Wie man in der Imkerei seinen eigenen Wachskreislauf selber aufbaut und zurückgewinnt, habe ich ja bereits in zwei Beiträgen ausführlich beschrieben. Wer diese nachlesen möchte findet hier den Teil 1 und Teil 2. In diesem Beitrag möchte ich mehr ins Detail eingehen und einige Hintergründe beleuchten.
Zusammensetzung von Wachs
Der Grundaufbau von Wachsen besteht aus Fettsäuren, Alkohole und Fettsäureester. Die wichtigsten Bestandteile sind:
- 70-72 % Ester (vor allem Myricin = Palmitinsäureester des Myricilalkohols)
- 14-15 % Fettsäuren (Cerin = Cerotinsäure, Melissinsäure)
- 1 % freie Alkohole
- 12 % Kohlenwasserstoffe
Bienenwachs hat insgesamt wohl über 300 verschiedene Stoffe in wechselnder Zusammensetzung, davon nur vier Stoffe mit jeweils über 5 % Anteil. (Quelle: Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau – LWG)
Ein nicht unwesentlicher Bestandteil im Wachs sind oft Rückstände aus Pflanzen- oder Holzschutzmittel, Mittel zur Bienenbesämpftigung und -abwehr sowie Mittel zur Krankheits- und Wachsmottenbekämpfung, aber auch nicht unwesentlich sogenannte Varrozide.
Aus diesen Gründen ist es besonders wichtig einen eigenen Wachskreislauf aufzubauen. Wachs fällt in der Imkerei in unterschiedlichster Form an:
- Entdeckelungswachs im Rahmen der Honiggewinnung
- Drohnenbrutschneiden
- Aussortieren von bebrüteten dunklen Waben
- Abkratzen von Überbau oder Wildbau
Frisch von den Arbeiterinnen ausgeschwitzte Wachsplättchen sind farblos. Erst durch die Vermischung mit Pollenbestandteilen, Propolisanteile und Drüsensekrete verfärbt sich das Wachs gelblich. Wurden die Waben bereits bebrütet verfärbt sich dieses zusätzlich durch Larvenausscheidungen. Je länger sie für die Brut genutzt wurden, je dunkler wird das Wachs und umso höher wird die Belastung mit Rückständen. Daher ist es besonders wichtig das Entdeckelungswachs, das Wachs vom Drohnenbrutschneiden und jenes beim Abkratzen von Überbau oder Wildbau getrennt vom bebrüteten dunklen Wachs zu sammeln und auch zu verarbeiten. Letzteres wird dem Wachskreislauf entnommen und kann als Kerzenwachs weiter verwendet werden. Alle übrigen werden gemeinsam eingeschmolzen, geklärt und für neue Mittelwände weiterverarbeitet.
Durch lange Lagerzeit in kühlen Räumen erhält das Wachs einen reifähnlichen Überzug (Wachsblüte). Dieser bienenwachstypischer Überzug kann durch Wegwischen oder Erwärmung wieder entfernt werden. Die Veränderung erfolgte nur an der Oberfläche des Wachs.
Wie kann man nun dunkles Wachs wieder aufhellen? Der wichtigste Schritt ist auf alle Fälle das säubern des Wachses durch Schwebeteilchen. Dieser Vorgang wurde ja bereits im zweiten Teil dieser Blogserie genau beschrieben. Hat man das Wachs in mehreren Durchgängen von Schwebeteilen befreit, folgt der nächste Schritt, die Bleichung.
Wachs bleichen
Das goldgelbes Wachs, auch wenn es etwas dunkler ist, spielt in der Regel vor allem beim Produzieren von Kerzen keine Rolle. Schwieriger wird es jedoch, wenn sich Wachs durch den Kontakt mit eisenhältigen Materialien ins graue verfärbt hat. Ein abgeschlagener Emailtopf reicht oft dazu schon aus und das Wachs färbt sich grau. Säurebestandteile im Wachs greifen Eisen an. Daher niemals ein Gerät aus rostendem Eisen, mit defekter Emaille-Beschichtung oder Stahl zur Wachsgewinnung verwenden!
Daher am besten angesäuertes oder neutrales Wasser (Regenwasser, destilliertes Wasser) und Gefäße aus Edelstahl, Emaille oder Kupfer verwenden, um etwaige Verseifungen sowie Verfärbungen zu vermeiden.
Wachs, welches in den Wachkreislauf wieder eingebunden wird, braucht in der Regel nicht gebleicht werden. Hat man die obige Empfehlung umgesetzt, handelt es sich ohnedies um sehr helles Wachs.
Aber wie kann man nun Wachs für die Kerzenproduktion wieder aufhellen? Für diesen Zweck würde sich Schwefelsäure besonders gut eignet. Leider kann man diese Säure nicht so einfach im Handel besorgen, denn sie ist an eine Bewilligung gebunden. Also benötigen wir einen Ersatz. Hierzu bietet sich die uns in der Imkerei bereits bekannte Oxalsäure an. Für 1 kg Wachs, 1 l Wasser werden ca. 2 bis 3 g Oxalsäure benötigt. Wachs und Wasser wird gemeinsam zum Kochen gebracht. Sobald das Wachs flüssig ist, kann die Oxalsäure eingerührt werden. Durch die Oxalsäure wird das Wachs nicht geschädigt. Oxalsäure ist wesentlich neutraler als Schwefelsäure und sie hat keine Auswirkungen auf den Wachsduft.
Generell gilt beim Umgang mit Säuren das Tragen von Schutzkleidung (Handschuhe) und Schutzbrille. Aber man sollte auch nicht die Gefahren von heißen Wachs unterschätzen. Wird Wachs ohne Wasseranteil erhitzt besteht hohe Brandgefahr. Wachs erhitzt sich sehr rasch und kann dadurch schnell überkochen oder sich selbst entzünden. Daher wird beim Bleichen von Wachs immer ein sehr hoher Anteil an destilliertem Wasser beigemengt. Kühlt das Wachs ab, trennt sich dieses wieder vom Wasser und schwimmt in fester Form oben auf.
Keinesfalls darf kochendes Wasser-Wachsgemisch unbeobachtet am Herd zurück gelassen werden.
Eine weitere Möglichkeit Wachs zu bleichen ist die Verwendung von Sonnenlicht. Dazu muss nachdem es bereits geklärt wurde das Wachs in kleine Stücke zerkleinert und über einem längeren Zeitraum in die Sonne gelegt werden.
Entkeimung durch Erhitzen des Wachses
Durch starkes Erhitzen kann Wachs entkeimt werden. Hierzu gibt es mehrere Möglichkeiten:
- Wer einen professionellen Dampfwachsschmelzer (Profigerät) besitzt, kann durch 30-minütiges erhitzen vom Zeitpunkt des Siedens an das wach entkeimen.
- Ebenso entkeimt werden kann Wachs durch Erhitzen auf 112° C über mindestens 1 Stunde im wasserfreien Zustand.
- Rascher funktioniert das entkeimen durch Erhitzen auf 160° C und anschließendem Abkühlen.
Wie bereits oben beschrieben ist vor allem bei den letzten beiden Methoden ein umsichtiges Vorgehen notwendig. Der Wachstopf darf nur zu 2/3 mit reinem Wachs gefüllt werden. Wasserreste beginnen bei 100° C zu verdampfen und können das flüssige Wachs zum überschäumen bringen. Soll bei der Abkühlung Wasser zur Trennung des erstarrten Wachsblockes vom Topf zugesetzt werden, ist besonders darauf zu achten, das die Wachstemperatur deutlich unter 100° C liegt. Es darf aber auch nicht zu spät beigemengt werden, denn ansonsten bilden sich lediglich Klumpen und kein kompakter Block.
Richtige Lagerung von Wachs
Für die Lagerung von geklärtem, entkeimten und gebleichtem Wachs gibt es keine besonderen Regeln. Eine Bedrohung durch die Wachsmotte ist nicht mehr gegeben. Dennoch sollte es kühl und trocken aufbewahrt werden. Ich empfehle jedoch die einzelnen Wachsblöcke in Papier einzuschlagen. So kann es auch entsprechend Beschriftet (Jahreszahl, Verarbeitungsdatum, Kerzenwachs, Wachs für Mittelwände usw.) werden und eine Verwechslung bei der Weiterverarbeitung kann nicht so leicht passieren.