Wissenswertes zur Ablegerbildung

Zu Besuch am Ablegerbienenstand

Ich habe ja in der Vergangenheit schon mehrfach von der Ablegerbildung im Frühjahr an dieser Stelle berichtet und auch gezeigt wie diese durchgeführt wird. Wer die Beiträge nicht kennt, hier nochmals der Link zu meiner ersten Ablegerbildung bzw. wer bei der Kategorienleiste auf Ablegerbildung klick bekommt alle Beiträge entsprechend aufgelistet. Dennoch werde ich oft von Jungimker die bei mir Völker abholen mit vielen Fragen zur Ablegerbildung konfrontiert und möchte daher in diesem Beitrag eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Punkte liefern.

Im April, Mai und Juni kann von einem Volk, bei dem der erste Drohnenrahmen geschnitten werden kann, die Gelegenheit genutzt auch eine gut ausgebaute Brutwabe mit jüngster Brut für die Ablegerbildung zu entnehmen. Zusätzlich zu dieser Brutwabe wird unter Beigabe einer Futterwabe und einer Mittelwand der Ableger in einer zusätzlichen Bienenkiste gebildet. Wie im oben verlinkten Beitrag beschrieben, verwende ich in der Mitte ein Trennschied und kann daher aus einer Zarge eine temporäre Ablegerkiste für zwei Völker konstruieren. Der große Vorteil dabei ist, wird ein Volk drohnenbrütig oder kommt die Königin vom Hochzeitsflug nicht zurück, kann ich das Trennschied einfach herausziehen und so sehr rasch ohne Problem die beiden Völker vereinigen.

Nachdem man nun die Ableger aus dem Flugbereich des ursprünglichen Wirtschaftsvolk verbracht hat, lässt man diese drei bis vier Wochen in aller Ruhe stehen. Nach drei bis vier Wochen kann dann der Ableger kontrolliert werden ob er auch weiselrichtig ist. Die Quote bei dieser Art der Jungvolkbildung liegt bei 8:2, also bei 8 von 10 Völkern kommt die Königin vom Hochzeitflug zurück und der Ableger entwickelt sich prächtig.

Jungvölker die sehr früh gebildet werden, also zum Beispiel Ende April, verhalten sich fast wie Wirtschaftsvölker und brühten sehr stark. Komischerweise wintern sie deshalb aber auch nicht stärker ein als andere Wirtschaftsvölker. Derartige starke Ablegervölker müssen meist Anfang Juli mit einer zweiten Zarge versorgt werden und es ist durchaus möglich mit ihnen etwas Sommertracht zu ernten.

Aber Achtung, die stärksten Bienenvölker, die die meisten Bienen haben und den meisten Honig eintragen sind im Oktober die Sorgenkinder der Imker. Diese haben meist ein großes Varroaproblem. Hier muss nach der letzten Honigernte dringend die Varroa diagnostiziert werden und zeitig auch entsprechend erfolgreich mit zum Beispiel Ameisensäure behandelt werden.

Dies ist auch der Grund dafür, dass Schwärme die als Wildvölker (Schwarm) abgehen und in der freien Natur leben nicht über den ersten Winter kommen. 90% dieser Völker gehen noch vor dem Winter wegen des hohen Varroadrucks zugrunde. Der Rest noch vor dem nächsten Frühjahr.
Entgegen aller im Internet kursierenden Meinungen, dass Bienenschwärme die natürlichste Art der Bienen zu leben über Jahre leben können, ist Unsinn und dies wurde auch bereits wissenschaftlich bewiesen. Alle Völker die in der Natur gefunden und das ganze Jahr beobachtet werden, sind immer wieder Neuansiedelungen neuer Schwärme am selben Ort. Bei den Untersuchungen hat man bei derartigen Völkern die Königin markiert und einer ständigen Beobachtung unterzogen. Dabei wurde festgestellt, dass die Völker zugrunde gehen. Die Wachsmotte räumt in diesem Fall dann das alte Wildwabenmaterial auf und durch den Geruch angelockt, ziehen neue Völker dort wieder ein.

Wird ein Ableger später gebildet (Anfang Mai) hat er im Juli bereits wesentlich weniger Bienen. Dennoch handelt es sich um das beste Volk für Jungimker und in den Start einer Imkerkariere. Derartige Völker habe weniger Bienen und können auch auf einer Zarge überwintert werden. Der Varroadruck entwickelt sich nicht so stark und sie können dadurch wesentlich leichter geführt werden.

Wer versucht aus einem tollen Jungvolk das im April oder Mai gebildet wurde neuerlich einen Ableger durch die Entnahme eines Bruträhmchens zu bilden wird nicht viel Freude damit haben, denn die Erfahrung hat gezeigt, dass sich diese nicht mehr so stark entwickeln werden.

Bei sehr starken Jungvölkern vom April muss man auch spätestens Mitte September gegen die Varroa behandeln, denn ansonsten bekommen sie auch ein Varroaproblem, die sogenannte Varrosse. Man sollte dabei auch beachten, dass eine Ameisensäurebehandlung bei einem Volk das bereits auf zwei Zargen im September sitzt wesentlich anspruchsvoller ist, als bei Einzargern. Bei dieser sehr späten Behandlung muss aber auch das Wetter und die Temperatur passen, ansonsten wirkt diese nicht mehr oder zu wenig. Je kühler es ist, um so weniger Ameisensäure verdunstet und es gilt, je Zarge müssen 50ml 85%ige AS vollständig zur Verdunstung innerhalb von drei Tagen gebracht werden. Hier nochmals der Hinweis auf den dazugehörigen Blockeintrag.

Auch zu beachten ist, dass bei Jungvölkern das Flugloch immer klein zu halten ist. Die Öffnung sollte nicht größer als ein dicker Finger sein. Auch wenn sie sehr stark geworden sind, haben sich die Bienen daran gewöhnt nur das kleine Loch zu verteidigen. Wird es plötzlich von der Imkerin oder dem Imker aufgerissen, kommt es spätestens zu Beginn der Räuberei Ende Juli zu Problemen und die Bienen schaffen es nicht sich gegen benachbarten Wirtschaftsvölker entsprechend zu verteidigen.

Ein Volk das etwas später gebildet wurde (Mitte Juni bis Ende Juni) entwickelt sich genauso stark wie die Völker davor. Sie wissen, dass sie nicht mehr viel Zeit bis zum Winter haben und wachsen daher um so stärker. Dennoch sollte die Entwicklung beobachten werden, denn diese Völker erreichen möglicherweise je nach Witterung bis in den Oktober nicht mehr die notwendige Volksstärke. Hier legt man meist zwei Völker zusammen und erntet eine Königin für ein anderes (Wirtschafts)volk zum Umweiseln.

Werden Jungvölker mittels Schied getrennt in einer Kiste gehalten, kann bei Feststellung dass die Königin fehlt, jederzeit ohne Problem das Schied gezogen und so vereinigt werden. So kleine Völker vertragen sich relativ leicht miteinander und es kommt in der Regel zu keinerlei Problemen.

Bleiben aufgrund zu vieler Ableger Königinnen über, kann man mit diesen auch eventuell böse Völker umweisenl und die Königin im Rahmen von TuB ersetzen.

Wir ein Jungvolk aus einer geteilten Ablegerkiste in eine neue Kiste aufgeteilt und auf einen neuen Standort verbracht, dann sollte die Kiste zuerst noch ca 5 Minuten ruhig am neuen Standort verschlossen stehen bleiben, bevor das Flugloch geöffnet wird. Weitere drei bis fünf Tage sollte auch zumindest die Folie bei der Kontrolle verschlossen bleiben. Fliegen beim Öffnen der Folie Bienen auf, die noch nie draußen waren, finden sie in der Regel am neuen Standort den Eingang in die Beute nicht mehr, denn sie konnten sich noch nicht richtig am neuen Standort einfliegen.

Ebenfalls sollten die Waben beim Umhängen in die neue Kiste nicht in der Reihenfolge verändert werden. Das Rähmchen das nahe dem Flugloch war sollte auch wieder in der neuen Kiste beim Flugloch sich befinden. Dazwischen könnte je nach Bedarf dann die eine oder andere neue Mittelwände eingehängt werden. Die neue Kiste sollte je nach Bienenstärke noch nicht voll aufgefüllt werden und am Rand sollte sich auch keine Leerwabe oder Mittelwand befinden, denn an eine Randwabe wird in der Regel keine Brut mehr angelegt und oft nicht sofort ausgebaut. Auch eine Brutwabe, die beim Umsetzen in die neue Kiste an den Rand gehängt wurde, wird nicht mehr neuerlich bebrütet sondern zur Einlagerung von Futter genutzt. Nur wenn es in der Ablegerkiste zu eng wird, wird diese genutzt und neuerlich bebrütet.

Aber Vorsicht, wird zu spät mit Rähmchen aufgefüllt, kann schnell das passieren:

Anstelle eines Rähmchen kann auch für den Ausbau von den Bienen die Folie genutzt werden.

Ablegerkisten die vom Bienenstand abtransportiert werden, müssen sofern sie nicht voll mit Rähmchen ausgestattet sind, mit einer Pinnwandnadel am Rand des letzten Rähmchens zur Mitte gegen verrutschen gesichert werden. Tut man dies nicht, können beim Transport die Rähmchen verrutschen und in den Boden hinein kippen. Da ja nicht unmittelbar nach dem Transport in die Kiste am neuen Standort eingegriffen und geöffnet werden sollte, kann dies gleich mal zu Bienenverlust oder dem einen oder anderen Wildbau führen. Auch sollte man nicht vergessen die Zarge mit dem Deckel und Boden mittels Wandergurt zusammenzuhalten. Auch im Fahrzeug ist die Ladungssicherung sehr sehr wichtig. Ist man beim Transport im Fahrzeug an einem Unfall beteiligt, kann ein ungesichertes Volk schnell eine große Gefahr für alle Beteiliegten darstellen. Auch bei einer Polizeikontrolle, es handelt sich ja um einen Kleintiertransport, kann eine ungesicherte Ladung gleich mal zu einer Verwaltungsstrafe führen.

Die beiden hier sichtbaren Randwaben zur Mitte der Trennwand müssen mit einer Pinnadel gegen Verrutschen gesichert werden.

Ist eine Zarge eines Jungvolkes voll ausgebaut, kann man Ende Juli mit dem Auffüttern des Volkes beginnen. Sollte bereits Mitte August an der unteren Zarge im Boden eine feste Bienentraube durchhängen, dann muss auf alle Fälle mit einer zweiten Zarge erweitert werden.
Bleibt ein Volk auf einer Zarge, so ist beim Einfüttern äußerste Vorsicht geboten. Hat man zu wenig Erfahrung als Jungimker wie viel Futter gegeben werden muss, kann schnell der gesamte Brutraum durch Winterfutter blockiert werden. Die Völker können dann weniger Winterbienen produziert und bekommen schnell Probleme beim Start in den Winter. Wird zu wenig Futter gegeben, droht den Völkern spätestens nach dem Jahreswechsel der Hungertod. Daher meine Empfehlung an Jungimker generell mit zwei Zargen zu überwintern und mehr Futter eben zu können. So ist man auf der sicheren Seite und die Völker erleiden keinen Hungertot. Überflüssige Futterwaben können dann im Frühling ohnedies für die nächsten Ablegersaison weiter genutzt werden.

Mitte Juli ist bereits zu beobachten, dass sich alle Wirtschaftsvölker stark aus dem Brutgeschäft zurückziehen. Ein eindeutiges Zeichen ist es, wenn auch der Drohnenrahmen nicht mehr mit Drohnen bebrütet wird, sondern auch bereits dort Futter eingetragen wird. Es hat bereits der Bienenwinter nach der Sommersonnenwende begonnen.

Abschließend noch eine Empfehlung von mir, führt für die Ablegervölker zumindest eine kleinere Stockkarte und führt Aufzeichnungen über die wichtigsten Daten. Hier ein paar Informationen die ihr auf alle Fälle evident halten solltet um nicht die Übersicht am Ablegerbienenstand zu verlieren:

  • Wann wurde das Volk gebildet?
  • Von welchem Muttervolk wurde es gebildet?
  • Wann geht vermutlich die Königin auf Hochzeitsflug?
  • Wann wurde mit Oxalsäure die Restentmilbung durchgeführt?
  • Wann war die ersten Kontrolle mit welchem Ergebnis?
  • Ist die Königin bereits in Eilage und auch gezeichnet?
  • Wie viele Rähmchen befinden sich in der Kiste und wann sollte spätestens weiter erweitert werden?
  • Sonstige wichtige Anmerkungen, zB.: keine Brut gesichtet oder Verdacht auf Drohnenbrut

Wie lange können gekäfigte Königinnen eingesperrt bleiben?
Königinnen die gemeinsam mit vier bis fünf Pflegebienen gekäfigt werden, sollten nicht länger als drei Tage aufbewahrt werden. Dabei muss der Käfigverschluss mit Futterteig verschlossen sein und der Käfig darf natürlich noch nicht aufgebrochen worden sein. Diese Zeit reicht um auch die Königin als Lebendtransport mit der Post versendet zu werden. Sie können auch einige Tage länger gekäfigt bleiben, sie könnten aber dann eventuell nicht mehr akzeptiert werden, denn die Bienen glauben dann vermutlich, dass mit der Königin etwas nicht mehr stimmt und weiseln dann gerne still um.

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Wie viel Futter sollte in einem Ableger drinnen sein?
Jedes Jungvolk entwickelt sich ein wenig anders. Dementsprechend haben manche Völker genügend Futter und man muss nicht füttern. Sie sollten ja nur über genug Erhaltungsfutter verfügen, um auch vor allem im Frühjahr kältere Nächte gut zu überstehen. Man spricht von ca. 2kg Futter. Es gibt aber auch Völker, die sofort je nach Tracht am Bienenstand mit dem Futtereintrag beginnen. Beides ist schlecht. Ist zu wenig Futter drinnen, verhungern sie, haben sie zu viel, dann verhonigt das Brutnest und es kann keine Brut mehr angelegt werden und sie bauen dann sehr rasch Wildbau aus. Das Erweitern wird dann etwas schwieriger. Daher ist es am besten bei der Bildung auch die Schätzmethode anzuwenden und das Futter so genau wie möglich zu bestimmen.

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Wie setzt sich das Erbgut von Bienen zusammen?
50% des Erbgutes kommt von der Königin und die anderen 50% von den (Drohnen) Männern, wobei die Königin ja von bis zu 15 Drohnen während des Hochzeitsflugs begattet wird. Also teilt sich hier das Erbgut nochmals auf mehrere Drohnen auf, wobei der Mittelwert an Drohnen die eine Königin begatten bei 6 liegt.

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