Eine Möglichkeit Bienen zu vermehren, ist die Ablegerbildung. Dabei werden aus einem Wirtschaftsvolk mit Bienen besetzte Brutwaben entnommen, in einen neuen Ablegerkasten oder eine Zarge eingehängt und an einen mehr als 2 km entfernten Aufstellungsort außerhalb des Flugbereichs des ursprünglichen Volks verbracht. Die so „weisellos gemachten Völker“ merken bald, dass sie keine Königin mehr haben und beginnen aus vorhandener junger Brut eine neue Königin heran zu ziehen. Wichtig ist bei der Brutwabenentnahme, dass ein gut ausgebildetes Brutnest, mit frisch bestifteten Wabenzellen vorhanden sind. Nur wenn die frisch gelegten Eier nicht älter als drei Tage sind, können die Bienen eine neue und kräftige Königin heranziehen. Sobald die Brut jedoch älter ist, gelingt ihnen dies nicht mehr und das Volk ist verloren.
Brutwabenableger können von Mitte April bis Ende Julie gebildet werden. Während dieser Zeit sind die besten Voraussetzungen und Rahmenbedingungen zur Nachschaffung von Völkern gegeben.
Warum bildet man überhaupt Ableger?
Das Bilden von Ablegern schafft nicht nur neue Wirtschaftsvölker für das nächste Jahr, sondern reduziert auch den Schwarmtrieb der Bienen. Sie werden daher auch oft Kunstschwärme genannt. Es entsteht wieder genügend Platz im Wirtschaftsvolk und die Bienen haben wieder genug Beschäftigung und verlieren dadurch die Lust das Volk zu trennen und mit der alten Königin einen neuen Bienenstaat zu gründen.
Zur Ablegerbildung wird eine einzige stark mit Bienen besetzte Brutwabe entnommen. Die Wabe muss zu 2/3 verdeckelte Brut und einige wenige Zellen mit jüngster Brut aufweisen. Achtung, aufpassen dass bei der Entnahme der Brutwabe nicht irrtümlich die Königin mit aus dem Volk entnommen wird. Ansonsten bleibt das Wirtschaftsvolk weisellos zurück!
Die so ausgestattete Wabe wird in einen leeren Ablagerkasten eingehängt. Als Position für diese Wabe wird, wie in der Abbildung dargestellt, der Rand in der Zarge gewählt. Daneben folgt ein Rähmchen mit einer Mittelwand und an der dritten Position eine gut ausgestattete Futterwabe. Die Futterwabe stammt entweder aus dem Honigraum eines Wirtschaftsvolks oder eine die nach dem Winter übrig geblieben ist. Die Futterzarge sollte ca. zwei Kilogramm Futter beinhalten. Damit wird für die ersten vier Wochen das Überleben des neuen Bienenvolks sichergestellt. Der restliche Raum kann dann später mit Mittelwänden aufgefüllt werden.
Für den neuen Ableger kann man entweder einen eigenen Ablegerkasten im Zandermaß, eine gewöhnliche Zarge mit Gitterboden oder wie in einen der letzten Beiträge gezeigt eine Zarge mit Trennschied, um darin zwei Völker gleichzeitig aufzuziehen, verwendet.
So kann der Ableger dann bis zu 8 Wochen in der eingeengten Kiste bleiben. Spätestens dann muss er aber mit einem anderen Volk als Ersatz für eine vorhandene Altkönigin zusammengeführt werden oder in eine normale Beute übersiedelt werden. Ansonsten wird er sich selber einen neuen Platz für den Winter suchen und Abschwärmen.
Ich entscheide mich gerne auch öfters mal für den Ablegerkasten, weil er einfach und leicht zu transportieren ist und für die ersten Wochen voll und ganz ausreicht. Nach vier bis sechs Wochen wird der Ablegerkasten ja ohnedies wieder zurück zum Heimatbienenstand verbracht werden, um für eine neuerliche Nachzucht zu dienen oder im Winterlager zu verschwinden. Hervorragend geeignet ist er auch, wenn man Ablegervölker verkauft. Damit kann das Jungvolk in der Kiste leicht und sicher zum neuen Imker transportiert und dort in dessen Beute umgesiedelt werden. Auch ich habe meine Völker ursprünglich so erhalten.
Wichtig bei der Ablegerbildung ist auch, dass Flugloch stark einzuengen. Ein weiselloses Bienenvolk verteidigt sich kaum und das Risiko der Räuberei ist sehr groß. Unter keinen Umständen sollte man mit Flüssigfutter das Volk versorgen. Hier wird die Gefahr der Räuberei nochmals um ein vielfaches größer. Erst nachdem das Volk wieder über eine junge begattete Königin verfügt, beginnt es wieder den Bienenstaat entsprechend zu verteidigen.
Wird eine gewöhnliche Beute mit einer Zarge verwendet, so enge ich das Flugloch mit einem eigenen Fluglochkeil ein, so dass lediglich ein kleines ca 2 bis 3 cm großes Flugloch offen bleibt. Das Flugloch sollte genau an dem Rand der Zarge geöffnet werden, wo auch die Brutwabe eingehängt worden ist. Auf dieser befinden sich immer die meisten Bienen und sie können sich so besser verteidigen.
Aufpassen sollte man auch auf die Temperatur, wann der Ableger gebildet wird. Wenn es in den Nächten noch zu kalt ist oder eine Schlechtwetterphase besteht, dann müssen wesentlich mehr Bienen zugesetzt werden, da die Brut ansonsten nicht richtig gewärmt werden kann. Dies ist vor allem in den ersten Maiwochen während der „Eismänner“ oft noch der Fall.
Warum einen Aufstellungsort außerhalb des Flugradius wählen?
Warum stellt man nun den Ablegerkasten mindestens zwei Kilometer vom Mutterstock entfernt auf? Ganz einfach, damit wird verhindern, dass die Flugbienen nicht gleich zu ihrem Muttervolk zurückkehren und der Ableger nicht geschwächt wird. Der Flugradius von Bienen beträgt rund zwei bis drei Kilometer. Wird der Ableger aus diesem Flugradius verbracht, finden sie nicht mehr zum Muttervolk zurückkehren.
Als Imker sollte man auf alle Fälle über einen zweiten Bienenstand verfügen. Dieser sollte sich eben außerhalb des Flugradius befinden. Damit erleichtert man sich die Jungvolkaufzucht um ein vielfaches und man muss sich nicht jedes Jahr einen neuen Zweitstandort suchen. Das Verbringen von Bienenvölkern zwischen zwei „Heim“-Bienenständen, die auch in Österreich im VIS eingetragen sein müssen, zählt nicht als Bienenwanderung.
Warum entnehme ich nur eine Brutwabe und nicht gleich zwei oder drei?
Ich halte mich an die Empfehlungen von Frau Dr. Pia Aumeier und Dr. Gerhard Liebig. Ein kleines Volk hat einen stärkeren Willen zu überleben und strängt sich mehr an stark in den Winter zu kommen. Selbst Völker die im Juni oder Mitte Julie gebildet werden, schaffen es eine starke Winterstärke zu erlangen.
Weitere Argumente für eine Ablegerbildung aus einer Brutwabe
- Entnimmt man aus Bienenvölkern drei wie oben beschriebene Brutwaben und bildet daraus auch drei Ableger, kommt mindestens eine Königin vom Hochzeitsflug zurück. Bildet man mit diesen drei Brutwaben jedoch einen einzigen Ableger und kehrt diese Königin nicht zurück, ist ein großes Volk verloren. Die kleinen Ableger können jedoch je nach Bedarf mit einander vereinigt werden und im besten Fall erhält man auch drei Völker.
- Kleinere Völker haben wegen der geringeren Anzahl an Brutzellen auch eine geringere Milbenbelastung als große und so sind diese auch wesentlich gesünder.
- Ableger die aus mehreren Brutwaben gebildet werden, neigen wesentlich schneller zum Schwarmtrieb. Die zwei- bis dreifache Menge an Bienen wird nach dem Schlupf der letzten Brut wegen der noch fehlenden Königin arbeitslos und sind unterbeschäftigt. Diese Völker bauen auch gleich zu Beginn wesentlich mehr Nachschaffungszellen und so kommen auch mehr Jungköniginnen gleichzeitig zur Welt. Da kommt es öfters vor, dass das unterbeschäftigte Volk mit der erstbesten begatteten Jungkönigin nach ihrer Rückkehr vom Hochzeitsflug auszieht, um eine neue Bleibe zu suchen.
- Schafft es ein Jungvolk unerwarteter Weise nicht zu einer notwendigen Winterstärke von rund 6000 Bienen, dann besteht noch immer die Möglichkeit zwei schwache Völker miteinander zu vereinigen und die übrige Königin für den Austausch einer alten Königin in einem bestehenden Wirtschaftsvolk zu verwenden.
- Wird aus einem Wirtschaftsvolk lediglich eine einzige Brutwabe entnommen, wirkt sich dies nachweislich kaum auf den Honigertrag des Volks aus.
In neu gebildete Ableger sollte man erst nach Ablauf von vier Wochen hinein schauen, denn während der ersten vier Wochen braucht das Volk keine weitere Betreuung. Mit 2 kg Futter in der Futterwabe kommt das Volk leicht über diese Zeit. Vorsicht ist auf alle Fälle unmittelbar nach dem Schlupf der Königin geboten. Schaut man zu früh in das Volk und ist die Königin bereits geschlüpft, kann es passieren, dass sie während des Eingriffs aus dem Volk auf ihren Hochzeitsflug aufbricht und bei ihrer Rückkehr den Weg zurück in die Beute nicht mehr findet. Danach ist das Volk verloren, da keine neue Königin mehr nachgeschafft werden kann. Es bleibt nur mehr die Möglichkeit das Volk aufzulösen und mit einem anderen zu vereinen.
Wie weiß ich wann die Königin auf ihren Hochzeitsflug aufbricht?
Eine Königin braucht von der Eiablage bis zu ihrem Schlupf insgesamt 16 Tage. Wird das Bruträhmchen aus einem Wirtschaftsvolk entnommen, so befinden sich bereits frisch gelegte Eier in den Brutzellen. Diese können bereits bis zu drei Tage alte sein. Aus dem drei Tage alten Ei schlüpft dann eine Made und nach weiteren fünf Tagen wird aus der Made eine Puppe und die Zelle wird von den Arbeiterinnen verdeckelt. Acht Tage später schlüpft die junge Königin und beißt sich durch den Deckel der Zelle. Das bedeutet die kritische Zeit beginnt ab dem dreizehnten Tag zu laufen. Ab dieser Zeit muss man damit rechnen, dass sich die Königin bereits im Volk aufhält und darauf wartet auf den Hochzeitsflug zu gehen. Einige Tage nach dem Schlupf der Königin ist dies so weit, es muss Windstille und eine Temperatur von mehr als 20 Grad herrschen. Der Hochzeitsflug dauert rund 20 bis 30 Minuten.
Zusammenfassung
- Flugloch stark einengen, da die Gefahr der Räuberei besteht.
- Nicht flüssig füttern, erst nach den vier Wochen, wenn beigegebene Futterwabe aufgebraucht ist.
- Die Brutwabe am Zargenrand einhängen wo sich auch das Flugloch befindet. Dann sitzen dort auch immer die Bienen.
- Nach vier Wochen die erste Nachschau halten. Bis dort hin sollte eine junge Königin entstanden sein.