oberen Beutenraum in den dann der Futterbehälter gestellt wird. So wird verhindert, dass der Leerraum von den Bienen mit Wildbau verbaut wird, wenn die Futtervorrichtung längere Zeit aufgesetzt bleibt. Ist die Öffnung in den so geschaffenen Raum an der Rückseite der Beute, wird auch allfällige Räuberei besser vermieden. Die Räuber müssen dann durch die gesamte Beute und bei entsprechender Volksstärke können die Bienen dies leichter verhindern.

Wichtig: Es müssen bei allen Völkern die Fluglöcher auf ein Minimum verkleinert werden. Dabei reichen zwei bis drei Zentimeter aus. Ab Ende September bis Oktober ist die Zeit der Räuber. In dieser trachtlosen Zeit versuchen die Bienen vermehrt schwache Völker auszurauben. Oft endet dies mit dem Zusammenbruch des überfallenen Volks. Auch jede Futtergabe sollte daher auch sehr rasch und eventuell in den späten Abendstunden durchgeführt werden. Es muss vermieden werden, dass die Nachbarvölker aufmerksam werden. Ist eine Räuberei bereits im Gange, kann diese nur mehr sehr schwer vom Imker bekämpft werden. Oft hilft dann nur mehr das betroffene Volk außerhalb des Flugkreises der „Räuber“ zu stellen um den Angriff zu beenden.

Bereits leergeschleckte Futterwanne mit eingelegter Aufstiegshilfe

Im Bild oben kann auch, wenn nicht besonders gut, im rechten unteren Bildausschnitt der Spalt erahnt werden, durch den die Bienen das Futter in die untere Zarge umlagern können. Die Folie braucht dabei nicht umgebogen werden (sie könnte mit der Zeit brechen), das überstehende Stück ragt einfach über den vorderen Zargenrand ins Freie hinaus.

Abgeschnittene Zweige aus Büschen dienen als Aufstiegshilfe für die Bienen und vermeiden das Ertrinken.

Die Futterbehälter sollten Lebensmittelecht sein und können in jedem Baumarkt oder Möbelgeschäft um wenige Euro erworben werden. Ich kaufte in einem Schwung 20 Stück zum Stückpreis von 2,90.- €. Laut Mengenangabe passen in die Box insgesamt 12 Liter, jedoch fülle ich maximal fünf bis acht Liter je Futtergabe ein. So benötige ich je nach vorhandenem Restfutter, welches die Bienen selber eingetragen haben, zwei bis drei Futtergaben um das Volk aufzufüttern.

Je nach Standort der Völker sollte die Auffütterung Ende September bis Anfang Oktober abgeschlossen sein. Werden die Tage kühler, tragen die Bienen nur mehr sehr ungern das Futter um und tun sich auch beim trocknen des Futters schwerer. Schafft man es nicht bis zu diesem Zeitpunkt, kann man noch den Versuch starten dicker abgerührtes Zuckerwasser einzufüttern. Man kann so die Bienen beim Trocknen unterstützen.

Ich hoffe dieser Beitrag war wieder sehr informativ und würde mich über ein Feedback in den Kommentaren freuen.

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