Die Auffütterung (Teil 2)

Nachdem wir uns nun im klaren sind, wie viel jedes Volk abhängig von der Volksstärke erhält, geht es nun an die eigentliche Auffütterung. Wer noch nicht weiß, wie viel Futter er für einzagrig oder zweizargig geführte Völker benötigt, der kann diese im Teil 1 nachlesen.

Wie füttert man nun die Völker richtig auf.

Wichtig ist auf alle Fälle zuvor das bereits eingetragene Futter zu schätzen. Für die Futterschätzung verwende ich die Schätzmethode, die ich schon in einem Artikel im August 2020 ausführlich beschrieben habe. Nochmals zur Erinnerung, das Rähmchen wird in Achtel unterteilt und die Anzahl der Achtel aller Futterwaben zusammengezählt und mit 125 Gramm multipliziert. Daraus errechnet sich dann das bereits von den Bienen selber eingetragene Futter. Für die Auffütterung braucht dann nur mehr der Restanteil eingefüttert werden. Zur Unterstützung bei der Futterschätzung verwende ich gerne ein eigenes Schätzprotokoll.

Schaetzprotokoll-Futter

Die Futterschätzung vor der Einfütterung ist besonders wichtig, denn wenn die Bienen selber noch Zugang zu großen Trachtmengen in der Nähe des Bienenstands haben, ist eine Überfütterung (verhonigen des Brutnestes) oft die Ursache für einen Zusammenbruch der Völker. Die Bienen können in diesem Fall nicht ausreichend Winterbienen produzieren und brechen dann bei Einbruch der kalten Jahreszeit zusammen. Ursache für eine große Trachtquelle ist oft die Nähe von Springkrautfeldern in Feuchtgebieten.

Drüsiges Springkraut

Haben die Bienen Zugang zu derartigem Trachtvorkommen, erkennt man dies sehr einfach am Flugloch. Viele Bienen kehren mit einem weißen Rücken, auch Rally-Streifen genannt, zur Beute zurück. Sieht man sich die Blüte genau an, kann man den Kelch erkennen, in den die Bienen tief hineinklettern müssen um an den Nektar zu gelangen. Dabei streifen sie mit dem Rücken den Pollen vom Staubblatt der Blüte ab, der dann als heller Streifen am Rücken der Biene zu erkennen ist.

Drüsiges Springkraut
Biene mit einem sogenanntenRally-Streifen am Rücken vom Springkraut

Hat man eine Futterschätzung und die Berechnung der Restmenge durchgeführt, kann mit der Auffütterung begonnen werden. Wie schon im ersten Teil beschrieben muss auch hier unterschieden werden, ob das Volk über den Winter auf einer oder zwei Zargen geführt wird. Einzargige Völker müssen sehr langsam aufgefüttert werden, denn ansonsten schränkt man das Brutnest zu sehr ein und die Königin hat keine Zellen zum Bestiften. Dies ist im September und Oktober aber sehr wichtig, denn es gilt für die Völker die Winterbienen zu erzeugen. Bei zweizarig geführten Völkern spielt dies eigentlich keine Rolle. Diese können in einem Durchgang aufgefüttert werden. Das kommt ganz auf das verwendete Futtergefäß und dessen Größe an.

In meinem ersten Imkerjahr, habe ich zwei Futterzargen für die Auffütterung verwendet. Das Resultat waren zum einen sehr viele ertrunkene Bienen und zum anderen undichte Stellen, sodass es zwar nicht zur Räuberei gekommen ist, aber doch zu einer großen Kleckerei in den Zargen darunter. Aus diesem Grund habe ich mein System auf die einfachere Variante umgestellt.

Bei der einzargigen Auffütterung bediene ich mich einer Futtertasche. Die gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. Vom Material werden die Futtertaschen sowohl in Holz, als auch in Kunststoff angeboten und auch in unterschiedlichen Größen. Es gibt sie in der Breite von einem Rähmchenmaß, als auch in doppelter Breite (zwei Rähmchen). Aktuell verwende ich die Kunststoffausführung in einfacher Rähmchenbreite, denke aber darüber nach die nächsten in doppelter Breite zu kaufen. Bei breiteren ist die Befüllung der Futtertasche wesentlich einfacher und es passt auch die doppelte Menge hinein. In eine einfache Tasche passen rund 2,2 Liter und dies ist etwas wenig. Von der Holzausführung würde ich auf alle Fälle abraten, denn die werden genauso undicht wie die Futterzargen.

Die Futtertasche wird bei mir nur für die Auffütterung von Jungvölkern eingesetzt. Bei diesen Völkern ist es notwendig, wie bereits eingangs erwähnt, in kleinen Futtergaben aufzufüttern. Sitzen die Bienen noch auf nicht allen zehn Rähmchen, hänge ich anstelle des zehnten Rähmchens am dem Flugloch gegenüberliegenden Zargenrand die Futtertasche ein. In die Futtertasche wird eine Aufstiegshilfe (kleine Zweige aus Büschen oder Gras) gestopft, damit die Bienen auch wieder aus ihr hochsteigen können und nicht ertrinken. Danach wird die Futtertasche bis zum Rand mit Zuckerwasser in Verhältnis 3:2 (Zucker / Wasser) aufgefüllt.

Eingehängte Futtertasche (kleine Äste als Aufstiegshilfe fehlt hier noch)

Bei Völkern die bereits auf allen zehn Rähmchen sitzen und ein Randrähmchen nicht mehr gezogen werden kann, bzw. bei Völkern die bereits auf zwei Zargen geführt werden, verwende ich eine aufgesetzte Leerzarge. Dabei wird zuvor die Folie mit einem ca. 2 cm großen Spalt an der Rückseite der Beute aufgelegt und danach die Leerzarge aufgesetzt. Über den an der Rückseite geschaffenen Spalt gelangen die Bienen in den oberen Beutenraum in den dann der Futterbehälter gestellt wird. So wird verhindert, dass der Leerraum von den Bienen mit Wildbau verbaut wird, wenn die Futtervorrichtung längere Zeit aufgesetzt bleibt. Ist die Öffnung in den so geschaffenen Raum an der Rückseite der Beute, wird auch allfällige Räuberei besser vermieden. Die Räuber müssen dann durch die gesamte Beute und bei entsprechender Volksstärke können die Bienen dies leichter verhindern.

Wichtig: Es müssen bei allen Völkern die Fluglöcher auf ein Minimum verkleinert werden. Dabei reichen zwei bis drei Zentimeter aus. Ab Ende September bis Oktober ist die Zeit der Räuber. In dieser trachtlosen Zeit versuchen die Bienen vermehrt schwache Völker auszurauben. Oft endet dies mit dem Zusammenbruch des überfallenen Volks. Auch jede Futtergabe sollte daher auch sehr rasch und eventuell in den späten Abendstunden durchgeführt werden. Es muss vermieden werden, dass die Nachbarvölker aufmerksam werden. Ist eine Räuberei bereits im Gange, kann diese nur mehr sehr schwer vom Imker bekämpft werden. Oft hilft dann nur mehr das betroffene Volk außerhalb des Flugkreises der „Räuber“ zu stellen um den Angriff zu beenden.

Bereits leergeschleckte Futterwanne mit eingelegter Aufstiegshilfe

Im Bild oben kann auch, wenn nicht besonders gut, im rechten unteren Bildausschnitt der Spalt erahnt werden, durch den die Bienen das Futter in die untere Zarge umlagern können. Die Folie braucht dabei nicht umgebogen werden (sie könnte mit der Zeit brechen), das überstehende Stück ragt einfach über den vorderen Zargenrand ins Freie hinaus.

Abgeschnittene Zweige aus Büschen dienen als Aufstiegshilfe für die Bienen und vermeiden das Ertrinken.

Die Futterbehälter sollten Lebensmittelecht sein und können in jedem Baumarkt oder Möbelgeschäft um wenige Euro erworben werden. Ich kaufte in einem Schwung 20 Stück zum Stückpreis von 2,90.- €. Laut Mengenangabe passen in die Box insgesamt 12 Liter, jedoch fülle ich maximal fünf bis acht Liter je Futtergabe ein. So benötige ich je nach vorhandenem Restfutter, welches die Bienen selber eingetragen haben, zwei bis drei Futtergaben um das Volk aufzufüttern.

Je nach Standort der Völker sollte die Auffütterung Ende September bis Anfang Oktober abgeschlossen sein. Werden die Tage kühler, tragen die Bienen nur mehr sehr ungern das Futter um und tun sich auch beim trocknen des Futters schwerer. Schafft man es nicht bis zu diesem Zeitpunkt, kann man noch den Versuch starten dicker abgerührtes Zuckerwasser einzufüttern. Man kann so die Bienen beim Trocknen unterstützen.

Ich hoffe dieser Beitrag war wieder sehr informativ und würde mich über ein Feedback in den Kommentaren freuen.


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