Auswahl der richtigen Honigschleuder

Nachdem ich gesehen habe, dass beide aufgesetzten Honigräume womöglich doch von den Bienen gefüllt und verdeckelt werden, stellt sich mir die Frage: Was mache ich nun mit den zwölf bis fünfzehn vollen Honigrähmchen? Eigentlich war ich darauf nicht vorbereitet und es sollte mit der zweiten Zarge nur ein Experiment werden. Ich wollte sehen ob die Bienen den Honigraum annehmen oder das Brutnest nach oben verlegen. Die Völker haben sich aber so stark entwickelt, dass sie tatsächlich begonnen haben Honig in großen Mengen einzutragen.

Es gibt für mich nun zwei Möglichkeiten: Ich verwende die Honigwaben zur Winterfütterung und teile sie gleichmäßig auf alle vier Beuten auf oder ich beschäftige mich ernsthaft mit der Honigernte und der Anschaffung einer Honigschleuder. Schont der erste Gedanke das Budget, indem ich weniger Winterfutter kaufen muss, so verursacht der zweite nicht unerhebliche Kosten. Aber träumt nicht jeder Jungimker vom ersten selber gewonnenen Honig? Eine schwierige Entscheidung die es zu treffen gilt.

Ich beschäftige mich also mit dem Thema Honigernte und was man alles dabei beachten muss und auch dazu benötigt. Schnell stellen sich da einige Fragen. Welches Werkzeug ist für die Honigernte geeignet? Was benötigt man genau dazu? Welche Hilfsmittel machen Sinn und was brauche ich unbedingt! Ich habe dazu schon sehr viel gelesen und möchte das Thema nun ernsthaft angehen. Danach werde ich abwägen ob es in diesem Jahr eigenen Honig gibt und es überhaupt ein Thema werden wird.

Auf was sollte man achten beim Kauf einer Honigschleuder?

Die Frage der Gewinnungsart, ob schleudern oder pressen, ist für mich schnell geklärt. Da ich zukünftig nur hochwertige Produkte herstellen möchte, man ist ja Lebensmittelproduzent als Imker, kommt Pressen für mich nicht in Frage. Dabei gelangen zu viele Verunreinigungen in den Honig und dabei entsteht nur ein minderwertigeres Produkt.

Stellt sich als nächstes die Frage: Wie groß soll die Honigschleuder sein und komme ich aufgrund des Durchmessers auch einfach durch jede Tür, ohne sie gleich zerlegen zu müssen?

Eine durchschnittliche Wohnungstür hat ca 80cm Durchgangslichte. Die Schleuder sollte somit auch mit angeschraubten Stellbeinen ohne den Stock zu zerkratzen durch die Tür passen.

Als nächstes mache ich mir darüber Gedanken, ob man selber kurbelt oder bereits eine Schleuder kauft, die elektrisch angetrieben wird. Hat man nur vier oder fünf Beuten und imkert man im Zandermaß, so fallen für jede der beiden zu erwartenden Honigernten rund 40 bis 50 Rähmchen an. Für diese doch noch überschaubare Menge macht es durchaus noch Sinn manuell zu schleudern. Spielt man jedoch mit dem Gedanken die Völker auf zehn bis fünfzehn zu erhöhen, kann es schon mal mühsam werden selber Hand an zu legen. Bei der Honigernte ist ja als körperliche Betätigung nicht nur das Kurbeln an der Tagesordnung, nein sondern auch das Entdeckeln oder das Wabenwenden in der Schleuder und schnell wird daraus ein mühsamer Kraftakt. Startet man aus Kostengründen nicht sofort mit einer elektrischen Schleuder, so sollte man tunlichst darauf achten, ob sich diese später auch noch nachrüsten lässt.

Ich habe zuvor ja bereits kurz das Thema angesprochen, aber was bedeutet genau „Wabenwenden“ im Zusammenhang mit den Honigschleudern? Dazu muss man etwas ausholen und sich mit dem Typ der unterschiedlichen Honigschleudern auseinandersetzen.

Sieht man sich die unterschiedlichen Angebote im Internet an, stößt man auf die Begriffe Tangential- oder Radialschleuder. Dabei handelt es sich um die Art wie die Rähmchen im Korb der Schleuder angeordnet werden. Werden bei der Radialschleuder die Rähmchen in Form eines Sterns zur Mittelachse in den Korb gehängt, so erfolgt die Anordnung bei der Tangentialschleuder mit einer Wabenseite nach Außen zeigend. Die Zentrifugalkraft bewirkt nun, dass der Honig aus den Zellen hinausgeschleudert wird. Bei der Radialschleuder wird der Honig mehr oder weniger gegen die seitliche Zellenwand gedrückt und durch die Drehrichtung kann er dann gegen die Kesselwand „spritzen“ um dort nach unten zu fließen. Bei dieser Art der Schleuder können wesentlich mehr Rähmchen eingesetzt werden, durch die Art der Konstruktion kosten aber derartige Systeme doch einiges mehr. Der Vorteil liegt jedoch auch in der Handhabung. Rähmchen brauchen nicht gewendet werden.

Unterschiedliche Arten von Honigschleudersystemen

Bei der Tangentialschleuder, siehe auch dazu die Grafiken, werden die Waben im rechten Winkel zur Honigflugbahn bzw. zur Mittelachse der Schleuder angeordnet. Dadurch kann der Honig durch die Zentrifugalkraft ungehindert nach Außen die Zelle verlassen und an der Schleuderinnenseite wieder in Richtung Ablasshahn fließen. Der Nachteil dabei ist, dass der Honig auf der Rückseite der Wabe gegen die Mittelwand, also von der Öffnung der Wabe abgewendeten Seite, gepresst wird. Schnell kann durch die Fliehkräfte des Honigs der Druck so hoch werden, dass die Wabe bricht. Behelfen kann man sich durch mehrmaliges Wenden der Rähmchen. Man beginnt mit geringer Drehzahl auf einer Seite um mit weniger Druck den Honig auszuschleudern, wendet anschließend das Rähmchen, schleudert auf der zweiten Seite den Honig aus und nach neuerlichem Wenden folgt der Rest von der bereits zuvor begonnen Seite. Nun sieht man den Nachteil dieser Rähmchenanordnung. Das Rähmchen muss mindestens vier Mal angegriffen werden, erstmalige Einhängen, Wenden, Zurückwenden und Entnehmen. Der Vorteil ist jedoch, diese Schleudern sind wesentlich kostengünstiger zu bekommen.

Die Dritte und teuerste Variante ist die Selbstwendeschleuder. Bei diesem System wenden sich die Rähmchen durch die Richtungsänderung beim Schleudervorgang von selber.

Für mich steht aufgrund des Kostenrahmens bald fest, dass es eine Tangentialschleuder werden wird. Entscheidet man sich für diesen kostengünstigeren Typ und muss man die Rähmchen selber wenden, sollte man eine Schleuder wählen ohne durchgehende Mittelachse. Damit kann das Wenden im Korb erfolgen und es muss nicht immer dabei aus der Schleuder gehoben werden.

Hat man nun den Honig aus den Waben geschleudert, so befindet er sich am Kesselboden und kann über einen Absperrhahn in unterschiedliche Behälter zur Weiterverarbeitung gefüllt werden. Hier sollte man auf die Langlebigkeit der Schleuder achten. Ist der Absperrhahn aus Kunststoff oder Metall. Wurde der Kessel nur genietet oder ist der durchgängig verschweißt? Kann der Hahn eventuell ausgetauscht werden? Viele Eigenschaften die es zu bewerten gilt.

Zu beachten sind auch die Hygienevorschriften. Da spielt auch eine große Rolle die Fragen: Wie lässt sich die Honigschleuder reinigen? Kann die Schleuder einfach zerlegt und gereinigt werden? Ist der Absperrhahn an der tiefsten Stelle des Kesselbodens montiert oder bleibt Honig im Kessel wenn man die Schleuder nicht etwas schief aufstellt.

Aus welchem Material wurde die Schleuder gefertigt. Handelt es sich um Lebensmittelechten Stahl oder Kunststoff? Auch zu beachten wäre die Betriebssicherheit. Schaltet sich die elektrisch betriebene Schleuder automatisch ab, wenn der Spritzschutzdecke geöffnet wird? Hat die Schleuder ein TÜV Zertifikat? Wie sieht es mit der Standsicherheit der Schleuder aus? Hat die Schleuder drei oder vier Stellbeine.

Ihr seht also der Kauf einer Schleuder muss gut überlegt werden und es ist keine einfache Entscheidung, möchte man nicht ein paar Jahre nach dem Kauf den Fehlgriff eingestehen. Es zählt also nicht nur die Klärung der Frage ob die im Betrieb verwendeten Rähmchen in die Schleuder passen?

Ich habe für mich daher ein zusammenfassendes Raster mit den wichtigsten Fragen in Form einer Tabelle erstellt, um damit besser die unterschiedlichsten Produkte bewerten zu können. Gerne stelle ich diesen als Download zur Verfügung.

Bewertungsraster mit den von mir ausgesuchten Honigschleudern

Hier noch einmal die zu stellenden Fragen:

  • Hat die Schleuder die richtige Größe und komme ich damit durch jede Tür?
  • Entscheide ich mich für eine Tangential- oder Radialschleuder?
  • Betreibe ich die Schleuder mit Hand oder elektrisch angetrieben?
  • Rähmchen müssen auf beiden Seiten ausgeschleudert werden. Wendet die Schleuder die Waben selber oder muss ich das Wenden übernehmen? Wenn ja, ist die Schleuder ohne durchgehende Mittelachse und kann somit das Rähmchen im Korb gewendet werden? Jedes Rähmchen zum Wenden aus dem Korb nehmen kostet Zeit und auch Kraft!
  • Ist der Boden nahtlos geschweißt und in Richtung Auslauf geneigt?
  • Hat die Schleuder einen Kunststoff- oder Metallabsperrhahn?
6 Waben Schleuder mit Motorantrieb

Bleibt nur mehr offen für welches Modell werde ich mich entscheiden. Vermutlich wird es diese hier werden. Warum? Weil sie alle meine Anforderungen erfüllt, ich sie bei einem österreichischen Händler beziehe und dadurch die Gewährleistung hoffentlich problemloser, die Lieferung nachhaltig ist und Ersatzteile auch in Zukunft sichergestellt sind. Was haltet Ihr davon? Schreibt mir Eure Kommentare, ich würde mich freuen.

In einem der nächsten Beiträge werde ich mich damit beschäftigen, was man noch so alles zum Honigernten benötigt. Entdeckelungsgabel oder Heißluftföhn, Honigsieb, Rührpropeller usw. …

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