Viele Fragen werden oft zum Thema „Behandlung mit Ameisensäure“ gestellt. Ich möchte mit diesem Artikel etwas Klarheit in dieses Kapitel bringen.
Damit mit Ameisensäure auch ein hoher Erfolg erzielt werden kann, muss in einer gewissen Zeit eine bestimmte Menge an Ameisensäure zur Verdunstung gebracht werden. Dabei ist die Verdunstungsleistung von der Außentemperatur, der Position der Beuten, ob Schatten oder pralle Sonne und der eigentlichen Dochtgröße (Verdunstereinheit) abhängig. Die Verdunstungsmenge richtet sich dabei nach der Volksstärke und es gilt auch die Konzentration der Ameisensäure zu berücksichtigen. Ist in Deutschland nur 60%ige AS zugelassen, kann in Österreich auch die 85%ige verwendet werden.
Für eine erfolgreiche Behandlung von 2-Zargen-Völkern sollte es tagsüber deutlich wärmer als 20° C werden, jedoch bei sehr hohen Tagestemperaturen (>30 ° C) muss die Dochtfläche verkleinert werden. Dies gilt auch für 1-Zargen-Völker. Auch bei diesen wird in der Regel eine kleinere Dochtgröße als bei 2-Zargen-Völker eingesetzt.
Ameisensäure sollte auch niemals gekühlt eingesetzt werden! Abgefüllt im Dispenser dehnt sich die gekühlte Flüssigkeit in der Flasche durch die plötzliche Stockwärme stark aus und der Docht kann diese nicht mehr aufnehmen. Die Säure tropft oder fließt über die Rähmchen und verursacht im Volk entsprechende Schäden. Oft endet die Kombination Hitze mit kleinem Docht und gekühlter Ameisensäure in einer Katastrophe.
Derartige Überdosierungen treten auch sehr oft bei „Schockbehandlungen“ auf. Dazu zählt zum Beispiel die Schwammtuchbehandlung oder auch die Behandlung mit dem „Universalverdunster“, bei der die AS zu Beginn schlagartig verdunstet und damit meist auch zu viel auf einmal verdunstet. Die Bienen brausen auf, geraten in Panik und versuchen den Säuredämpfen auszuweichen. In vielen Fällen verlassen sie dabei die Brut und ziehen auch (vorübergehend) aus der Beute aus. In großen Trauben hängen sie dann außen an der Beute. Die Brut bleibt ungeschützt zurück und die Folgen sind nicht nur sterbende Milben, sondern auch verändernde offene Brut und während der Behandlung schlüpfende Bienen. Diagnostizieren kann man dass später anhand des Totenfalls am Gitterboden oder auch am Flugloch.
Bei der Schockbehandlung muss der Beutentyp genauso wie die Volksstärke und auch die Witterung beachtet werden. Die „Schockwirkung kann reduziert werden, indem man die AS verdünnt oder niedriger dosiert. Dabei kann es jedoch leicht zu Unterdosierungen kommen. Wer jetzt glaubt durch mehrfache Wiederholung der Behandlung das Problem zu lösen, liegt falsch, denn viele schlechte Behandlungen machen daraus noch lange keine gute.
Wesentlich besser geeignet zur Behandlung mit Ameisensäure sind sogenannte „Vakuumverdunster“, mit denen ein höherer Wirkungsgrad erzielt werden kann. Ähnlich wie bei einer Tiertränke gelangt nur soviel Flüssigkeit aus der auf den Kopf gestellten Flasche, wie auch abgenommen wird, also auch verdunsten kann. Der dabei entstehende Unterdruck in der Flasche verhindert dabei das Auslaufen der Flüssigkeit.
Zu den Vakuumverdunstern zählen unter anderem der „Nassenheider vertikal“, der „Nassenheider horizontal“ und der „Nassenheider professional“ sowie die Medizinflasche mit Tropfauslauf, die entweder mit oder ohne Teller existiert. Die Medizinflasche als Vakuumverdunster kann variabel eingesetzt werden, entweder als Kurzzeitbehandlung, in Form eines Tellerverdunster (TV) oder als Langzeitbehandlung in Form von Medizinflaschen ohne Teller (MoT).
Für die TV kurz-Behandlung wird die Flasche bei 2-Zargen-Völkern mit 100 ml und bei 1-Zargen-Völkern mit 50 ml 85%iger Ameisensäure gefüllt. Bei sommerlichen Temperaturen ist die Flasche nach 3-4 Tagen geleert. Der Wirkungsgrad liegt dann in der Regel deutlich über 90%. Bei der MoT-Behandlung wird auf den Teller verzichtet. Der Docht wird auf das Bienenvolk gelegt und auf ihn der gebohrte Holzklotz als Flaschenhalter gestellt. Auf den Docht wird die Medizinflasche gestülpt. Die Ameisensäure tropft beständig aus der Flasche und breitet sich im Docht langsam aus. Wenn als Docht eine 2 mm dünne Weichfaserplatte verwendet wird, ist die mit 50 ml Ameisensäure gefüllte Flasche nach etwa 3 Stunden leer. Der Docht ist dann feucht. Nach etwa 1 Tag ist die meiste Ameisensäure verdunstet. Eine gute Wirkung wird nur erreicht, wenn es in den ersten Stunden nach Behandlungsbeginn wärmer als 15° C ist. Deshalb sollte die MoT- Behandlung bevorzugt am frühen Vormittag durchgeführt werden. (Quelle: Uni Hohenheim)
Vakuumverdunster werden ausschließlich von oben in einer Leerzarge eingesetzt. Eine „Mit-Teller-Variante“ ist der in der Schweiz hergestellte „Liebig-Dispenser“. Er ist sehr einfach in der Anwendung und die Verdunstung der Ameisensäure kann dabei über die Dochtgröße genau gesteuert werden.
Die Entwicklungsgeschichte des „Nassenheiders“ von „vertikal“ über „horizontal“ zu „professional“ zeigt, dass auch hier der Hersteller die Erkenntnis gewonnen hat, dass die Behandlung von oben besser wirkt als die Behandlung von der Seite anstelle eines Rähmchen, das an den Rand des Brutnestes gehängt wird.
Alle Vakuumverdunster sind für AS 60% oder auch mit AS 85% zugelassen. 2014 wurde in Österreich AS 85% unter der Bezeichnung „AMO Varroxal 85%“ zugelassen. Die Abgabe erfolgt dort rezeptfrei über Apotheken, Drogerien und den Imkereifachhandel.
Da Ameisensäure auch in die verdeckelte Brut hinein wirkt, werden auch dort die Milben getötet. Deswegen genügt eine Kurzzeitbehandlung von wenigen Tagen. Eine wochenlangen Dauerbehandlung führt dazu, dass die Königin leicht aus der Eilage geht. Die Folge sind weniger Bienen die jedoch für starke Überwinterungsvölker notwendig sind.
Den Erfolg der Behandlung erkennt man erst wenn die Brut schlüpft und damit auch die getötete Milbe aus der Zeller ausgeräumt wird. Der durch eine 1-3 Tage dauernde Ameisensäurebehandlung ausgelöste Milbenfall hält nach Abschluss der Behandlung fast 14 Tage an. Erst danach stellt sich wieder natürlicher Milbenfall ein.
Dieser Umstand muss beachtet werden, wenn die Kontrolle des Behandlungserfolges über die Gemülldiagnose erfolgt. Dabei wird der natürliche Milbenfall vor der Behandlung mit dem natürlichen Milbenfall nach der Behandlung verglichen.
Wer sich nun fragt, wo ich diese Erkenntnisse her habe wird fündig bei der Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim und dem Institut für Bienenkunde in Celle (Dr. Peter Rosenkranz, Dr. Otto Boecking, Dr. Gerhard Liebig und Dr. Pia Aumeier). Wie ich bereits im letzten Beitrag beschrieben habe, bevorzuge ich den Liebig Dispenser. Er ist für mich in der praktischen Anwendung als auch in der Wirkung jener mit dem ich die besten Erfolge erzielen konnte.
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