Neue Fragen und Antworten zur Winterbehandlung

Ich verfolge immer wieder die Blogbeiträge von Dr. Pia Aumeier und Dr. Gerhard Liebig. Toll ist auch deren YouTube Kanal „Live von Pias Bienenstand“. Dort werden nicht einfach gedrehte Videos hochgeladen sondern alle Beiträge live gestreamt und Zuseher können im Chat und Livestream direkt an Frau Dr. Pia Aumeier Fragen stellen worauf diese wissenschaftlich fundierte Antworten liefert und auch live belegt warum und wieso das so zu beantworten war. Ich kann diesen Kanal nur empfehlen, egal welches Beutensystem ihr auch immer selber verwendet.

Der Kanal ist während des COVID Lockdown entstanden in Ermangelung der Möglichkeit Präsenzunterricht abhalten zu können. Obwohl jetzt wieder Präsenzunterricht möglich ist, werden die Livestreams oft auch mit Livepublikum weiter beibehalten.

Hier möchte ich nicht nur für mich selber sehr wichtige und interessante Fragen inklusive Antworten auflisten.

Wie viel Oxalsäure verwendet man für die Winterbehandlung (Träufeln)?
Für jedes Wirtschaftsvolk dürfen maximal 50ml Oxalsäure geträufelt werden. Das bedeutet für jede Wabengassen rund 10 ml. Bienen vertragen das Träufeln nicht besonders gut und es holte daher bei schwächeren Völkern auch nicht die ganze Menge verwendet werden. Das bedeutet bei vier besetzten Wabengasse sind es maximal 40 ml.

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Wie lange dauert es nach der Oxalsäurebehandlung, dass der natürliche Milbentotenfall wieder einsetzt?
Die richtige Antwort lautet nach ca 3 Wochen! Bei der Behandlung mit Ameisensäure wirkt dies ja in die verdeckelte Brut hinein und tötet die Milben darin ab. Da die abgetötete Milbe erst nach dem Schlüpfen der Biene beim Öffnen des Zelldeckels aus der Zelle von den Bienen ausgeräumt wird und auf die Diagnosewindel fällt, könnte die bei der Oxalsäurebehandlung auf den Bienen aufsitzende Milbe ja sofort abfallen. Dies tut sie jedoch nicht und es konnte bis heute noch nicht erforscht werden, warum das so ist. Die Milbe stirbt eigentlich einen langsamen Tot und dies kann bis zu drei Wochen dauern.  Zum Gegensatz zur Ameisensäure stirbt die Milbe unmittelbar nach dem Kontakt mit ihr. Es dauert aber danach bis zu 12 Tage, bis alle verdeckelten Bienenzellen geöffnet und ausgeräumt wurden.

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Wie lange darf man ein Volk noch gegen die Varroamilbe behandeln?
Grundsätzlich sollte bis zum 31.12. des Jahres jede Behandlung von Bienenvölkern abgeschlossen sein. Kann diese Frist nicht eingehalten werden, so darf von diesem Völkern kein Honig geerntet werden. In Österreich ist eine Behandlung bis 31. Januar zulässig. In Deutschland sieht das Gesetz eine Behandlungsende mit 31.12. vor. Wie lange Behandlungsmethoden zugelassen sind muss daher jeder in seinem Land / Bundesland / seiner Region selber vor jeder Behandlung in Erfahrung bringen.

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Ist es sinnvoll auch eine Diagnose durchzuführen während der natürliche Totenfall noch nicht wieder eingesetzt hat?
Man darf auch die Milben in der Zeit unmittelbar nach der Oxalsäurebehandlung auch wenn der natürliche Totenfall noch nicht wieder eingesetzt hat zählen. Damit wird jedoch nur der Erfolg der Behandlung ermittelt. Erst nach dem Eintritt des natürlichen Totfalls kann wieder festgestellt werden wie stark der Befallsgrad im Volk danach ist. Auf keinen Fall darf kein zweites Mal Oxalsäurebehandlung durch Träufeln vorgenommen werden. Die Träufelmethode ist jene Behandlungsmethode, die die Bienen am wenigsten vertragen. Eine zweite Behandlung würde das Volk zu stark schädigen und es zu sehr gefährden. Es reicht eine Behandlung. Es ist nicht schlimm wenn die anschließende Diagnose 5 oder 10 Milben im Volk ergibt. Das Volk wird es erfolgreich durch den Winter ins Frühjahr schaffen.

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Wie lange sollte eine Diagnosewindel zur Diagnose des natürlichen Milbentotenfalls eingeschoben bleiben?
Zur Diagnose des aktuellen Milbentotenfalls kann man jetzt die Windel rund eine Woche einschieben. Das bringt um diese Jahreszeit auch ein gutes Ergebnis, da es jetzt keine Ameisen gibt. Aber Achtung: Vorher unbedingt schauen ob nicht zu viele verendete Bienen auf dem Gitterboden liegen. Ansonsten bleibt der Milbentotenfall auf den toten Bienen liegen und es verfälscht das Ergebnis. In der warmen Jahreszeit, sollte die Windel zu Diagnosezwecken nur bis zu drei Tage eingeschoben bleiben. Ameisen finden schnell heraus wo es etwas zu holen gibt und beeinflussen damit schnell das Ergebnis.

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Was versteht man unter dem normalen Milbentotenfall?
Unter dem normalen Milbentotenfall versteht man jene Anzahl von Varroamilben die aufgrund ihres natürlichen Ablebens ohne Einwirkung von Säuren oder sonstigen Behandlungsmethoden im Bienenvolk absterben und durch den Gitterboden aus der Beute hinausfallen. Zur Diagnose wird die im Gitterboden eingeschobene sogenannte Diagnosewindel, eine meist aus Kunststoff bestehende helle Platte verwendet, auf der durch Zählen die Anzahl der verendeten Milben festgestellt werden.

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Wie viele Bienen sind aktuell bei kalten Temperaturen in einer Wabengassen (wenn es um die Null Grad) hat?
Es handelt sich um rund 1500 Bienen und ein Volk sollte mehr als 5000 haben, also mindestens 3-4 Wabengassen sollten besetzt sein.

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Wann wird Oxalsäure gesprüht, verdampft oder geträufelt
Oxalsäure kann auf drei Arten zu Bekämpfung der Varroamilbe im brutfreien Zustand von Bienenvölkern angewendet werden: Träufeln Geträufelt wird die Oxalsäure in die besetzten Wabengassen der Bienenvölker. Je kälter es ist, um so enger sitzt die Bienentraube, je enger die Traube sitzt, um so besser kann die eingeträufelte Oxalsäure wirken. Sie wird dabei besser von den Bienen unter sich verteilt und beinahe jede Biene kommt mit der Säure in Kontakt. Verdampfen Das Gegenteil ist beim Verdampfen der Fall. Hier sollte kaum ein Flugbetrieb herrschen und die optimale Temperatur liegt bei rund 10° Celsius. In diesem Fall sitzt die Bienentraube in der Beute relativ locker und die im Stock zum Verdampfen gebrachte Oxalsäure kann sich zwischen den Bienen am besten verteilen und so auf die Varroamilbe einwirken. Sprühen Die Sprühmethode ist im Winter eigentlich ungeeignet oder sie kann nur selten angewendet werden. Der vorwiegende Einsatzzweck ist während der Ablegerbildung oder der TuB Methode. Für die Anwendung werden alle mit Bienen besetzten Waben gezogen und die aufsitzenden Bienen mit eine Sprühflasche gefüllt mit der anzuwenden Oxalsäure mit drei bis vier Sprühstößen besprüht.

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Wenn ich den Eindruck habe, dass ein Volk zu wenig Futter hat, kann ich jetzt bei großer Kälte Futterwaben umhängen oder einhängen?
Man kann jetzt auch Futterwaben aus dem Wabenlager einhängen oder aus anderen Völkern umhängen. Es empfiehlt sich jedoch auf wärmere Temperaturen zu warten. Herrschen zu niedrige Temperaturen, kann zum einen die Wabe nur sehr schwer aus der Beute herausgezogen werden und auch die Bienentraube wird zu sehr dabei in Unruhe versetzt. Bei Temperaturen über Null Grad ist dies aber kein Problem. Die Futterwabe wird dabei auch nur am Rand der Bienentraube platziert. Die Bienen schaffen es von selber zum Futter zu gelangen. Es kommt in der Regel nicht vor, dass Völker unter Futterabriss leiden. Es wird zwar immer davon gewarnt, dass Bienen unter Futterabriss verenden, aber wenn ausreichend Bienen im Volk vorhanden sind, dann schaffen es die Völker sich zur nächsten Futterwaben durchzureichen. An Futterabriss verenden nur jene Völker, die zu schwach eingewintert wurden. Zu schwach bedeutet im Oktober unter 5000 Bienen.

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Wie stark sollte ein Volk im November oder Dezember sein um Erfolgreich durch den Winter zu kommen?
Ein Volk mit 3000 Bienen wird noch über den Winter kommen, wird aber keine Frühtracht mehr liefern. Hat ein Volk Ende September rund 5000 Bienen gezählt, hat es im November bzw. Dezember nur noch 4000 bis 4500.

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Kann man jetzt Völker die zu schwach sind noch vereinigen?
Ja man kann auch im November und Dezember schwache Völker vereinigen. Das funktioniert sogar um diese Jahreszeit besonders gut. Aber Vorsicht, im Dezember findet auch die Wintersonnenwende statt und ab diesem Zeitpunkt beginnen die Völker wieder an das Frühjahr zu denken und ab Jänner beginnen zusammen gelegte Völker sich wieder mehr gegenseitig zu bekämpfen.

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Wie kann man ein schwaches Volk im Frühjahr sanieren?
Zur Salweide kann man einen schwaches Volk durch aufsetzen auf ein starkes Volk über einem Absperrgitter sanieren. Dabei unterstützen die Arbeiterinnen des starken Volks jene des schwachen Volks so erreicht auch das schwache Volk eine optimale Ausgangssituation für den Saisonstart.  Getrennt werden müssen die beiden Völker auf alle Fälle spätestens zu Beginn der Kirschblüte. Bleiben die Völker weiter über dem Absperrgitter vereinigt, kann es schon mal vorkommen, dass eine Königin vom Volk eliminiert wird. 

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Ist es schlimm am Gitterboden sehr viel Totenfall zu finden?
Wenn es draußen kalt ist, findet man am Gitterboden wesentlich mehr Totenfall. Bienen können aufgrund der Kälte nicht das Volk zum sterben verlassen und fallen daher aus der Traube auf den Gitterboden. Den Boden braucht man nicht ausräumen, sobald es wärmer wird, räumen die Bienen den Boden selber frei. Das ist auch der Grund, warum man die übrige Zeit eher weniger tote Bienen findet. Wenn es sehr lange kalt ist, sind zwei bis drei Honiggläser (1/2 kg Glas) voll Bienen durchaus normal und nicht besorgniserregend.

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Wie viele Völker sollten auf einem Bienenstand maximal stehen?
Wenn man zu große Stände hat, also mehr als 20 Völker ist die Gefahr sehr groß, dass Räuberei entsteht. Wenn man alle Völker durcharbeiten muss, braucht man zu lange bis man fertig ist. Da beginnt relativ rasch die Räuberei. Optimal sind je Bienenstand  10 Wirtschaftsvölker und 10 Jungvölker. Ansonsten gibt es keine Einschränkung in Bezug auf die Völkeranzahl, auch nicht auf die Honigernte. Zur Völkeranzahl an einem Bienenstand hat es Studien gegeben und es konnte dabei tatsächlich nicht festgestellt werden ob es auf den Honigertrag Auswirkungen hat. Wichtiger ist dabei wo die Völker stehen und welche Tracht es im Umfeld gibt. Es ist ein gutes Beispiel dafür, dass nicht alles wissenschaftlich erfasst werden, obwohl es dazu sehr viele Untersuchungen gegeben hat.

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Ist Schwitzwasser unter der Folie im Winter ein Problem für die Völker?
Schwitzwasser unter der Folie ist im Winter kein Problem. Durch die Aufsteigende Wärme in der Beute entsteht Schwitzwasser. Bienen nutzen die Feuchtigkeit zum aufbereiten des Honigs und wenn Waben etwas Schimmlig werden, die Bienen bekommen das selber im Frühjahr wieder hin diesen zu entfernen.

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Wie kommen diese Aussagen und Antworten zustande? Wie kann man jetzt unterscheiden zwischen Stammtischgerede und wissenschaftlich fundierten Aussagen?

Pia Aumeier und Gerhard LIebig stellen ihre Behauptungen auf, weil sie diese Behauptungen mit Zahlen und Fakten auch belegen können. Dies kann aber jeder für sich selber nachprüfen.

Auch eine Überprüfung der Daten ist möglich und anhand dieser kann man feststellen, ob diese gewürfelt wurden oder real ermittelt wurden. Zumal dies nicht immer ganz einfach ist und auch etwas wissenschaftliche Erfahrung im Bereich der Forschung dafür notwendig sein wird.

Wie kann man „Bordsteinkommandantentum“ beseitigen und langjährige behauptete Erfahrung widerlegen?

Aussagen einfach mit Kontrollvölkern überprüfen. Zum Beispiel die Aussage Völker entwickeln sich besser wenn sie gegen Kälte eingepackt sind. Man nehme 10 Völker die mit einer speziellen Wärmedämmung eingepackt werden und 10 Völker in gewöhnlichen Beuten, stellt diese an ein und den selben Bienenstand um auch die selbe Witterung vorzufinden. Während der Wintermonate schätzt man regelmäßig die jeweiligen Volksstärken und trägt sie in eine Tabelle ein. Dieses Experiment führt man zumindest über zwei Winter konsequent durch und beobachtet dabei wie sich im Frühjahr die Volksstärke entwickelt. Die Ergebnisse werden überraschen. Man wird keinen relevanten Unterschied feststellen können. Wer es nicht glaub oder behauptet, dass er dies nicht brauche um dies festzustellen, dann handelt es sich um eine einfach dahingesagte wertlose Aussage der man keinen glauben schenken sollte.

Man glaubt sehr schnell alles verstanden zu haben und glaubt bereits auch bereits nach ein zwei Saisonen alles verstanden zu haben. Aber man braucht einige Jahre um es wirklich zu verstehen. Erfahrung kann man natürlich nicht einfach so wegwischen. Dazu ist aber viel Mühe und sehr viele Völker notwendig, um entsprechende Erfahrung zu sammeln. Gute Erfahrung ist schön und gut, aber diese muss auch mit anderen Alternativen verglichen werden.

Imkerinnen und Imker sind oft so beschäftigt mit ihren sinnlosen Arbeiten und werden dadurch von den wenigen wichtigen Dingen abgelenkt, um das wesentliche dann zu übersehen.

Dr. Pia Aumeier

Abschließend noch eine eigene Anmerkung zur Selbsteinschätzung:

Dunning-Kruger-Effekt bezeichnet die kognitive Verzerrung im Selbstverständnis inkompetenter Menschen, das eigene Wissen und Können zu überschätzen. Diese Neigung beruht auf der Unfähigkeit, sich selbst mittels Metakognition objektiv zu beurteilen. Der Begriff geht auf eine Publikation von David Dunning und Justin Kruger im Jahr 1999 zurück.

Quelle: Wikipedia

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