In dieser Beitragsserie möchte ich Euch die nicht so weit verbreitete Möglichkeit der Varroamilbenbehandlung mit „Teilen und Behandeln“ näher erläutern und auch am Beispiel meiner Völker zeigen. Bei Wirtschaftsvölkern gibt es zwei empfehlenswerte Methoden für die Spätsommerpflege zur Reduktion der Vorroamilbe. Die klassische Ameisensäure-Behandlung und eben die zu favorisierende und schonendste Methode des Teilens und Behandelns.
Aktuell Mitte Juli braucht sich die Imkerin oder der Imker keine Sorgen machen was die Varroazahlen in den Wirtschaftsvölkern angeht. Voraussetzung dafür ist, dass die Völker entsprechend im Winter behandelt wurden und gut durchgestartet sind, regelmäßig Drohnenbrut geschnitten und Ablegervölker gebildet wurden. Erst nach der Honigernte überlegt man sich welche Art der Spätsommerpflege man anwendet. Dazu ist eine Diagnose notwendig.
Mit der Lindenblüte, jedoch spätestens mit dem Abblühen der Sonnenblumenfelder geht Ende Juli die Sommertracht zu Ende. Die Honigräume werden eingesammelt und abgeschleudert. Als nächstes folgt die Spätsommerpflege der Bienenvölker. Es gilt die Varroamilbe entsprechend zu dezimieren, um gesunde und starke Völker neuerlich in den Winter zu führen. Am besten funktioniert dies mit der Ameisensäure. Allerdings ist die Wirkung der Ameisensäure sehr stark von der Witterung abhängig. Sie verdunstet sehr schlecht bei kaltem Wetter und sie kann ihre Wirkung nicht gut entfalten. Darüber hinaus leidet die Brut unter der Einwirkung der Säuredämpfe und manchmal kann es zu umfangreichen Brutschäden führen.
Für Betriebsweisen mit gleichgroßen Zargen und zwei Bruträumen lautet die Alternative: „Teilen und Behandeln“, kurz TuB. Dabei entstehen jeweils brutfreie Zargen und diese können dann mit Oxalsäure einfach und wirksam besprüht werden ohne Brutschäden zu verursachen. Dazu wird für jedes Wirtschaftsvolk ein zweiter Boden und eine zweite Abdeckung (Folie, Innendeckel und Blechdeckel) benötigt. Die Volksteilung beginnt mit dem Abheben des ausgeschleuderten Honigraums. In der oberen Brutzarge wird die Königin gesucht, gekäfigt und in den exHonigraum gegeben. Dieser exHonigraum, der auch als Flugling bezeichnet wird, wird auf den ursprünglichen Boden des Wirtschaftsvolkes gestellt. Die beiden nun weisellosen Brutzargen mit ausreichender Brut werde auf den neuen Boden neben oder auf den Flugling (ex Honigraum) gestellt. Danach werden alle vom Brutvolk (Brutling) abfliegenden Bienen in den Flugling beim ursprünglichen Flugloch einfliegen und dort die Königin pflegen und neue Brut aufziehen. Der weisellose Brutling wird sich eine Nachschaffungskönigin ziehen und in 21 Tagen nach der Trennung auch brutfrei sein. Beide Teile können zum Zeitpunkt wo sie brutfrei sind mit Oxalsäure wie bei der Winterbehandlung gegen die Varroa behandelt werden. Nach Abschluss der Behandlung können im Oktober oder November die beiden Völker entweder getrennt bleiben oder zu einem starken Wirtschaftsvolk wiedervereinigt werden. Aber schön langsam alles der Reihe nach Schritt für Schritt.
Teilen und Behandeln – Vorbereitungen
Mitte Juli muss der Fokus jeder Imkerin und jedes Imkers auf
- das Abernten der Witschaftsvölker,
- die Vermeidung von Räuberei,
- die Futterversorgung der Jung- und Altvölker und
- auf eine Varroabefalls-Ermittlung gerichtet sein.
Beim Abernten der Witschaftsvölker gilt die grundsätzliche Regel, dass der Honig unterhalb des Absperrgitters den Bienen gehört und dort belassen werden sollte. Es handelt sich dabei um rund 20% des von den Bienen eingetragenen Honigs. Daher ist es auch besonders wichtig, dass Wirtschaftsvölker auf zwei Brutzargen sitzen und somit über genügend Platz für Futter verfügen. Dies bedeutet zwar eine etwas geringere Honigernte, aber viel weniger Sorgen um die Bienen und das ist es allemal wert.
Nachdem die Honigräume abgeerntet wurden, werden sie nach dem Ausschleudern auf die Wirtschaftsvölker zum Putzen wieder aufgesetzt. Es darf danach nicht sofort mit dem Teilen und Behandeln begonnen werden, das Risiko damit Räuberei am Bienenstand einzuleiten wäre viel zu groß. Damit diese Zeit auch sinnvoll überbrückt wird, kann man für diese zwei bis drei Tage zur Diagnose des Varroamilbenbefalls die Stockwindel in den Gitterboden einschieben. Ergibt die Diagnose einen natürlichen Milbentotenfall von weniger als 30 Milben täglich, kann TuB ohne Probleme durchgeführt werden. Liegt der Befall wesentlich höher, wird davon tunlichst abgeraten. Der Brutling würde die 21 Tage bis zur Oxalsäurebehandlung nicht schaffen und zusammenbrechen. Daher immer erst die Diagnose und danach die Behandlung ausrichten.
Für das TuB bereitet man sich bereits im Vorfeld folgende Dinge vor:
- einen Gitterboden mit eingeengtem Flugloch,
- eine zusätzliche Folie,
- einen weiteren Innendeckel,
- einen weiteren Blechdeckel und
- einen bereits mit Futterteig oder Marshmallow verschlossenen Königinnenkäfig.
Schritt 1: Flugling bilden
Die geputzte Honigraumzarge wird vom Volk abgehoben und auf den umgedrehten Blechdeckel neben dem Volk abgestellt. Danach wir das Absperrgitter am oberen Brutraum entfernt.
Nun sucht man in der obersten Brutraumzarge die Königin und steckt sie in einen Königinnenkäfig (Versandkäfig für Königinnen). Dabei wird das aufgebrochene Loch am Rand des Käfigs mit Futterteig oder einem Stück Marshmallow verschlossen. Zusätzlich kann noch der Deckel des Käfigs leicht geöffnet werden, damit die Bienen die Königin noch leichter befreien können. Auf keinen Fall sollte man vergessen den Kunststoffverschluss des Käfigs aufzubrechen. Die Königin könnte sonst nicht freigefressen werden. Der Käfig mit der Königin wird nun kurz zur Seite in den Schatten gelegt.
Im nächsten Schritt wird nun der obere Brutraum abgehoben und ebenfalls zur Seite gestellt. Dabei kann man gleich das Gewicht schätzen um festzustellen, dass ob noch genug Futter in der Zarge ist. Gleiches wird auch mit dem unteren Brutraum gemacht.
Auf den verbleibenden Gitterboden wird nun der exHonigraum gestellt und auf die Oberträger der Rähmchen die gekäfigte Königin gelegt. Zuletzt wird noch die Folie darüber gelegt und die Zarge mit dem umgedrehten Innendeckl die Beute verschlossen.
Wenn es ein richtiger Innendeckel ist, hat dieser auf einer Seite eine etwa ein bis zwei Zentimeter große Vertiefung. Da der Käfig ja auf den Oberträgern liegt, würde ansonsten der Innendeckel nicht mehr plan aufliegen und ein weiteres Flugloch bilden.
Den Abschluss bildet dann der Blechaußendeckel. Fertig ist der Flugling und die Flugbienen können bereits einfliegen.
Schritt 2: Brutling bilden
Um den Brutling zu bilden stellt man nun den vorbereiteten zusätzlichen Gitterboden auf den Flugling, er kann auch nebenan stehen, und setzt darauf die untere Brutraumzarge auf. Darüber folgt der zweite Brutraum, die Folie, der Innendeckel und der Blechaußendeckel. Fertig ist auch der weisellose Brutling.
In meinem Fall werde ich versuchen jeweils ein weiteres Volk mit TuB zu erstellen. Dazu muss jedoch sowohl der Flugling als auch der Brutling bis in den Oktober mehr als 5.000 Winterbienen bilden, damit er auch stark durch den Winter geführt werden kann. Wir werden ja im Oktober sehen ob dies gelingt.
Das Thema Teilen und Behandeln wirft eine Menge an zusätzlicher Fragen auf. Ich habe daher in den FAQ unter der Gruppierung „Teilen und Behandeln“ versucht viele dieser Fragen schon im Vorfeld zu beantworten. Es lohnt sich auch dort nachzulesen.
Schritt 3: Behandlung des Fluglings
Ein bis zwei Tage nach dem Teilen in Flugling und Brutling, wenn der Flugling durch abfliegen der Flugbienen aus dem Brutling endgültig gebildet wurde, wird die Sprühbehandlung mit Oxalsäure vorgenommen. Genauer gesagt, setze ich für die Sprühbehandlung Oxuvar® 5,7 % der Firma Andermatt Biovet GmbH ein.
Wurde der Brutling auf den Flugling gesetzt, muss er zuvor abgehoben und zur Seite gestellt werden. Dazu verwendet man am besten einen Wandergurt, den man um den Boden, die beiden Brutraumzargen und den Innendeckel schlingt. In den späten Abendstunden wird Wabe für Wabe gezogen, um die engsitzende Bienentraube von allen Seiten mit zwei bis drei Sprühstößen aus einer Sprühflasche zu benetzen. Anschließend wird die Beute wieder verschlossen und der Brutling kann wieder am Flugling geparkt werden.
Am Bienenstand in Aggsbach habe ich die Völker Nr. 3 und 4 nach dem Prinzip des Teilen und Behandeln bearbeitet. Links sieht man am obigen Bild die beiden Fluglinge mit den bereits behandelten und in eilagebefindlichen Königinnen. Rechts stehen die beiden Brutlinge. Beide sind aktuell weisellos und sitzen auf zwei Brutzargen. In der nächsten Schrit in 21 Tagen werden die beiden Völker mit den Jungköniginnen eingeengt und auf eine Zarge reduziert. Ein bis zwei Tage später werden auch diese mit Oxalsäure behandelt. Aber mehr davon in drei Wochen nach meinem Urlaub.
Ich wünsche Euch noch einen schönen Sommerausklang und bleibt mir erhalten.
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