Praxiskurs Teil 6 – Herbstrevision

Mit etwas Verspätung aber doch darf ich auch über den letzten Teil der Imker-Grundausbildung in der LFS Krems berichten. War es im laufe des Jahres die aktuelle COVID Krise die den Ausbildungsverlauf durcheinander gewirbelt hat, so war es dieses Wochenende ein starkes Unwetter in der Wachau, welches für ein verfrühtes Ende des Kurses sorgte. Dennoch hier einen kurzen Überblick zu den vorgetragenen und gezeigten Inhalten.

Gehalten wurde der Kurs wieder von Helmut Dörr aus Krems. Im Mittelpunkt des Kurses stand die Herbstrevision und ein Rückblick auf das abgelaufene Bienenjahr. Helmut erläuterte nochmals die wichtigsten Ereignisse vom Auswintern bis in den Herbst. Der eigentliche Beginn für das neue Bienenjahr ist die Sommersonnenwende. Die Blütentracht ist vorbei und die Bienen bereiten sich auf den Winter vor. Die kurzlebige Sommerbiene unterstütz noch die Königin bei der Aufzucht der Winterbienen und kehrt eines Tages vom Ausflug in die frei Natur nicht mehr zurück. So legen die Arbeiterinnen mit der Einlagerung des Winterfutters den Grundstein für das Überwintern und der Imker muss neben der ausreichenden Einfütterung dafür sorgen, dass der Varroa-Druck für die Bienen nicht zu hoch wird.

Wie schon bereits in einem der letzten Beiträg angesprochen sind die wichtigsten Punkte als Grundstein für ein sicheres Überwintern:

  • helles Wabenwerk
  • eine junge kräftige Königin
  • ausreichend Futter für den Winter
  • wenig Varroa
  • und eine angemessene Volksstärke.

Gemeinsam mit den Kursteilnehmerinnen und Teilnehmern wurden die am Bienenstand der LFS Krems aufgestellten Beuten durchgesehen.

Begonnen wurde mit jenen drei neuen Kunstschwärmen, die beim Praxisteil 5 im Juli gebildet wurden. Alle drei Völker haben sich hervorragend entwickelt und saßen in der Zwischenzeit auf vier bis fünf Brutwaben. Bei der Durchsicht eines der drei Völker stieß Helmut jedoch auf einige Waben, die leicht von der Wachsmotte befallen waren.

Die Wachsmotte

Die Wachsmotte gehört zur Familie der Kleinschmetterlinge, der Zünsler. Die bekanntesten Arten sind die Große (Galleria mellonella) und die Kleine Wachsmotte (Achroia grisella). Für die Bienen oder die Imkerei ist jedoch nur die Larve selbst schädlich und nicht die Motte. Vom Wachsduft der Bienen-Beuten werden die Falter angelockt, um ihre Eier in die Brutnester einzulegen. Die Raupe bohrt sich durch das Wachs und zerstört die Wabenstruktur. Die schlüpfende Larve ernährt sich jedoch nicht wie irrtümlich angenommen vom Wachs, sondern von Pollenresten, den zurückgelassenen Puppenhäuten und dem Kot der Bienenbrut. Grundsätzlich wäre solch eine Putzkolonne nicht schlecht, doch teilweise machen sich die Wachmottenlarven auch über Bieneneier und -larven her, um die Brut der befallenen Völker zu schädigen.

In gesunden Völkern schaffen es die Bienen von selber sich von der Wachsmotte zu befreien. Zerstörte Zellen werden saniert und die Larven der Motte aus dem Volk geschmissen. Nur bei bereits geschwächten Bienenvölkern, in aufgegebenen Bienenstöcken oder im Wabenlager des Imkers können sich größere Populationen entwickeln. Dazu sind eine Mindesttemperatur von 14 Grad Celsius und bereits bebrütete Waben notwendig. Ausgeschleuderte Honigwaben die noch nie von Bienen bebrütet wurden, werden daher von der Wachsmotte kaum befallen. Es fehlt ihnen darin die notwendige Eiweißnahrung für die Larven. Eine Lagerung ist daher auch ohne Behandlung möglich. Legt die Wachsmotte dennoch ihre Eier darin ab, kann sich die Larve jedoch nicht entwickeln und verhungert.

Findet man Waben mit geringem Befall, so kann man die Völker unterstützen, indem man die Wachsmottenlarven durch Klopfen aus der Brutwabe entfernt.

Waben richtig lagern

Befallene Leerwaben sollte man vor der Lagerung gründlich reinigen. Hier hilft ein bedampfen mit 85%iger Ameisensäure oder 60%iger Essigsäure. Die Säuren werden wie bei der Varroabehandlung über ein Schwammtuch oder einen Verdunstungstocht auf den Wabenturm oder zwischen die Zargen gehängt. Je Zarge werden 30 ml Essigsäure oder 12 ml Ameisensäure benötigt. Allerdings werden hier nur die Eier abgetötet und nicht die Larven selber.

Mann kann aber auch die Eier und Larven der Wachsmotte durch ein 24stündiges Tiefkühlen im Gefrierschrank oder der Kühltruhe abtöten. Danach können die Leerwaben in einem kühlen, trockenen, gut belüfteten, geschlossenen Raum gelagert werden, sofern die eigentliche Motte dort nicht mehr einfliegen kann, um neuerlich Gelegenheit zu finden ihre Eier abzulegen.

Geeignet für die Lagerung ist auch ein Trum mit Leerzargen und einem geschlossenen Gitterboden und Deckel. Dabei aber nicht auf das Verschließen des Fluglochs vergessen.

Wachsmotte im Bienenvolk

Nach einem Tag sind die ersten Spuren der Wachsmotten schon erkennbar!

Lediglich die Kleine Wachsmotte schadet den Bienen, denn die große wird von ihnen bekämpft. Die Kleine frisst innerhalb der Brutwabe die Mittelwand heraus und schützt sich so vor den Stockbienen. Ein Gespinst schützt die Motte zusätzlich vor den Ammenbienen. Im Bild rechts, erkennt man auf einer kürzlich entnommenen Wabe bereits die ersten Gespinste der Larve. Passt man nur bei der Lagerung nicht auf, mündet dies in einem Desaster.

Wird die Larve größer, schiebt sie die Bienenlarve in Richtung des Zelldeckels. Oft verlängern die Ammenbienen deswegen die Zellen. Man spricht von Röhrchenbrut. Schlüpfende Jungbienen sind daher oft verkrüppelt oder können nicht schlüpfen, weil sie am Gespinst hängen bleiben. Starke Völker haben jedoch mit der Wachsmotte kein Problem. Daher sollten schwächere Völker eingeengt oder aufgelöst werden. Zargen von aufgelösten Völkern müssen auch sofort eingesammelt werden, damit die Wachsmottenpopulation gering gehalten wird.

Im Falle der während des Kurses gezeigten Waben, konnten die Jungbienen nicht mehr von selber schlüpfen. Der Deckel der Zellen war zwar offen, jedoch wurden die Bienen vom Gespinsts der Larve festgehalten. Nur wenn Helmut Geburtshelfer spielte, schaften es die Bienen und und konnten überleben.

Leicht geöffnete Zellen aus denen die Bienen nicht mehr schlüpfen konnten.

Am obigen Bild erkennt man leicht geöffnete Zellen, aus denen die Jungbienen nicht mehr von selber schlüpfen konnten. Öffnete man den Deckel, um so der Bienen aus der Zelle zu helfen, schaffte es die Jungbiene ins neue Leben. Wurden bei der Geburtshilfe versehentlich andere Zellen beschädigt oder die Larven verletzt bzw. getötet, werden Ammenbienen aktiv. Entweder sie verdeckeln und reparieren die Zellen erneut oder befördern die verletzten Larven innerhalb weniger Minuten aus dem Volk, um so Krankheiten zu vermeiden. Der Putz- und Selbstheilungstrieb der Honigbiene ist sehr ausgeprägt.

Helmut als Bienengeburtshelfer

Im folgenden Video wird gezeigt wie schnell Bienen die verletzten oder getöteten Larven aus der Beute befördern. Es dauerte nur wenige Minuten bis die erste Larve beim Flugloch hinaus geworfen wurde. Sieht man genau hin, so erkennt man am lingen Rand des Fluglochs die Bienen die eine Larve abtransportieren. Der Abtransport gelingt bei Sekunde 27 im Video. Fallen gelassen wird die Larve unmittelbar vor dem Bienenstock in der Wiese nur wenige Meter entfernt.

Bienen transportieren eine verendete Larve aus dem Volk.

Zusammengefasst waren die Einfüttern für den Winter, Wabenhygiene, Varroabehandlung und die Wachsmotte grob die Inhalte des rund zweistündigen praktischen Vortrags von Helmut Dörr, bevor das Unwetter für den abrupten Abbruch sorgte.

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