Völkersanierung im Frühjahr

Wie ich schon in einer der letzten Beiträge angesprochen habe, steht auf meinem Bienenstand ein Volk mit relativ wenig Bienen. Dieses Volk wird zwar aller Voraussicht durch den Winter kommen, aber die Frühtracht würde aufgrund der Schwäche sehr gering oder gar überhaupt ausfallen. Erst zur Spättracht würde es eine entsprechende Stärke erreichen, um auch eine Honigernte zu ermöglichen. Jetzt stellt sich die Frage: Wie kann ich solch ein schwaches Volk sanieren, um es auch zur Frühtracht für die Honigernte einsetzen zu können?

Bevor ich aber das Thema weiter ausführe, möchte ich dazu vorausschicken, dass es sich lohnt 5 Regeln bereits im Herbst zu beachten:

  1. Zur Einwinterungszeit Ende Oktober sollten alle Bienenvölker mehr als 5000 gesunde Winterbinden verfügen.
  2. Es sollte eine junge Königin im Volk sein.
  3. Ein möglichst geringer Varroabefall von unter 10% Winterbienenbefall.
  4. Das Volk muss über ausreichend Futter verfügen
  5. und auf frischen und wenig bebrüteten Wabenmaterial sitzen.

Über all diese Punkte habe ich an dieser Stelle schon mehrfach geschrieben und habe nochmals einige Links hier zu den Beiträgen eingestellt.

Im Verlauf des Winters können Völker bis zu 40% an Bienenmasse verlieren. Herrscht regelmäßig Flugwetter, gehen die Bienen von selbst ab. Ist es zu kalt für einen Flugbetrieb, liegen die Bienen am offenen Gitterboden und werden bei passender Witterung von den Bienen selber ausgeräumt. Das kann ich auch bei meinen Völkern sehr gut beobachten. Es liegen in den Böden kaum tote Bienen. Dafür notwendig ist jedoch ein offener Gitterboden. Der offene Gitterboden bewirkt, dass die toten Bienen sehr rasch trocknen und dadurch auch Gewicht verlieren und sehr einfach von den Arbeiterinnen nach außen abtransportiert werden können. Handelt es sich um eine Beute mit geschlossenem Gitterboden, so beginnen die verendeten Bienen aufgrund der in der Beute herrschenden Feuchtigkeit modrig zu werden und die Bienen schaffen es kaum mehr den so entstehenden Unrat hinaus zu transportieren. Dann ist der oder die Imkerin gefragt hier nachzuhelfen und die Böden im Rahmen der Auswinterung selber auszuräumen. Ich erspare mir dieses Prozedere und bin die letzten Jahre sehr gut damit gefahren den Gitterboden geöffnet zu lassen.

Findet man dennoch ein Volk, welches sehr schwach ist und nur auf zwei bis drei Wabengassen sitzt, kann es daran liegen, dass der Varroadruck in diesem Volk etwas zu hoch war und man sollte überprüfen, woran es gelegen haben kann. Bei mir konnte ich keine besondere Ursache herausfinden, denn die Varroa war bei allen Diagnosen im Herbst relativ niedrig und auch dieses Volk wurde entsprechend Behandelt. Eine Sichtkontrolle hat mir auch gezeigt, dass die Bienen auch nicht verkrüppelt sind. Hätte ich bei der Behandlung einen groben Fehler gemacht, so wäre auch bei den übrigen 10 Völkern entsprechend etwas zu bemerken gewesen.

schwaches Volk verteilt auf zwei bis drei Wabengassen Mitte Februar

Auch ein Futtermangel kann nicht die Ursache dafür sein, denn Bienen sind sehr sozial und teilen untereinander bis zum letzten Tropfen Honig das Futter untereinander auf. Hat es zu wenig Futter und geht dies zur Neige, so würde alle Bienen sofort nachdem das Futter aufgebraucht ist gemeinsam verhungern. Erkennen kann man dies, dass die verhungerten Bienen mit dem Kopf voraus in den Zellen stecken und dort verendet sind. Sie haben quasi bis zum letzten Krümel gemeinsam den Hungertot erlitten.

Wichtig ist auf alle Fälle, dass ausnahmslos alle Völker auf jedem Bienenstand auf das Vorhandensein von amerikanischen Faulbrutsporen untersucht wurden. Ansonst würde diese Krankheit auch auf andere Volk übergreifen und mehr Schaden anrichten als es nützt. Auch Futterwaben können ohne Bedenken zwischen Völkern zur Futterverteilung umgehängt werden.

Eine europaweite epidemiologische Studie hat gezeigt, dass das Überleben von Honigbienenvölkern von der Ausbildung der Imker und Imkerinnen und der Bekämpfung von Krankheiten abhängt.

Jacques A. et al. 2017 : A pan-European epidemiological study reveals honey bee colony survival depends on beekeeper education and disease control.

Wie saniert man nun derartig schwache Völker?

Zur Sanierung sucht man im März nun ein starkes Volk am selben Bienenstand aus. Es sollte auf alle Fälle auf fünf Wabengassen sitzen. Die Sanierung beginnt zur Salweidenblüte. Das starke Volk bleibt auf seinem Platz stehen. Auf die oberste Zarge dieses Volks wird dann ein Absperrgitter gelegt und der weiselrichtige Schwächling auf dieses aufgesetzt. Gewöhnlich verfügt der Schwächling noch über ausreichend Futterwaben. Es sollte aber nicht mehr als 5 leere Futterwaben im Volk bleiben. Dadurch wird auch das starke Volk noch mit ausreichend Futter versorgt. Sind zu viele Futterwaben im Volk, werden diese entnommen und durch helle Waben ersetzt. Dadurch wird im Schwächling für ausreichend Platz für die junge Brut geschaffen.

Völkersanierung

Das neu geschaffene Doppelvolk hat nun ein gemeinsames Flugloch und zwei Bienentrauben mit je einer Königin, getrennt durch das Absperrgitter. Da auch der Schwächling auf zwei Zargen durch den Winter geführt wurde, belasse ich die leere Zarge dennoch auf dem Volk. So verhindere ich, dass die Waben im Lager von der Wachsmotte aufgefressen werden.

Zu beachten ist:

Werden die Völker zur falschen Zeit vereinigt, töten die Bienen trotz Gitter mindestens eine Königin. Auch ist es riskant vor dem März ein schwaches auf ein starkes Volk zu vereinigen. Herrscht kein Flugwetter, gehen sterbende Bienen vom Schwächling nicht über das Flugloch ab, sondern verenden in der Traube und fallen danach auf das eingelegte Absperrgitter. Dadurch entsteht dort eine vergammelte Bienenschicht, die auch das starke Volk schädigen könnte.

Wichtig ist auch darauf zu achten, dass der Schwächling weiselrichtig ist. Ist er das nicht, können bereits Drohnenmütterchen im Volk existieren und die würden die Königin im starken Volk töten.

Drei bis vier Wochen später zur Kirschblüte kann man feststellen, dass der Schwächling deutlich erstarkt ist. Er sollte über ein Brutnest von vier bis sechs Wachen verfügen. Das starke Volk hat zur Unterstützung Bienen hochgeschickt und so den Schwächling unterstützt. Auch das starke Volk ist gewachsen. Theoretisch wäre es jetzt möglich ein derartiges Volk weiter zu führen, Studien haben jedoch ergeben, dass dies nur mehr Arbeit für den oder die Imkerin bringt, jedoch keinen Mehrertrag bei der Honigernte. (Studie: Dr. Gerhard Liebig)

Ist jedoch in vier Wochen der Schwächling beinahe bienenleer, war die Königin die Verursacherin der Volksschwäche und sie wurde von den Bienen selber entsorgt. Dies kann bei einem von fünf der Völkern der Fall sein.

Zur Kirschblüte werden die beiden Völker wieder getrennt. Ein großer Vorteil dieser Methode ist auch, dass das starke Volk dadurch auch weniger Schwarmlust zum Saisonstart hat.

Der Teil 2 dieses Beitrags folgt zur Kirschblüte. Dann werde ich über den Erfolg oder Misserfolg berichten. Wir werden sehen.

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