Von Ende April bis Ende Juli ist die wichtigste Aufgabe jedes Imkers danach zu trachten, dass sein Bienenvolk nicht unerwünscht auf Reisen geht und sich um ein neues Quartier umsieht. Es gilt den natürlichen Schwarmtrieb, der in jedem Volk steckt, so weit als möglich zu unterdrücken. Mit dem Abschwärmen eines Volks vermehrt sich in der freien Natur dieses auf natürliche Weise. Da seit mehreren Jahrzehnten jedoch aufgrund der Varroamilbe ein Volk ohne die Imkerin und den Imker selber nicht mehr über einen längeren Zeitraum überleben kann, ist es besonders wichtig dieser Imkerarbeit ein besonderes Augenmerk zu schenken. Ein abgeschwärmtes Bienenvolk bedeutet auch für das verbleibende Restvolk einen Neustart, aber auch für den Imker einen Totalausfall für die Honigernte.
Was fördert den natürlichen Schwarmtrieb eines Volkes?
Bienen wollen beschäftigt werden. Wird es in einer Beute dem Volk zu eng oder finden die Ammenbienen zu wenig Beschäftigung, entscheiden die Arbeiterinnen sich mit der Königin ein neues Quartier zu suchen.
Wie kann es vorkommen, dass sich die Bienen unterbeschäftigt fühlen?
Übersieht die Imkerin oder der Imker, dass ein Volk erweitert gehört, sind schnell alle Mittelwände ausgebaut und auch von der Königin bestiftet. Ausreichend Trachtangebot sorgt dann dafür, dass die freiwerdenden Zellen mit Nektar aufgefüllt werden. Findet die Königin keine freien Zellen mehr für das Bestiften, bedeutet dies das frühe Aus für das Brutgeschäft und die Ammenbienen sind arbeitslos. Der massenhafte Schlupf von Jungbienen im Mai führt dann zusätzlich zur Volksexplosion. Schon ist es geschehen und das Volk ist in Schwarmstimmung, bildet mehrere Schwarmzellen und verlässt die Beute auf der Suche nach einem neuen Bleibe.
Zu welchem Zeitpunkt schwärmen die Bienen ab und verlassen die Beute?
Für die Königin gilt folgende Regel:
„Drei – fünf – acht, die Königin ist gemacht!“
Dr. Gerhard Liebig
Für das entstehen der Königin sind die Ammenbienen verantwortlich. Sie entscheiden ob aus einem durch die Königin befruchtetes Ei eine Arbeiterin oder eine Königin entstehen xoll. Durch die ausschließliche Fütterung mit „Gelee Royal“ (Königinnenfutter) während der ersten acht Tage, wird aus einem befruchteten Ei anstelle einer Arbeiterin eine Königinnenlarve. Durch das hochwertig zugeführte Futter entsteht eine Biene mit voll ausgeprägten Geschlechtsteilen, die ausschließlich Königinnen besitzen. Arbeiterinnen gehören zwar auch dem weiblichen Geschlecht an, verfügen aber über keine Samenblase in der die männlichen Spermien für die Dauer eines Bienenlebens gespeichert werden können.
Die oben zitierte Regel gibt nur für die Schwarmkontrolle den Arbeitsablauf der Imkerin oder des Imkers vor. Wenn also ein Volk schwärmen möchte, stehen dem Imker maximal acht Tage zur Verfügung, um dies zu unterbinden. Acht Tage sind bereits sehr riskant, besser sind sieben Tage für den Intervall der Schwarmkontrolle zu wählen. In diesem Intervall besteht für den Imker die Chance mit der Schwarmkontrolle das Schwärmen eines Volks unter Kontrolle zu bekommen.
Was ist der Unterschied zwischen einer Schwarm- und Nachschaffungszelle?
Schwarmzellen sind das Zeichen, dass ein Volk unterbeschäftigt ist und in geraumer Zeit sich um ein neues Quartier oder einen Arbeitsplatz umsehen möchte. Diese werden in der Regel am unteren Rand einer Wabe gebaut. Es handelt sich um eine von den Arbeiterinnen vorgeplante Aktion. Die Weiselzelle wird errichtet und die Königin bestiftet diese im Anschluss. Derartige Zellen können mit etwas Erfahrung auch relativ einfach durch die Kippkontrolle erkannt werden.
Eine Nachschaffungszelle sieht genauso aus wie eine Schwarmzelle, wird jedoch meist mitten auf der Brutwabe errichtet. Warum dies so ist, ist relativ schnell erklärt. Eine Nachschaffungszelle wird dann errichtet, wenn Arbeiterinnen merken, dass die Königin verloren gegangen ist oder wenn sie mit dieser nicht mehr zufrieden sind. Mögliche Ursachen dafür kann ihre Alter oder auch eine schwache Legeleistung sein. In diesen Fällen beschließen sie kurzfristig und ungeplant aus einem oder mehreren bereits bestifteten Zelle eine neue Königin heranzuziehen. Dabei darf das von der Königin gelegte Ei nicht älter als drei Tage sein. Da in diesem Fall die Königin nicht eine bereits vorbereitete Weiselzelle bestiftet, sondern aus einer bereits bestifteten Wabenzelle eine Weiselzelle aufgebaut wird, können sie nicht mehr den genauen Ort der für diese festlegen. Somit verbleibt ihnen nur mehr die Möglichkeit eine der bereits bestifteten Zellen auf der Brutwabe für die Nachzucht auszuwählen. Diese wird daher in der Regel im mittleren Bereich des Brutnestes liegen.
Daher heißen Weiselzellen in der Mitte des Brutnests auch Nachschaffungszellen und jene Zellen die am unteren Rand einer Wabe aufgebaut werden Schwarmzellen. Dies zu verstehen bestimmt auch das weitere Verhalten der Imkerin und des Imkers. Ansonsten gibt es weder an der Größe noch an deren Form einen Unterschied zwischen den beiden Zellenarten zu erkennen.
Sind Nachschaffungszellen und Schwarmzellen unterschiedlich zu behandeln?
Es ist nicht ganz unwichtig für die Imkerin und den Imker den Unterschied derartiger Weiselzellen zu erkennen, denn die Ausgangssituation ist für beide Arten unterschiedlich. Verfügt bei einer Schwarmzelle das Volk noch über eine Königin, so ist im Fall einer Nachschaffungszelle diese bereits verendet oder verloren gegangen.
Nachschaffungszellen führen in der Regel zu keinem abschwärmen eines Bienenvolks, sofern die Königin eines natürlichen Todes gestorben ist oder das Bienenvolk selber entschieden hat sich von der Königin wegen ihres Alters zu trennen. Für diesen Fall gibt es ja noch keinen Grund zu schwärmen bzw. gibt es gar keine Königin mit der das Volk die Beute verlassen könnte.
Anders sieht jedoch die Situation aus, wenn die Ursache der fehlenden Königin bei der Imkerin oder dem Imker liegt. Hat der oder die Imkerin im Zuge der Völkerdurchsicht die Königin irrtümlich getötet und ist ihr oder ihm dies nicht aufgefallen, so wird dieser oder diese spätestens bei der nächsten Schwarmkontrolle in sieben Tagen die Weiselzellen finden. Wird nur eine Kippkontrolle durchgeführt, können diese dabei durchaus übersehen werden.
In solch einem Fall wäre es jedoch nun an großer Bedeutung den Unterschied zu erkennt. Wird er nicht erkannt oder mit einer Schwarmzelle verwechselt, so werden diese meist zerstört (gebrochen). In diesem Fall wird in der Regel das Volk neuerlich weisellos und muss aufgelöst oder mit einem anderen Volk vereint werden. Die Bienen sind aufgrund fehlenden geeigneten Brut für eine neuerliche Neuschaffung nicht mehr in der Lage eine weitere Köngin nachzuziehen. Es besteht dann nur noch der Rettungsversuch durch zusetzen frisch bestifteter Bruträhmchen aus einem anderen Volk oder das Nachkaufen einer Königin.
Warum sich das Volk aus dieser Situation selber nicht mehr retten kann, liegt klar auf der Hand. Eine neue Königin kann nur aus maximal drei Tage alten frisch bestifteten Zellen nachgeschaffen werden. Da diese Frist vom Verlust der Königin bis zum Erkennen meist schon überschritten ist, existiert eine derartige Brut im Volk nicht mehr. Hier ist unweigerlich der Eingriff der Imkerin oder des Imkers notwendig, um das Volk zu retten. Wird nicht eingegriffen wird das Volk drohnenbrütig und muss aufgelöst werden.
Eine Nachschaffungszelle bedeutet jedoch nicht automatisch, dass das Volk nicht dennoch mit einer der ersten geschlüpften Königin doch abschwärmen möchte. Warum? War das Volk wegen bekannter Gründe schon vorher in Schwarmstimmung und ging die Königin wegen der Unachtsamkeit durch die Imkerin oder den Imker während der planmäßigen Schwarmkontrolle verloren, wird durch den Bau von Nachschaffungszellen der Schwarmdruck nicht aus dem Volk genommen, sondern in der Regel dadurch noch erhöht. Zu den Ammenbienen zählen nur die Jungbienen und derer gibt es in starken Wirtschaftsvölkern sehr viele. Durch das Fehlen der Königin wird jedoch mit jedem Tag die Brutbetreuung weniger aufwendig und somit auch die Ammenbienen immer mehr arbeitslos. Dadurch erhöht sich indirekt der Schwarmtrieb im Volk. Hier liegt es an der Erfahrung der Imkerin oder des Imkers die richtige Entscheidung zu treffen.
Umgekehrt ist es jedoch von Bedeutung auch die Schwarmzellen zu erkennen. Wird eine Schwarmzelle übersehen, schwärmt das Volk unweigerlich ab und die Honigernte ist für diese Saison verloren. Das Volk wird es nicht mehr vor Trachtende schaffen genügend Bienen nachzuziehen, um noch eine Honigernte zu ermöglichen.
Welche Möglichkeiten gibt es nun mit den einzelnen Situation umzugehen?
Fall 1: Volk ist in Schwarmstimmung und Schwarmzellen werden gefunden
Stellt die oder der Imker fest, dass ein Volk in Schwarmstimmung ist, so müssen auf alle Fälle die Schwarmzellen gebrochen werden. Wird eine übersehen, verlässt ein paar Tage danach das Bienenvolk die Beute und das Wirtschaftsvolk wird geschwächt.
Das Brechen der Schwarmzelle ist jedoch nicht die einzige Maßnahme, die es gilt zu treffen. Parallel dazu muss auch dafür gesorgt werden, dass der Schwarmdruck aus dem Volk genommen wird. Das bedeutet, das Volk muss beschäftigt werden. Zum einen kann dies erfolgen durch die Entnahme von Brutwaben für die Bildung von Ablegervölkern und zum anderen durch regelmäßiges schneiden von Drohnenrähmchen. Beide Methoden gemeinsamen schaffen für das Volk die notwendige Beschäftigung und der Schwarmtrieb nimmt. Zusätzlich haben jedoch auch beide Methoden große Vorteile für die Imkerei. Mit der Ablegerbildung entstehen neue künstliche Völker und durch die Entnahme der Drohnenbrut wird eine natürliche Varroabehandlung durchgeführt.
Fall 2: Im Volk wird eine Nachschaffungszelle gefunden
Im Fall von Nachschaffungszellen wird es etwas komplizierter. Zuerst muss die oder der Imker die Ursache für die Nachschaffungszelle finden. Hier ist die Frage zu klären, wurde die Königin irrtümlich im Zuge der Durchsicht getötet oder handelt es sich um eine „stille Umweiselung“, die durch das Volk selber eingeleitet wurde. Im letzteren Fall kann man sich beruhigt zurück lehnen und den Dingen ihren lauf lassen.
Ist das Volk jedoch besonders stark und existieren auch umfangreiche verdeckelte Brutwaben, so müssen zusätzliche Maßnahmen getroffen werden. Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten mit der Situation umzugehen:
1.) Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass Völker die Nachschaffen nicht schwärmen werden. Dies gilt aber nur dann, wenn nicht für das Königinnensterben der oder die Imkerin selber Schuld ist. Hat man lediglich die Kippkontrolle zur Schwarmkontrolle angewendet, stehen die Chancen gut, dass es sich um eine stille Umweiselung durch das Volk selber handelt und kein Schwarm abgehen wird. Ist man sich bei der Ursache nicht sicher, so besteht für diesen Fall die Möglichkeit das Volk je vorhandene Weiselzelle in einen eigenen Ableger aufzuteilen.
Der Vorteil, man erhält so eine Reihe neuer Völker ohne besonderen Aufwand zu treiben. Der Nachteil, das Volk wird in dieser Saison keinen Honig mehr liefern.
Eine weitere Möglichkeit für eine Nachschaffungszelle besteht, wenn der Schwarm bereits abgegangen, jedoch zur Beute zurück gekehrt ist. Oft geht in einem solchen Fall die Königin wegen eines beschädigten Flügels oder mangelnder Flugkünste vor der Beute im Gras verloren. Da das Volk keine Königin mehr hat, kehrt es in die Beute zurück. Auch für diesen Fall ist ein Schwärmen des Volks eher unwahrscheinlich. Leider kann man dies selber nicht immer feststellen, sofern man nicht den Schwarm gesehen oder selber die Flügel der Königin gestutzt hat. Letzteres lehne ich jedoch strikt ab.
2.) Es werden alle Nachschaffungszellen gebrochen bis auf eine. Diese Methode birgt jedoch große Gefahren. Wird eine Zelle vergessen, schwärmt das Volk dennoch. Wird beim Ziehen der Wabe die letzte Nachschaffungszelle beschädigt oder verstirbt diese Larve wegen zu großer Erschütterungen im Zuge der Manipulation im Volk, ist das Volk ebenfalls weisellos und wieder muss der Imker nach einer geeigneten Lösung (neue Königin oder andere Brutwabe einhängen) suchen. Daher sollte diese Methode mit Vorsicht und nur von sehr erfahrenen Imkern angewendet werden.
3.) Man belässt das Volk so wie es ist und überlässt es den Bienen zu entscheiden wie es weiter geht. Um vielleicht einen allfälligen Schwarmdruck aus dem Volk zu nehmen, kann zusätzlich ein Ableger entnommen werden. Damit ist man auf der etwas sicheren Seite. Eine Garantie dafür gibt es jedoch nicht.
Die sicherste Methode dieser drei Varianten ist immer noch die erste. Das Volk wird in mehrere Ableger aufgeteilt und die so neu gebildeten Ableger werden am Ende der Saison mit schwächeren Völkern vereint oder dienen zum Ersatz für Altköniginnen.
Wie erkenne ich Spielnäpfchen?
Spielnäpfchen sind kugelförmige Zellen, die auf den normalen Waben aufgebaut werden. Ihre Öffnung zeigt immer in Richtung Boden, also nach unten. Verfällt das Volk in den Schwarmtrieb, bestiftet die Königin das Spielnäpfchen und die Arbeiterinnen bauen das Spielnäpfchen zu einer Schwarmzelle um. Spielnäpfchen erkennt man am wulstigen Rand, welche die Bienen schon mal aus ihrem reinen Bautrieb heraus anfertigen. Liegt kein Schwarmtrieb vor, bauen die Bienen auch die Spielnäpfchen wieder ab.
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