Waben entdeckeln mit heißer Luft

Bevor man die Honigwaben ausschleudern kann, müssen die verdeckelten Zellen geöffnet werden. Dies kann sowohl mit einer sogenannten Entdeckelungsgabel oder mit heißer Luft erfolgen. Da ersteres doch sehr zeitintensiv ist, habe ich mich für den Heißluftfön entschieden.

Zwischen den Wachsdeckeln und dem Honig von geernteten Honigwaben befindet sich ein kleiner Luftpolster. Dies macht das Abschmelzen des Zelldeckels mit heißer Luft möglich. Mit elektrisch erzeugte Heißluft die mehr als 600° Celsius erreichen muss, platzen diese Wachsdeckel auf und werden zu kleinen Kugeln oder Plättchen, die größtenteils mit den Zellrändern der Waben verbunden bleiben. Die Honigzellen können so in Sekunden geöffnet werden, ohne dass die Wabe mechanisch belastet wird. Dies ist aber nur möglich bei hellen, unbebrüteten Waben oder Naturwabenbau. Entdecklungswachs fällt nur sehr wenig an und muss auch nicht verarbeitet werden. Der gesamte Honig landet so in der Schleuder.

Vorteile:
• sehr schnell (5 Sekunden pro Wabenseite)
• arbeitet perfekt bei hellen Wachsdeckeln
• keine mechanische Belastung der Waben
• der Honig läuft nicht aus den Zellen
• Entdecklungswachs geht zurück in die Völker
• 100% des Honigs ist in der Schleuder
• der Arbeitsgang Entdecklungswachs entfällt
• keine Wärmeschädigung des Honigs
• sehr preisgünstiges Verfahren

Nachteil:
• benötigtes Entdeckelungswachs fällt nur in geringen Mengen an
• beim Aufplatzen des Luftpolsters spritzen geringe Mengen Wachs davon und verschmutzt die Arbeitsoberfläche (muss man abdecken)
• beschädigte oder eingedrückte Zelldeckel werden nicht geöffnet und es muss nachgearbeitet werden
• Gefahr der Erhitzung bei unsachgemäßer Anwendung

Wichtig bei dem Verfahren ist lediglich, dass sehr rasch mit dem Luftstrom über die Wabenoberfläche gestrichen werden muss. Der Honig selber darf bei diesem Verfahren nicht erhitzt werden. Bei der Erhitzung des Honigs baut sich der Zucker zu HMF ab. Dieses HMF (Hydroxymethylfurfural) ist in hohen Konzentrationen für die Honigbiene und deren Larven nicht verdaulich und wirkt für Bienen giftig. Daher darf der Imker Honig zur Einfütterung auch nicht erhitzen, um ihn z.B. von Krankheitskeimen zu befreien. Auch Resthonig auf den Waben der zu stark erhitzt wurde, zählt dazu. Die Studie „Effect of hydroxymethylfurfural (HMF) on mortality of artificially reared honey bee larvae (Apis mellifera carnica)“ von Sophie Krainer, Robert Brodschneider, Jutta Vollmann, Karl Crailsheim, Ulrike Riessberger-Gallé zu diesem Thema ist in der wissenschaftlichen Zeitschrift Ecotoxicology erschienen.

HMF ist aber für den Menschen völlig unproblematisch. Dennoch darf der HMF-Wert 40 ppm (mg/kg) laut Honigverordnung in Österreich nicht überschritten werden. Laut Gütesiegel darf er 15mg/kg (im Verkauf) nicht überschreiten.

Natürlich verliert Honig durch Erwärmung schnell seine gesundheitsfördernden Inhaltsstoffe wie die Enzyme. Honig sollte daher vornehmlich ohne Erwärmung gegessen werden. Beim Kochen und Backen gehen die Enzyme verloren, doch ist Honig auch hier immer noch wertvoller als reiner Haushaltszucker, da er neben den Enzymen noch weitere gesundheitsfördernde Stoffe enthält.

In heißer Milch oder zum Süßen in Tee oder Kaffee sollte auch vermehrt zu Honig gegriffen werden. Allerdings sollte er erst kurz vor dem Verzehr eingerührt und auf keinen Fall mitgekocht werden. So bleiben die gesunden Inhaltsstoffe noch relativ lang erhalten.

Beim Entdeckeln mit heißer Luft führt man den Fön gleichmäßig von einer Seite zur anderen, wobei man bei der ersten Bahn etwas langsamer beginnt und danach zügig in mehreren Bahnen den Vorgang rasch zu Ende führt.

Entdeckeln mit dem Heißluftfön

Zellen die beschädigt oder eingedrückt sind, müssen mit der Entdeckelungsgabel nachgearbeitet werden. Nachdem die Wabe gewendet wurde und auch die zweite Seite geöffnet ist, kann sie direkt in die Schleuder wandern oder wird auf der dafür vorgesehenen Wabenablage zwischengeparkt. Mit dieser Methode kann in relativ kurzer Zeit eine große Anzahl an Honigwaben entdeckelt werden.

Beachten bei dieser Technik sollte man auch, dass ein Heißluftfön verwende wird, der auch mehr als 600° Celsius erreichen kann. Ein gewöhnlicher Haar Fön ist für diesen Zweck ungeeignet. Ich selber habe mir für diese Zwecke die Steinel Heißluftpistole HL 2020 E gekauft. Diese Heißluftpistole ist mit einer Digitalanzeige zur Temperatureinstellung ausgestattet und verfügt über eine Abstellmöglichkeit. So braucht der Fön nicht zwischen jeder Wabe aus und wieder eingeschaltet werden und hält so konstant die Temperatur. Der Preis liegt je nach Ausführung (mit oder ohne Transportkoffer) zwischen 60.- € und 80,- €. Natürlich ist auch jede andere Marke gut geeignet, sofern derart hohe Temperaturen erreicht werden können.


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