Das A+Plus Konzept

Hat die Milbendiagnose Ende Juli einen geringen Milbenbefall ergeben, dann findet Anfang September die Hauptentmilbung statt.

Wie schon in anderen Beiträgen erwähnt, gibt es mehrere Behandlungsmethoden, um den Milbendruck in den Völkern so gering als möglich zu halten. Die schonendste Methode ist Teilen und Behandeln. Wer diese Option nicht gewählt hat, aus welchem Grund auch immer, der kann auf das A+Plus Konzept zurückgreifen. Dabei werden die Völker mit 85%iger Ameisensäure behandelt. Ameisensäure wirkt in die verdeckelte Brutzelle hinein und tötet dort die sich fortpflanzenden Milben ab. Der Nachteil der Ameisensäure ist jedoch auch, dass bei zu hoher Dosis und unsachgemäßer Anwendung auch Brutschäden möglich sind. Es ist daher notwendig für die Behandlung den richtigen Zeitpunkt zu wählen. Der ist dann gekommen, wenn laut Wetterbericht mindestens drei Tage schönes Wetter mit mehr als 20 Grad angekündigt werden. Da wir jedoch Mitten im September sind, braucht man da schon etwas Geduld und auch die entsprechende Zeit, um an den Völkern zu arbeiten. Ist es zu kalt, kann die notwendige Ameisensäure nicht verdunsten und die Behandlung wirkt nicht. Eine Verlängerung der Behandlungszeit führt jedoch zu erhöhten Brutschäden. Es hat eben nicht jeder Herbst auch einen „Altweibersommer“!

Liebig Dispenser

Für die Behandlung empfehle ich den Liebig Dispenser. Der wurde ausführlich wissenschaftlich getestet und mit ihm konnten unter allen Verdunstern die besten Ergebnisse erzielt werden. Er wurde auch nicht umsonst nach seinem Erfinder dem Bienenforscher Dr. Gerhard Liebig der Universität Hohenheim benannt, zumal er selber das A+Plus Konzept nicht mehr anwendet und schon seit Jahren ausschließlich nur mehr auf Teilen und Behandeln schwört.

Für die Behandlung werden bei einzargigen Völkern 50 ml und bei zweizargigen 100 ml Ameisensäure (85%) in einem Zeitraum von maximal drei Tagen zur Verdunstung gebracht. Verdunstet die angegebene Menge zu schnell, wird die Belastung für die Bienen und Brut zu hoch und es kommt zu Verlusten. Umgekehrt verdunstet die Säue zu langsam, bleibt der angestrebte Erfolg aus und zu viele Milben überleben.

Laut abgedruckten Angaben auf dem Tochtpapier des Dispensers, kann auch das Risiko des zu raschen Verdunstens durch verkleinern der Tochtfläche minimiert werden. Die besten Erfolge habe ich jedoch erzielen bei Temperaturen höher als 20 Grad und voller Größe des Tochtpapier.

Tochtpapier für den Liebig Dispenser

Die entsprechenden Anweisungen für die Anpassung sind direkt am Papier abgedruckt, aber aufpassen, dort findet sich auch die Anleitung für den Einsatz der 60%igen Ameisensäure (grüner Aufdruck). Die rote Seite ist die richtige. Ich empfehle nicht die 60% Ameisensäure einzusetzen. Mit dieser können nicht die optimalsten Ergebnisse erzielt werden. Diese Angaben findet man auf dem Dispenser da die 85% AS nicht in allen Ländern zugelassen ist und daher auch nicht verwendet werden darf.

Vorbereitung der Dispenser

Bewaffnet mit dem Smoker, dem Stockmeisel und den befüllten Dispensern kann die Behandlung gestartet werden. Dazu wird auf die oberste Zarge eine Leerzarge aufgesetzt. Wer ohne Futterzarge und anstelle dessen mit einem gewöhnlichen Futtergeschirr und einer Leerzarge einfüttert, ist nun deutlich im Vorteil. Aus der Leerzarge wird der Futterbehälter entnommen. Ebenso wird die Folie, auf der der Futterbehälter gestanden hat, entfernt.

Futtergeschirr und Folie sind vor der Behandlung zu entfernen.

Achtung: Darauf achten, dass nach dem Auffüllen des Dispenserbehälters auch der Verschlusstopfen wieder auf die Flasche gegeben wird. Mit diesem Stopfen wird verhindert, dass die Säure zu schnell aus der Flasche fließt und sich über die Bienenvölker vergießt.

Der Verdunster wird nun direkt auf die Rähmchen der Beute gestellt. Hier ist es auch wichtig, dass die Beute waagrecht steht. Allfällige Neigungen müssen ausgeglichen werden, ansonsten würde man Gefahr laufen, dass die Ameisensäure ausläuft und über die Waben ins Volk fließt. Damit die Verschlusskappe für den Flüssigkeitsbehälter nicht verloren geht, wird sie einfach auf den Dispenser gelegt.

Der Dispenser wird direkt auf die Oberträger der Waben gestellt.

Wenige Sekunden nachdem der Dispenser positioniert wurde, sollte man bereits die ersten Spuren der Ameisensäure auf dem Dochtpapier erkennen können. Die Ameisensäurebehandlung wurde gestartet. Die Beute wird nun mit dem Innendeckel verschlossen. Die Folie wird während der Behandlung nicht benötigt und kann unter dem Blechdeckel verstaut werden.

Wurde mit der Behandlung gestartet, sollte man sich bereits einen Tag später zumindest stichprobenartig davon überzeugen, dass die Ameisensäure auch in ausreichender Menge verdunstet ist. Ein Kontrollblick in die obere Zarge, in der man auch kaum mehr Bienen vorfinden wird, genügt. Die Bienen haben sich längst aufgrund des stechenden Geruchs der Ameisensäure in den unteren Beutenbereich zurückgezogen und es ist auch kein Smoker für diese Kontrolle mehr notwendig. Verdunstet die Säure zu wenig, muss kontrolliert werden, ob der Dispenser auch richtig aufgesetzt ist.

Liegt die Ursache bei der zu geringen Außentemperatur, besteht auch die Möglichkeit die gleiche Füllmenge auf zwei Dispenser aufzuteilen, um damit die doppelte Verdunstungsfläche zu erzielen. Dabei müssen jedoch die Witterungsverhältnisse genau beobachtet werden. Werden die Völker plötzlich starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt und steigen die Außentemperaturen rasch an, verdunstet eine zu hohe Menge an Säure und führt wiederum zu unerwünschten Brutschäden.

Am dritten Tag ist die Behandlung abgeschlossen, der Dispenser sollte leer sein und wird aus der Beute entnommen. Wurde nicht bereits zu Beginn die Kontrollwindel in den Boden eingeschoben, ist das ein guter Zeitpunkt dies nachzuholen. So kann in den kommenden beiden Wochen auch der Erfolg und die Wirkung der Behandlung kontrolliert werden. Es sollte je nach diagnostizierter Belastung eine große Menge an Milben nachzuweisen sein. Da sich viele tote Milben noch in der verdeckelten Brut befinden, müssen zuerst alle Bienen schlüpfen, damit auch die toten Milben durch den Gitterboden auf die Windel fallen können. Dies bedeutet auch, dass der Totenfall nach Abschluss der Behandlung mindestens zwei Wochen anhalten wird und erst danach eine neuerliche Falldiagnose durchgeführt werden kann. Bevor man diese jedoch startet, ist die Windel entsprechend zu säubern!

Mein Tipp: Drei Wochen nach der Behandlung sollte auf alle Fälle eine neuerliche Überprüfung des natürlichen Milbentotenfalls durchgeführt werden. Liegt die Anzahl höher als täglich drei Milben, sollte eine neuerliche Behandlung mit Ameisensäure durchgeführt werden.

An der Komplexität der Behandlung kann man schnell erkennen, wie aufwendig es ist mit Ameisensäure zu behandeln. Nicht immer kann schon im Vorfeld der genaue Zeitpunkt für die Behandlung geplant werden. Die Abhängigkeit in Bezug auf die Witterung ist zu groß, denn im Mittelpunkt muss immer das Wohl der Tiere stehen. Nur wer die Witterung mit einbezieht verhindert auch unnötige Bienen- und Brutverluste.

Für mich steht jedoch fest, ich werde so wie Dr. Liebig nur mehr in Ausnahmesituationen von der A+plus Behandlung gebrauch machen und meine Betriebsweise auf TuB umstellen. Mich haben die Vorteile der Methode eindeutig überzeugt:

  • Behandlung mit totaler Brutentnahme ohne Brut abzutöten
  • bei Wiedervereinigung der geteilten Völker mit einer jungen Königin und einem sehr starken Wirtschaftsvolk durch den Winter
  • ohne Wiedervereinigung im optimalen Verlauf automatisch ein weiteres Jungvolk ohne einen über einen zweiten Bienenstand außerhalb des Flugradius zu besitzen
  • Wabenhygiene wird im Rahmen der Behandlung durchgeführt
  • schonende Behandlung mit der weniger belastenden Oxalsäure für die Bienen
  • keine Abhängigkeit von der Witterung
  • unmittelbar nach der Honigernte Ende Juli kann schon die Behandlung durchgeführt werden
  • sehr hoher Wirkungsgrade, denn es muss nur mehr die auf der Biene sitzende Milbe bekämpft werden

Mit der Ameisensäurebehandlung wird nun die Spätsommerpflege abgeschlossen. Die Völker können nun bis Ende September fertig aufgefüttert werden und somit geht auch das Jahr für den Imker zu Ende. Stimmt nicht ganz, denn im Oktober folgt noch eine Abschlusskontrolle der Völker, schwache Völker werden vereinigt und zumindest das Mäusegitter muss noch montiert werden. Aber nach der doch intensiven Sommerarbeit an den Völkern freut sich jeder Imker im Jahresausklang nochmals zu seinen Völkern zu gehen um nochmals zu kontrollieren, bevor es in den langen und hoffentlich kalten Winter geht.

Zum Nachlesen:

Teilen und Behandeln (TuB) Teil 1
Teilen und Behandeln (TuB) Teil 2
Fragen und Antworten zu Teilen und Behandeln (FAQ)
Varroa Winterbehandlung Teil 1
Varroa Winterbehandlung Teil 2
Varroa Winterbehandlung Teil 3

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