Der Eigenbau Honigauftauschrank

Jede Imkerin und jeder Imker steht früher oder später vor dem Problem, dass sein Honig im Eimer oder bereits abgefüllten Honigglas kristallisiert. Dies wird beeinflusst vom Gehalt der unterschiedlichsten Zuckerformen, von Kirstallisationskeimen und Wasser, sowie der Temperatur bei der Lagerung. Vor allem reifer Honig mit einem niedrigen Wassergehalt kristallisiert rasch bei einer optimalen Lagertemperatur von 15 °C. Schnell wird dann die Frage gestellt: Wie kann ich den Honig schonend für die Abfüllung wieder verflüssigen, ohne dass darunter die Honigqualität gefährdet wird?

Honig sofort nach der Ernte in Gläser abfüllen ist nicht die Lösung für das Problem. Honig zieht in vielen kleinen Portionen leichter Wasser und verliert damit schneller an Qualität, als in wenigen großen Behältern. Vor allem der Frühjahrshonig kristallisiert sehr rasch, auch wenn er bereits in Gläser abgefüllt ist. Wenn ein Kunde nun alle acht Wochen ein Glas kauft und abholt, was tun nach vier Wochen, wenn der Honig im Glas bereits kristallisiert ist?

Werden die Gläser oder Honigeimer ins Wasserbad bei maximal 40 °C gestellt, klappt das „Auftauen“ wunderbar und auch bereits zementartiger Honig kann wieder verflüssigt werden. Bei diesem Verfahren lauern aber mehrere Gefahren: zu hohe Temperaturen, besonders am Boden der Gläser und Eimer und an den Außenwänden können schnell dem Honig schaden zufügen. Lagerbehältnisse sollten niemals im Wasserbad direkt mit dem Boden des Wärmebehälters in Berührung kommen. Hier muss immer ein Untersetzer ins Wasserbad gelegt werden, der dafür sorgt, dass der Lagerbehälter nicht direkt mit dem Boden in Berührung kommt. Am Rand des Behälters ist aufgrund der höheren Temperaturen der Honig längst verflüssigt, jedoch im Kern noch immer fest. Vor allem ist diese Methode sehr schwierig zu überwachen und schnell ist mal die Temperatur zu hoch geklettert.

Eine große Gefahr droht jedoch auch aufgrund der Arbeiten im Wasser. Honig ist hygroskopisch und zieht sehr rasch Wasser wo immer er es auch bekommt. Das Resultat ist ein zu hoher Wassergehalt im Honig und die Gefahr dass dieser zu gären beginnt ist groß. Honig, der gärt, hat einen hefeartigen Geruch und leider nicht mehr verkehrsfähig. Merkmale dafür sind ein gewölbter Deckel, ein „Plopp“ beim Öffnen des Glases, Bläschenbildung, zu Beginn der Gärung ein fruchtiger, später ein alkoholischer süßsäuerlicher Geruch und reicht bis zur Schaumbildung.

Ein weiteres Problem stellen die bereits angebrachten Etiketten auf den bereits abgefüllten Honiggläsern dar. Stellt man die Gläser ins Wasserbad, lösen sich die Etiketten ab und werden beschädigt. Die Gläser müssen danach neuerlich etikettiert werden.

Als Alternative zum Wasserbad ist der Honigauftauschrank die bessere Lösung. Mit einem derartigen Schrank können 35 kg Honig bei maximal 40 °C in nur zwei bis drei Tagen vollständig schonend und vollautomatisch wieder verflüssigt werden.

Ein Blick in die Kataloge im Imkereizubehörhandel lässt aber jede Imkerin und jeden Imker beim Anblick der Preise erstarren. Schnell wird klar, dass ein Auftauschrank für den Hobby-Imker unwirtschaftlich ist und sich niemals rechnen wird. Alternativen müssen also her und es bietet sich dafür an, diesen vielleicht selber zu bauen.

Der Eigenbauschrank

Wie man schnell den eigenen Warmluft-Auftau-Schrank bastelt, möchte ich nun in diesem Artikel kurz beschreiben. Mit etwas handwerklichen Geschickt ist aus einem ausgesonderten Kühlschrank schnell ein Hochwertiger Honig-Auftau-Schrank gebastelt.

Was wird dazu benötigt:

  • ein ausgedienter sauberer Kühlschrank,
  • eine Heizquelle und
  • ein Thermostat mit integrierter Steuerung.

Einen ausgedienten Kühlschrank bekommt man günstig, wenn nicht sogar kostenlos bei der Altstoffsammelstelle. Die Auswahl ist dort oft groß und man kann sich sogar die Größe aussuchen. Selbst defekte ehemalige Weinkühler sind dort zu finden. In meinem Fall habe ich mich auch für einen derartigen Weinkühler entschieden. Gefunden habe ich ihn auf dem Internet Marktplatz von Willhaben. Sein ehemaliger Besitzer hatte ihn als defekt zum Verkauf günstig angeboten. Der Schrank ist 125 cm hoch und hat bereits mehrere stabile Gittereinschübe, welche ursprünglich für die Lagerung von Weinflaschen dienten. Da der Schrank sehr sauber und optisch auch ansehnlich aussah, nahm ich das Angebot an und kaufte ihn um 50,- €. Man hätte den Schrank durchaus noch als Weinkühler verwenden können, ich hatte jedoch damit etwas anderes vor.

Die verbaute Kühlung im Schrank wird nicht mehr benötigt und kann demontiert werden. Ich habe mir diese Arbeit nicht angetan und das System so belassen wie es war.

Als Wärmequelle habe ich mir ein PTC-Keramikheizelement mit 700 Watt (230 Volt) Leistung gekauft. Das Modul verfügt über 8 cm große Doppelventilatoren und soll für konstante Temperatur im Schrank sorgen.

PTC Keramikheizelement mit 700 Watt Leistung
Drei Heizelemente werden durch zwei Ventilatoren mit genügend Umluft versorgt.

Ein Test mit einem ähnliche Heizelement, jedoch einer Leistung von nur 100 Watt hat aber gezeigt, dass der Schrank kaum die notwendige Temperatur von 40 °C erreicht. Aus diesem Grund habe ich mich für das etwas höherpreisige 700 Watt Gerät entschieden. Ich denke aber, dass auch bereits ein Heizelement mit nur 300 °C bis 400 °C ausreichen würde.

Das gewählte Heizelement hat zusätzlich den großen Vorteil, dass je nach notwendiger Leistung die drei parallel geschalteten Wärmequellen auch im Bedarfsfall reduziert werden können. Der Preis des Elements lag bei knapp 50,- € und ist über diverse Onlinehändler beziehbar.

Digitaler Temperaturregler 230V mit Fühler STC1000

Zur Steuerung des Keramikheizelement kaufte ich einen Temperaturregler 230V mit Fühler STC1000. Im Onlinefachhandel für bereits unter 20,- € erhältlich. Die Verkabelung ist relativ unspektakulär und wird durch einen einfach dargestellten Verkabelungsplan erleichtert. Wer noch nie Elektroinstallationen durchgeführt hat, sollte aus Sicherheitsgründen auf alle Fälle einen Elektrofachmann beiziehen. Stromschläge wegen unsachgemäßer Installation können tödlich enden! In meinem Fall ließ ich mich von meinem Sohn unterstützen, der sehr mehrere Jahren den Beruf des Elektrikers ausübt. (Warum selber basteln, wenn man einen Profi in der Familie hat!)

Damit die notwendige Verkabelung nicht im Schrank frei herum liegt, besorgte ich noch eine wasser- und staubdichte Anschlussdose IP65 aus ABS-Kunststoff (Preis 8,- €), wie ich sie auch bereits für meine Stockwaagen in der Vergangenheit verwendet hatte. Da der von mir erworbene Schrank auch über eine integrierte Beleuchtung verfügt, wollte ich auch diese in die Schaltung mit integrieren. Dazu war noch ein einfacher Ein-Ausschalter (Preis ca. 2,- €) notwendig. Somit beliefen sich die Gesamtkosten für den Schrank bei 130,- €.
Auf die Verkabelung werde ich jedoch nicht näher eingehen, damit soll niemand der Verlockung ausgesetzt werden, selbst Hand anzulegen.

professionell verkabelt mit Blockklemmen sieht es dann so aus

Die fertig verkabelte Steuerung wurde im Boden des ehemaligen Weinkühlers im dortigen unteren Abstellgitter integriert und fest mit diesem verschraubt.

fertige verkabelte Wärmeeinheit für den Auftauschrank

Der externe Temperaturfühler STC1000 wurde am oberen Einschubgitter des Schrankes befestigt. Da die Wärme im Schrank aufsteigt, kann es dadurch im Schrank zu keiner Überhitzung im oberen Bereich kommen.

Da der Schrank in Meinem Fall auch als Staubgeschützter Lagerschrank für bereits abgefüllte Honiggläser dienen soll, habe ich mich dazu entschieden auf die jeweiligen vorhandenen Gitterböden hölzerne Einlegefächer zu legen. Die Einlagefächer lagen bereits seit Jahren bei mir in der Holzwerkstätte herum und stammten aus einem alten Holzkasten, der ausgedient hatte. Die Wölbungen der Gitterböden, die ja zur besseren Lagerung von Weinflaschen gedacht waren, führten zu einem etwas wackeligem Stand der Honiggläser. Auf den eingelegten Holzböden werden diese wesentlich stabiler stehen. Damit weiter auch noch die Luft im Schrank gut zirkulieren kann, entschied ich mich dafür, diese um ca. 5 cm an beiden Seiten schmäler zuzuschneiden.

hölzerne Einlagebretter sorgen für mehr Stabilität auf den Gitterböden

Das letzte Brett am unteren Fachboden wurde lediglich 35 cm breit ausgeführt, denn auf diesem soll lediglich ein einzelner Honiglagerkübel Platz finden. Damit er auch in der Höhe in den Schrank passt, muss für diesen Fall ein oberer Einschub vorübergehend herausgezogen werden.

Bleib nur mehr zu klären: Was ist die richtige Temperatur für das wiederverflüssigen von Honig?

Die Temperatur sollte unter 40 °C liegen, um Inhaltsstoffen des Honigs nicht zu schaden.

Temperaturverlauf über mehrere Stunden

Der Test der Heizeinrichtung zeigte, dass bereits in 30 bis 45 Sekunden der Schrank auf die notwendige Temperatur aufgeheizt werden konnte. Die Einstellung der Temperatur-steuerung wurde so festgelegt, dass bei Unterschreiten von einer Toleranztemperatur von 3 °C die Steuerung sofort wieder die Heizelement zuschaltet. Damit ich auch auf Nummer sicher gehen konnte, habe ich die Temperatur automatisch mit einem Funkthermometer aufgezeichnet und überprüft. Wie die Kurve zeigt, funktioniert der Wärmeschrank über einen längeren Zeitraum sehr zuverlässig und ich brauche daher keine Angst mehr haben, dass die Temperatur im Schrank zu hoch steigt und der Honig darunter leidet. Beim Ersten Testlauf werde ich nochmals die Temperatur geringfügig erhöhen, damit ich genau unter 40 °C bleibe.

Wie auch die nächsten Bilder zeigen, macht der Schrank in meinen Augen auch kein schlechtes Bild und die Funktionalität lässt keine Wünsche mehr offen.

großer Honiglagereimer am Boden des Schranks
voller Schrank zum Auftauen oder Lagern von Honiggläsern

Ich bin mit dem Ergebnis und auch mit der Funktion meines Honig-Auftau-Schrank sehr zufrieden und ich glaube Ihr werdet zumindest was die Optik angeht meine Meinung durchaus teilen.

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