Leserbrief zur Dezember-Ausgabe Bienen aktuell

Einige von Euch werden möglicherweise den Artikel „Infoblock Dezember – Pläne für die neue Saison“ von IM WL Albert Schittenhelm der Dezember-Ausgabe in der Zeitschrift Bienen aktuell gelesen haben. Eigentlich fing der Artikel gut an und verwies auf viele Unwahrheiten die im Internet und in sozialen Medien geteilt werden. Leider rutschte er dann selber in die gleiche Nische ab und begann Tipps und Weisheiten zu verbreiten die jeder Grundlage entbehren. Da konnte ich nicht anders und verfasste an den Autor und die Redaktion einen Leserbrief um meine Meinung zum Besten zu geben. Aber lest selber meine Meinung.

Sehr geehrte Redaktion der Zeitschrift Bienen aktuell

Ich möchte zum Infoblock Dezember „Pläne für die neue Saison“ in der Zeitschrift Bienen aktuell von IM WL Albert Schittenhelm Stellungnehmen.

Im Absatz – Wo soll die Reise hingehen? – empfiehlt der Autor als Tipp die Vermehrung aus dem Kunstschwarm gegenüber einer Ablegerbildung den Vorzug zu geben. Für mich stellt sich die Frage: Aus welcher Quelle kommt diese Empfehlung? Ist dies wissenschaftlich belegt, gibt es dazu Untersuchungen oder handelt es sich auch nur um jahrelanges wiedergegebenes Stammtischgeschwätz von Imkern 70+?

Warum sollte man sich bei der brutlosen Vermehrung viel leichter tun? Wie kann man aus einem Kunstschwarm ein neues Volk bilden? Nur durch Zukauf einer Königin oder man züchtet diese in einen Sammelbrutableger selbst. Vielleicht gibt es aber Imker*innen die sich keine Königinnen selbst züchten können oder gar kaufen wollen. Es ist doch wesentlich einfacher Jungvölker aus einem Bruträhmchen mit guter Bienenbesetzung (ca. 2000) unter Beigabe eines Futterrähmchen und zweier Rähmchen mit eingelöteten Mittelwänden zur Kirschblüte in einer neuen Beute zu bilden.

Es ist wissenschaftlich ausführlich mit Studien belegt, dass diese bis in den Spätsommer zu einem starken Wirtschaftsvolk heranwachsen und erfolgreich für den Winter heranwachsen. Nach drei Wochen sind auch diese brutfrei wie ein Kunstschwarm und können mit Oxalsäure behandelt werden. Der Vorteil dabei, man braucht sich nicht um die Königin kümmern, das besorgt das Volk selbst und in vier bis fünf Wochen beginnt nach dem Hochzeitsflug die neu begattete Prinzessin mit der Eiablage und startet so richtig durch. Danach müssen nur mehr bis in den Spätsommer langsam ein Rähmchen nach dem anderen zugeben werden, bis die Kiste voll ist. Daher wo ist hier der Aufwand? Im Gegenteil, ich erspare mir den Preis für den Ankauf oder den Aufwand für die Zucht der benötigten Königin.

Als kleiner Nebeneffekt wird durch die Brutwabenentnahme auch der Schwarmtrieb reduziert. Auch auf den Honigertrag hat diese Entnahme nachweislich keine negativen Auswirkungen. Beim Kunstschwarm hingegen darf dies jedoch angezweifelt werden, denn wie auch im Artikel erwähnt, werden rund 5000 Bienen entnommen und da wird schon die Honigernte etwas schwächer ausfallen, nimmt man die Bienen nicht aus mehreren Völkern.

Im nächsten Abschnitt „Imkern im Jumbo- oder Dadantmaß“ spricht Herr IM WL Herbert Schittenhelm davon, dass im Frühjahr zu beobachten sei, dass die Brutentwicklung besser und schöner funktioniere. Auch hier die Frage: Worauf basiert auch diese Annahme? Gibt es auch dazu Studien oder einen wissenschaftlichen Nachweis? Ich kenne nur Studien, die belegen, dass kein Unterschied in der Entwicklung zwischen ein oder zweizargig geführten Völkern festzustellen ist. Selbiges gilt für die Aussage, dass sich die Königin oft ziert den Spalt zwischen den zwei Zargen zu überwinden. Gibt es da nicht den sogenannten Bee-Space und ist der nicht zwischen den Rähmchen genauso groß wie zwischen Ober- und Unterträger zweier aufeinandersitzender Zargen? Unabhängig davon wird bei starken Wirtschaftsvölkern keine eigene Brutzarge im Frühjahr aufgesetzt, denn diese überwintern ausreichend eingefüttert auf zwei Zargen und sollten im Frühling längst in der oberen Zarge dem eingelagerten Futter folgend angekommen sein.

Aber möglicherweise hat er einer entsprechenden Anzahl an Referenzvölkern den Selbstversuch am gleichen Bienenstand mit gleichen Bedingungen durchgeführt und kann den Beleg dafür erbringen. Dann aber bitte hier auch die Daten dazu liefern oder nicht solche Behauptungen aufstellen und für Verwirrung in der Imkerschaft sorgen.

Es ist schon erstaunlich, dass Herr IM WL Albert Schittenhelm im ersten Kapitel davon schreibt, dass Imker*innen von sozialen Medien und Empfehlungen von anderen vermeintlichen Imkerkolleg*innen zur falschen Betriebsweise und Maßnahme verleitet werden, erkennt aber selber nicht, dass er ins selbe Horn bläst und auch falsche Tatsachen verbreitet.

Ich könnte jetzt noch Argumente zum Thema totale Brutentnahme und Wabenumtrieb liefern, aber das würde diesen Beitrag sprengen. Ich vertrete nur die Meinung als Fachexperte, und als solchen schätze ich Ihn sehr, sollte man in seinen Beiträgen sachlich und bei den Tatsachen bleiben und nicht Empfehlungen aussprechen, die nicht belegbar sind. Weiters nährt sich bei mir der Verdacht, dass sich der Autor mit der zweizargigen Betriebsweise nur unzureichend auseinandergesetzt hat, ansonst würde er diese nicht so sehr kritisieren.

Mit besten Grüßen

Dipl.-Ing. Michael Eichinger BSc


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