Praxiskurs Teil 5 – Varroabehandlung

Letzten Samstag den 25. Juli 2020 fand der nächste Teil der Praxis-Ausbildung der Imkerschule Wart in Niederösterreich statt. Kursort war wieder die LFS Krems. Wie schon beim Praxiskurs Teil 3 musste auch bei diesem Teil etwas improvisiert werden. Die COVID-Krise hat das Programm etwas durcheinander gewürfelt und so wurden einige Teile wiederholt und es war aber auch viel neues dabei.

Es stand nicht nur die Varroabehandlung im Mittelpunkt, sondern Helmut zeigt wie er mit einer Reinzuchtbienenkönigin einen Ableger erstellt. Dies war für mich der wertvollste Teil der vierstündigen Praxis.

Varroabehandlung mit Ameisensäure

Die Varroabehandlung führt Helmut ohne vorhergehende Diagnosen durch und geht immer davon aus, dass Ende Juli eine Varroabehandlung notwendig ist. Wie ich Euch jedoch schon im letzten Beitrag geschildert habe, führe ich jedoch immer eine Diagnose durch und entscheide aufgrund des Ergebnisses über das weitere Vorgehen. Ich möchte meine Bienen möglichst schonend behandeln und nicht unnötig mit Ameisensäure belasten.

Helmut verwendet keinen herkömmlichen Verdunster wie zB den Nasenscheider oder Liebig Verdunster, sondern er hat seine eigene Technik entwickelt. Er tränkt Holzfaserplatten in 150ml 85%ige Ameisensäure und verpackt diese in verschließbare Kunststoffbeutel. Diese können schon Wochen vorher vorbereitet werden. Die eigentliche Behandlung erfolgt dann über den eingeschobenen Diagnoseboden. Der Beutel wird geöffnet und die getränkte Holzfaserplatte ein wenig aus dem Kunststoffbeutel herausgezogen und so auf den Diagnoseboden gelegt. Die Verdunstung der Ameisensäure erfolgt nun von unten in den Stock. Ob diese Methode wirklich Zweckmäßig möchte ich hier nicht beurteilen, ich kann mir aber vorstellen, dass ein Großteil der Säure von den Bienen direkt beim Flugloch hinausgefächelt werden kann und nicht bis in das letzte Eck der Beute vordringen kann.

Mir gefällt die Methode mit dem Liebig Verdunster, der mit einer weiteren leeren Zarge oben auf die Rähmchen aufgesetzt wird einfach besser. So muss die verdunstete Ameisensäure durch die gesamte Beute über das Flugloch von den Bienen hinausgefächelt werden. Aber wie das genau funktioniert, erkläre ich Euch wenn es soweit ist.

Ablegerbildung mit Reinzuchtkönigin

Nun zur Ablegerbildung mit Reinzuchtköniginnen. Für eine Teilnehmerin hatte Helmut mehrere Reinzuchtköniginnen bereit gehalten und zeigte wie er nun ohne großen Aufwand zu betreiben einen Ableger, man könnte auch Kunstschwarm sagen, bildet. Es ist vermutlich die schonenste Art für die Bienen.

Bienenköniginnen wurden in eigenen Reinzuchtablegerkästchen bereit gestellt.

Der schwierigste Teil an der Übung ist, die Königin im Zuchtkästen zu suchen, zu fangen und sie auch zu zeichnen. Dies war auch für Helmut zumindest bei einer eine besondere Herausforderung.

Suchen und fangen der Königin.

Wurde die Königin gefangen und gezeichnet, so kommt diese in einen kleinen Käfig, dessen Öffnung mit Futterteig verschlossen wurde. Der Käfig wird nun in eine leere mit neun Rähmchen (mit Mittelwänden) ausgestattete Zarge zwischen die Rähmchen in der Mitte eingehängt. Damit auch in der leeren Zarge entsprechend für das zukünftige Volk genug Futter existiert, wird Anstelle des fehlenden zehnten Rähmchen eine Futtertasche mit Flüssigfutter gehängt. Danach wird die Zarge mit einer Bienenflucht, wie sie bei der Honigernete verwendet wird, abgedeckt.

Nun kommt der spannende Teil der Übung. Helmut nimmt von einem seiner Völker, die in den letzten Wochen brav Honig gesammelt haben, den Honigraum mit den darin sitzenden Bienen ab und setzt diesen auf die zuvor vorbereitete Beute (Gitterboden, Zarge und Bienenflucht) oben drauf. Zuletzt noch ein Deckel und fertig ist der neue Ableger.

Was passiert nun in den nächsten 24 bis 48 Stunden? Die Bienen verlassen die aufgesetzte Honigzarge nach unten über die Bienenflucht und bevölkern nun die leere Zarge mit der eingehängten Königin. Da das Flugloch verschlossen ist, beginnen die Arbeiterinnen mit dem Ausbau der leeren Mittelwände und befreien gleichzeitig durch auffressen des Futterteigs die zugesetzte Königin aus ihrem Käfig. Die Zeit die dabei vergeht, reicht aus damit sich die Bienen an die neue Herrscherin gewöhnen können.

Nach ein bis zwei Tagen ist die aufgesetzte Honigzarge leer und kann abgenommen und ausgeschleudert werden. Alle Bienen haben über die Bienenflucht die Zarge verlassen. Was spielt die Bienenflucht dabei für eine Rolle? Durch die Bienenflucht finden die Bienen nicht mehr zurück in den Honigraum und wird dabei Bienenfrei. Aber aufgepasst, es darf keine Brut im Honigraum vorhanden sein, denn sonst bleiben die Bienen bei der Brutpflege und verlassen die Zarge nicht.

Von dieser Art der Kunstschwarmbildung hatte ich zuvor noch nie gelesen, obwohl ich sehr viele Bücher im Jahr der Vorbereitung auf die Imkerei gelesen hatte. Vielleicht werde ich eines Tages auch meine ersten Reinzuchtköniginnen aufziehen und dann werde ich diese Variante sicherlich ausprobieren.

Nicht nur uns wurde beim Kurs etwas warm.

Das Helmuts Bienen echt friedlich sind, zeigt auch das nächste Video. Eines der letzten Drohnenrähmchen in dieser Saison wird von Ihm aus einer Beute entnommen und von den Bienen befreit. Das Rähmchen wird mit der Drohnenbrut eingeschmolzen und daraus das Wachs gewonnen.

Echt viel los bei den Bienen.

Keiner der Teilnehmerinnen und Teilnehmer trägt mehr einen Schleier und alle haben bereits Vertrauen zu den Bienen gewonnen. Auch wenn das Rähmchen von den Bienen befreit wird.

Alles ohne Schleier!

Lest auch meinen Bericht vom Praxiskurs Teil 3

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Entwicklung der Kunstschwärme

Am Samstag habe ich auch das ruhige Wetter genutzt und meine beiden Kunstschwärme durchgesehen. Beide haben sich in der Zwischenzeit hervorragend entwickelt und sitzen in der Zwischenzeit auf 5 sehr gut bebrüteten Waaben.

Schönes geschlossenes Brutnest
Am Rand der Waabe erkennt man einen kleinen Kranz mit verdeckeltem Futter.
Die Königin auf der Suche nach leeren Zellen.
Auch der Bienenbesatz ist toll.

Damit sich die beiden Völker weiterhin so entwickeln, werde ich in jedes der Völker eine Futtertasche mit je 1,5 kg Flüssigfutter einhängen. Das soll den Bautrieb der Bienen fördern und ich hoffe sie werden auch die übrigen Mittelwände bis in den September noch ausbauen.

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Varroa Diagnose mit der Windel Teil 2

Am Dienstag hatte ich, ja wie in Teil 1 geschildert, den Diagnoseboden in meine Völker eingeschoben. Es sind nur drei Tage vergangen und ich möchte mir nun das Ergebnis ansehen. Dazu sammle ich vorsichtig die Böden ein um das gesammelte Gemüll zu analysieren.

Diagnoseboden mit den gefallenen Milben aus dem Volk 1 (Ableger).

Sieht man sich das Bild oben genau an, glaubt man auf den ersten Blick, dass mein Völker stark mit Milben befallen wären. Ein zweiter Blick bringt jedoch gleich die Klärung. Die schwarzen Punkte die hier zu sehen sind, sind keine Milben. Vorwiegend findet man auf der Windel Pollen in allen Farben oder auch Wachsreste. Man muss schon sehr genau schauen, um die Milben zu finden. Die Varroamilbe ist ca. 1,1 bis 1,6 mm lang. Die Männchen sind erheblich kleiner und schmäler, von eher dreieckig-tropfenförmiger Gestalt und ihre Beine sind im Verhältnis zur Körpergröße deutlich länger. Sie sind schwächer sklerotisiert und hellgelb. 80 % aller Varroamilben sind weiblich, nur sie verlassen die Brutwabe und treten damit in Erscheinung, während die Männchen nach der Begattung dort verbleiben und sterben. [1]

Varroamilbe ca 1,1 bis 1,6 mm gro0

Die Art ist in allen Lebensstadien parasitisch und kommt niemals frei lebend, sondern ausschließlich im Inneren von Bienenstöcken, oder auf Bienen, vor. Alle Nymphenstadien und die Männchen leben im Inneren von verdeckelten Brutzellen. Nur die Weibchen kommen auch außerhalb der Zellen vor. Sie sitzen dann normalerweise an der Bauchseite des Hinterleibs von Bienen, können aber auch andernorts am Körper sitzen. Gegen das Putzverhalten der Bienen sind sie durch den festen Rückenschild gut geschützt.

Warum überhaupt die Diagnose durchführen?

Ende Juli beginnen die Bienen mit der Produktion der Winterbiene. Nun ist es besonders wichtig, die Varrose so gering als möglich zu halten. Wird die Winterbiene jetzt schon in der Brut durch die Varroamilbe befallen und geschwächt, kommt sie bereits verkrüppelt zur Welt und schafft den längeren Lebensabschnitt bis in das Frühjahr nicht. Es ist jetzt besonders wichtig für eine gesunde Winterbienenpopulation zu sorgen. Nur gesunde Bienen können den mehr oder weniger harten Winter überleben und im Frühjahr selber wieder für aktive Honigbienen sorgen.

Da es meine erste Diagnose war, musste ich schon jede Windel genau durchschauen. Wenn man nicht besonders viel Erfahrung hat, kann schon die Verwendung einer Lupe nicht schaden.

Das Ergebnis der Suche waren je vier Milben bei meinen in der Zwischenzeit auf zwei Zargen sitzenden Ablegervölkern und keine einzige bei den Kunstschwärmen. Für mich kam dieses Ergebnis nicht überraschend, denn die Kunstschwärme wurden ja zu beginn behandelt. Die Ableger weisen für die Jahreszeit ein durchschnittliches Milbenaufkommen auf. Bei Wirtschaftsvölkern würde dies ein ganz anderes Bild ergeben.

Was bedeutet nun dieses Ergebnis?

Hier muss man vorerst einmal zwischen einem Ableger (Jungvolk) und einem Wirtschaftsvolk unterscheiden. In der folgenden Tabelle habe ich versucht die Unterschiede und Deutung der Ergebnisse für die Diagnose Ende Juli zusammenzufassen.

WirtschaftsvolkAbleger
Gemülldiagnoese (3-
tägig) durchführen
Gemülldiagnoese (3-tägig) durchführen
Bei natürlichem Milbenfall von über
5 Varroa/Tag:
Bei natürlichem Milbenfall von über
5 Varroa/Tag:
eine gut wirksame Kurzzeit-Behandlung mit Ameisensäure durchführen
Wenn unter 10 Varroa/Tag,
NICHT behandeln, so Brut und Bienen schonen!
eine gut wirksame Kurzzeit-Behandlung mit Ameissensäure durchführen.
Wenn unter 5 Varro/Tag, NICHT behandeln, so Brut und Bienen schonen!
Abwarten bis Mitte August
sondann Start Spätsommerpflege
= Einengen durch Entnahme des unteren Brutraums (Wabenhygiene), direkt folgend eine gute wirksame AS-Kurzzeit-Behandlung, danach Einfütterung.
Bis Anfang September weiterhin nur etwas füttern, entwicklen und Waben ausbauen lassen.
Dann Winterfütterung.
Varroakonzept

Was bedeutet dieses Ergebnis nun für die weitere Saison für mich?

Ganz klar, ich werde meine Bienen schonen und keine Behandlung durchführen. Rechnet man den Varroafall bei mit auf einen Tag um, so liege die Völker bei 1 bis 2 Milben/Tag. Die Kunstschwärme sind ohnedies „Milbenfrei“. Da der Schwellwert bei 5 Milben/Tag liegt, bedeutet dies für mich: „nicht behandeln“!

Bei den Kunstschwärmen habe ich bereits begonnen mit je 1,5 kg Flüssigfutter einzufüttern. Bei den großen Ablegervölker denke ich, brauche ich noch nicht einfüttern. Die haben Ende Juni begonnen selber Honig einzutragen und ich hatte keine Absperrgitter zur Honigernte eingelegt. Dadurch haben die Bienen selber entschieden und begonnen ihr Brutnest hochzuziehen und sitzen nun auf einem starken Futtervorrat. Ich werde daher weiter beobachten und diesen vorerst kein Futter geben. Da alle Völker auf je einer Waage stehen, tue ich mir doch etwas leichter.

Ende August folgt die Spätsommerdiagnose und ich werde mit der Windel neuerlich den Milbenbefall ermitteln und werde Euch darüber berichten. Vielleicht ist es ja dann notwendig zumindest die großen Ableger zu behandeln.

Lese auch Teil 1

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Mitte Juli blüht die Sonnenblume

Auf den Feldern und in meinem Garten beginnt Mitte Julie die Sonnenblume zu blühen. Sie sind wunderschön anzusehen, bringen Farbe in die Landschaft und auch bei den Bienen sehr begehrt. Wie zeigen folgende Bilder. Ich werde nächstes Jahr in meinem Garten mehr von diesen schönen Blumen für meine Bienen sähen.

Bienen auf meinen Sonnenblumen
Bienen beim Polleneinsammeln
Wunderschön diese Sonnenblumen

Es ist auch herrlich dem Treiben vor dem Flugloch zuzusehen. Auch die Geräuschkulisse ist sehr beeindruckend.

Reges Treiben vor dem Flugloch
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Varroa Diagnose mit der Windel Teil 1

Mitte bis Ende Juli sollte man sich einen Überblick über den aktuellen Varroabefall seiner Bienenvölker verschaffen. Danach richtet man die weitere Behandlung aus. Meine vier Völker bestehen, wie Ihr ja bereits wisst, aus zwei Ablegern von Ende Mai und zwei Kunstschwärme die ich Mitte Juni erhalten habe. Letztere wurden ja einige Tage nach dem Einschlagen mit Oxalsäure zur Bekämpfung der Varroamilbe besprüht, hingegen wurden die Ableger keiner Behandlung unterzogen.

Die Diagnose erfolgt bei mir mit der klassischen Windel. Dazu habe ich auf den Diagnoseboden eine Schicht Küchenrolle gelegt, welche mit neutralem Rabsöl beträufelt wurde. Vermutlich stellt sich nun wer die Frage: Was ist der Diagnoseboden? Das ist ganz einfach erklärt. Im Boden der Beuten befindet sich der sogenannte Gitterboden. Das feinmaschige Aluminiumgitter (ca 1,5 bis 2 mm Maschenweite) verhindert dass unerwünschte Käfer, Ameisen, Mäuse usw. in das Innere der Völker gelangen können, jedoch vor allem im Sommer für gute Belüftung der Völker sorgt. Durch diesen Gitterboden fällt kleineres Gemüll nach unten durch. Nur verendete Bienen usw. werden vom Volk selber über das Flugloch aus der Bienenbeute getragen. Durch diesen Gitterboden fällt auch die verendete Varroamilbe. Mit dem Diagnoseboden, also einer unter dem Gitter eingeschobene Holz- oder Kunststoffplatte, fängt man nun alles auf, was durch dieses Gitte durchfällt. Nach einem genau festgelegten Zeitraum entnimmt man nun wieder die Windel und zählt den Totenfall der Milben auf dem eingeschobenen Diagnoseboden. Aus diesem Ergebnis und den so ermittelten Zahl kann auf den Befall in jedem einzelnen Volk geschlossen werden. Dazu jedoch mehr im nächsten Beitrag, wenn ich selber das Ergebnis vorliegen habe.

Warum jetzt mit Küchenrolle und Rabsöl die Windel abdecken? Ganz einfach, bei meinen Völkern bewegen sich im Umfeld auch sehr viele Ohrwürmer und Ameisen, zu deren Nahrungsquelle auch verendete Varroamilben zählen. Mit dem Öl auf der Küchenrolle möchte ich einerseits verhindern, dass ein Luftzug die Milben verblähst und andererseits von Fressfeinden das Diagnoseergebniss verfälscht wird. Die Küchenrolle erleichtert mir zusätzlich die Reinigung der Böden für spätere Diagnosen.

Ich habe geplant die Windel genau drei Tage im Boden eingeschoben zu lassen. Wir haben heute Dienstag, also werde ich am Freitag das Ergebnis auswerten, um mich dann danach für die geeignete Behandlung zu entscheiden.

Fortsetzung Teil 2

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