Nach dem Abbruch der Varroabehandlung habe ich das Volk Nr 1, welches das etwas schwächere von meinen großen Ablegern ist, mit rund 2 kg Zuckerwasser gefüttert. Es fehlt doch noch etwas Futter und ich dache mir, es könne nicht schaden nach dem Stress den die Behandlung verursachte. Volk Nr 2, welches unmittelbar daneben steht, fütterte ich nicht. Da sind schon einige Kilogramm Futter eingetragen und ich möchte es mit dem Volk Nr 1 gleich ziehen.
Nachdem ich eine Stunde später, es herrschte schönes sonniges Wetter mit rund 27 Grad, beim Volk vorbei schaute, stellte ich genau bei diesem Volk einen sehr starken Flugbetrieb fest. Alle anderen drei Völker verhielten sich relativ ruhig und unauffällig. Da kam mir plötzlich in den Sinn: Geht da vielleicht eine Räuberei gerade über die Bühne? Mit diesem Gedanke begann ich in meinen Büchern nachzulesen und mich im Internet zu informieren.
Was ist Räuberei?
Von einer Räuberei spricht man dann, wenn ein stärkeres Volk während der Tracht freien Zeit ein anderes schwächeres Volk um seine Vorräte bringt. Es liegt in der Natur der Sache: Schwächere Völker müssen den stärkeren Völkern weichen wenn Futtermangel herrscht. Nur so können die stärksten Völker auch überleben. Meist geht dadurch das schwache Volk zu Grunde und verhungert, oder es bettelt sich bei anderen Völkern ein und gibt den eigenen Stock auf. Ist eine Räuberei mal im Gange, kann sie kaum oder nur schwer gestoppt werden.
Vermeiden der Räuberei nach dem Abschleudern
Nach dem Abschleudern ist auch meist die Tracht vorbei und die Bienen finden nur mehr wenig Nektar zum Honigeinlagern. Passt der Imker beim Abräumen der Beuten nicht auf, kann es schon mal vorkommen, dass Nachbarvölker die Gelegenheit nutzen und über die abgeräumten Völker herfallen und sich auch den restlichen Honig holen. Es ist daher besonders wichtig hier einige Grundregeln einzuhalten.
- Auf keinen Fall dürfen die Waben im Freien für die Bienen zum ausschlecken aufgestellt werden. Sie sollten zum Ausschlecken und reparieren über die Völker aufgesetzt werden. Entdeckelungsgeschirr, Schleuder und Siebe dürfen niemals im Freien stehen.
- Vorsicht mit honigfeuchten Waben: Diese sind besonders gefährdet und Bienen sind verrückt darauf. Niemals tagsüber in die Völker zurück hängen. Bekommen es die Nachbarvölker mit, ist es schon geschehen und das Volk wird Opfer der Räuberei.
- Besser ist es Abends die Ernte der Honigwaben vorzunehmen. Man sagt zwar die Honigwaben sollen am Morgen eingesammelt werden, da ist der Honig schon getrocknet und kein frischer neu eingetragen, aber honigt es gerade nicht, ist der Honig auch am Abend trocken genug.
- Zügig die Waben entnehmen, sonst stürzen sich die Bienen auf die frisch duftenden Waben. Kommt schon während des Abräumens eine Räuberei in Gang, rasch mit dem Abräumen fertig werden. Passiert dies eben in den Abendstunden, so wird die Räuberei durch die Dunkelheit unterbrochen und die Völker beruhigen während der Nacht von alleine.
Räuberei beim Füttern vermeiden
Oft kommt es vor, dass eben beim Auffüttern der Völker eine Räuberei entsteht. Da ist es unerheblich ob alle Völker gleichzeitig gefüttert werden oder nur einige wenige. Verhindert werden kann sie nur dann, wenn folgende Regeln eingehalten werden:
- Wichtig ist es sauber zu arbeiten. Schüttet man irrtümlich flüssiges Zuckerwasser oder Futter aus, muss dies rasch mit Wasser stark verdünnt werden, um nicht andere Völker darauf aufmerksam zu machen.
- Die beste Tageszeit für die Auffütterrung ist der Abend, wenn die meisten Flugbienen bereits zurück im Volk sind.
- Während der Fütterung ist es ratsam das Flugloch einzuengen um auch etwas schwächeren Völkern die Möglichkeit zu geben die Beute besser verteidigen zu können.
- Verwendetes Futtergeschirr wie Kanister, Flaschen oder andere Behälter sollten abgedichtet und verschlossen sein. Niemals das Flüssigfutter in Kübeln offen transportieren. Auch aufgesetzte Futterzargen dürften durch undichte Stellen keine zusätzlichen Einfluglöcher aufweisen.
- Futtersirup statt Zuckerwasser oder Honigwasser ist besser. Er duftet weniger. Wird Futterteig verwendet, gibt es kaum Räuberei.
- Ableger werden meist flüssig gefüttert. Daher ist es hier besonders wichtig sie abseits aufzustellen und das Flugloch auf das notwendigste einzuschränken.
Woran erkenne ich nun ob ein Volk gerade ausgeraubt wird?
- So wie in meinem Fall herrscht sehr starker Flugbetrieb vor dem Flugloch. Hecktischer Betrieb und Kämpfe am Flugloch sind zu beobachten. Meist wurden jedoch bereits vor allem bei schwachen Völkern die Wächterrinnen überrannt.
- Fluglöcher sind oft mit Honig verschmiert
- Wachskrümel im Boden und Verdeckelungswachs auf dem Anflugbrett sind ein typisches Zeichen.
- Starke Gewichstreduktion der Beuten als Zeichen dass die Vorräte zu Ende gehen
- Öffnet man den Beutendeckel,fliegen die Räuberbienen hektisch auf, was untypisch für die Bienen ansonst ist.
Wie kann man nun eine Räuberei unterbinden?
Die rasche Reaktion ist besonders wichtig. Ausgeraubte Völker sind ansonsten dem Hungertod geweiht und geben in der Regel ihre Beute auf. Die wichtigsten Sofortmaßnahmen sind daher:
- Völker die gerade ausgeraubt werden wegstellen. Das Volk kann nur gerettet werden, indem man es aus dem Flugradius des Räuberischen Volks entfernt. Es muss daher mehr als 3 Kilometer entfernt aufgestellt werden.
- Am alten Standort muss eine leere Beute ohne Rähmchen aufgestellt werden. Nur so können auch die Nachbarvölker geschützt werden. Tut man dies nicht, entsteht ein Dominoeffekt und die Räuber greifen das nächste Volk an. Eine leere Beute wird jedoch von den Bienen weiter angeflogen und sie erkennen bald, dass hier nichts mehr zu holen gibt. Die Lage beruhigt sich danach von selber.
- Vorbeugen kann man auch mit kleineren Plätzen. Mehrere Plätze mit wenigen Völkern ist oft besser als viele Völker auf einem großen Platz.
Nachdem ich nun meine neu gewonnenen Erkenntnisse abgewogen hatte, war ich davon überzeugt, dass keine Räuberei im Gange war. Ein Blick auf die Stockwaage bestätigte mir auch diese Erkenntnis. Warum konnte ich jedoch trotzdem so einen regen Flugbetrieb wahrnehmen? Dafür gibt es eine ganz einfache Erklärung: Nachdem ich das Futter direkt in die Futtertasche gefüllt hatte und die erste Biene dies erkannten, verständigte sie über den Schwänzeltanz alle übrigen im Stock. Die Information lautete: In unmittelbarer Nähe unserer Beute gibt es große Mengen an Futter. Daraufhin machten sich die Sammlerinnen auf den Weg und suchten die Nähe der Beute ab. Nachdem sie jedoch außerhalb des Stocks nicht fündig wurden flogen sie nur hektisch rund um die Beute herum und suchten weiter nach dem Futter. Es dauert einige Stunden bis die Bienen verstanden haben, dass das Futter ja bereits in der Beute sich befindet und lediglich umgetragen werden muss. Am späteren Nachmittag war dann auch der Spuck wieder vorbei.
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